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Kopenhagener Deutung

Quantenphysik

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Basiswissen


Die sogenannte Kopenhagener Deutung der Quantenphysik war ein Versuch, die anschaulich nicht fassbaren Befunde der Quantenphysik, wie bis zum Jahr 1927 bekannt, zu interpretieren. Die Kernaussage ist: man muss auf eine anschauliche Deutung der physikalischen Realität verzichten. Diese Deutung ist hier vor allem mit original Zitaten der damals beteiligten Physiker, vor allem Niels Bohr und Werner Heisenberg, kurz vorgestellt.

Die Umstände der Entstehung


  • Die Kopenhagener Deutung entstand in der Zeit um 1926 bis 1927[9].
  • Die zwei wesentlichen Urheber waren Niels Bohr[11] und Werner Heisenberg[12].[22]
  • Einfluss hatten unter anderem auch Erwin Schrödinger[13], Albert Einstein[14], Max Born[15] und Wolfgang Pauli[16].
  • Die Gespräche waren wohl auch menschlich sehr anstrengend[21].

Die Problemlage um das Jahr 1925


Seit dem Ende des ersten Weltkrieges vermehrten sich tiefgreifende, konzeptionelle Probleme in der Deutung von Versuchsergebnissen. Das alte Denken im Sinne einer klassischen Physik, mit Elektronen auf Bahnen, mit Kausalität und eindeutigen Zuständen fügte sich nicht mehr zu stimmigen Gesamtbildern.

  • a) Das Verhalten einzelner Quantenobjekte ließ sich nicht mehr vorausberechnen. Photonen[47] und Elektronen[19][45][46] zeigten nur noch im statistischen Mittel ein zuverlässiges Verhalten.
  • b) Objekte wie Elektronen in Atomen schienen zu sprunghaften Änderungen ihrer Zustände und ein Durchlaufen von Zwischenzuständen in der Lage zu sein. Man sprach vom sogenannten Quantensprung[17] ↗
  • c) Photonen zeigten beim Doppelspaltexperiment ein Verhalten, dass jede Vorstellung von einer Flugbahn in Absurditäten führte. Man begann an der Idee von Bewegungsbahnen zu zweifeln.
  • d) Um verschiedene Experimente zu deuten, musste man auf unterschiedliche und untereinander unverträgliche Modelle zurückgreifen, nämlich das Teilchen- und das Wellenbild. Niels Bohr prägte dafür den Begriff der Komplementarität[18] ↗
  • e) Das Subjekt des Experimentators schien einen unvermeidlichen Einfluss auf die Messergebnisse zu haben. Der Grund dafür war aber nicht eine Störung durch die Messung, sondern eine untrennbare Verbindung von einem beobachtendem Subjekt und dem beobachtetem Objekt. Damit war das Gebot der Objektivität der klassischen Physik bedroht.[56]
  • f) Eine anschauliche Vorstellung der submikroskopischen Welt als verkleinerte Welt des Makrokosmos erschien zunehmend unmöglich.[67]

Ernsthafte Probleme mit der anschaulichen Vorstellung der physikalischen Welt hatten zuvor schon die Ideen wie des Lichtäthers, der elektromagnetischen Wellen und überhaupt von Materie[61] und Determinismus[62] aufgeworfen. Das ging so weit, dass man Ende des 19ten Jahrhunderts die Realität einer physikalischen Welt außerhalb unseres Bewusstseins anzweifelte[26], zumindest aber doch ihre Erkennbarkeit[27]. Und auch das Problem von Subjekt und Objekt, von Leib und Seele oder Materie und Geist hatte sich seit Jahrhunderten ohne Lösung durch die Geschichte der Physik gezogen, oft eng begleitet vom Problem des Freien Willens.[58] In den 1920er Jahren drängte eine Fülle völlig unerklärlicher Versuchsergebnisse solche Probleme unabwendbar auf.[59] Eine Haltung zu diesem Problemgemenge zu finden war ein Anliegen der Autoren der Kopenhagener Deutung.

Die Kernaussage


Niels Bohr ging davon aus, dass man zur Beschreibung von Vorgängen in Atomen das Teilchenbild gleichzeitig neben dem dazu widersprüchlichen Wellenbild bestehen lassen sollte[18]. Und Bohr zufolge kann man Teilchen außerhalb eines Experimentes[23] oder sogar zwischen zwei sicheren Ereignissen innerhalb eines Experimentes[49] keine Eigenschaften zuschreiben. Zulässig ist nur eine Beschreibung dessen, was man direkt beobachten könne, und das seien im Wesentlichen die Anzeigen der Messinstrumente.[60] Heisenberg gestand dazu passend ein, dass man auf eine anschauliche, realistische Vorstellung der Vorgänge wohl verzichten müsse.[19]

MERKSATZ:

1.0 Sicher ist nur, was man direkt als Messergebnis beobachten kann. Darüberhinaus kann man keine Aussagen über Eigenschaften von Objekten treffen. Auf eine anschauliche Deutung der Objekte der Quantenwelt muss man damit verzichten.

Das ist eine beachtliche Haltung, in einer extremen Auslegung sogar antirealistisch.[69] Bohr[44] will offensichtlich widerspüchliche Sichten gleichzeitig für wahr halten[32] und die Frage nach dem Wesen der Teilchen ignorieren[48]. Und Heisenberg verzichtet darauf, die Wirklichkeit umfassend verstehen zu wollen[33], zumindest vorläufig[56]. Hier wird noch einmal deutlich, dass nicht gedeutet wird, was die Objekte der Quantenwelt wirklich sind. Gerade auf diese Deutung soll bewusst verzichtet werden.[34] Dieser Verzicht klang bereits in Immanuel Kants "Ding an Sich" an.[52]

Die Kopenhagener Deutung als Verzicht einer Deutung


Die Kopenhagener Deutung deutet NICHT das Wesen der physikalischen Realität. Sie ist keine Deutung, was eine Welle oder ein Teilchen oder ein Atom ist. Die Kopenhagener Deutung ist vielmehr eine Deutung dessen, was wir über die physikalische Realität überhaupt wissen können und was nicht.[56] In einem Lexikon der Philosophie[51] werden dazu die Fachworte ontisch und epistemisch verwendet:

MERKSATZ:

2.0 Die Kopenhagener Deutung ist keine ontische Deutung der Realitität sondern eine epistemische Deutung unserer Erkenntnisfähigkeit über diese Realität.

Ontisch heißt so viel wie auf die Wirklichkeit bezogen, das wirklich Seiende betreffend: "Eine individuell und ontisch interpretierte Quantenmechanik bezieht sich auf einzelne, reale Mikrosysteme und deren Verhalten"[51]. Aber genau diese Deutung lieferte die Kopenhagener Deutung (K. D.) nicht, sondern nur eine Deutung unsererer Erkenntnisfähigkeit: "Bei der K. D. handelt es sich um eine viel schwächere, epistemische Deutung: Die Terme des Formalismus beziehen sich der K. D. zufolge nicht auf Mikrosysteme oder Ensembles von Mikrosystemen, sondern auf unsere intersubjektive objektivierbare Kenntnissituation über deren Zustand."[51] Das heißt, Heisenberg und Bohr haben den Kern dessen herausgearbeitet haben, was wir objektiv über die Wirklichkeit erfahren können. Siehe auch Objektivität ↗

Die Kopenhagener Deutung ist also keine Deutung der physikalischen Realität, sondern eine Deutung unserer Fähigkeit, die physikalischen Realität erkennen zu können.

Ein sehr gutes Beispiel für diesen Verzicht, weiter nach dem eigentlichen Wesen und Sein der Dinge zu fragen lieferte der Physiker Paul Dirac im Jahr 1930. Die Quantephysik kann Messerergebnisse vorhersagen, aber Fragen danach, was zwischen zwei Messungen passierte, machen keinen Sinn:


ZITAT:

"Das einzige Ziel der theoretischen Physik ist die Berechnung von Ergebnissen, die mit Experimenten verglichen werden können. Es ist nicht nötig eine befriedigende Beschreibung des gesamten Ablaufs zu geben."[64]


Nur Handlungsanweisungen zur Manipulation mathematischer Gleichungen sind wichtig. Und in ihnen erschöpft sich jede Deutung.[66]

Dieser Verzicht muss aber nicht heißen, dass man zwangsläufig auch eine Realität hinter den beobachteten und vorhergesagten Phänomenen leugnen muss. Nur fragt man eben nicht mehr danach:


ZITAT:

"Es wird keine Beschreibung des Systemzustands verwendet, weder durch Zustandsvektoren noch auf andere Weise. Unsere Theorie scheint die Existenz absoluter Realität zu leugnen – eine Leugnung, die für viele inakzeptabel ist. Mir scheint jedoch, dass es in unseren Schlussfolgerungen nicht notwendig ist, so weit zu gehen. Indem man sich nur auf Beobachtungsergebnisse bezieht, leugnet man nicht unbedingt, dass hinter den Beobachtungen etwas Reales steckt – was auch immer das Wort „real“ bedeuten mag. Hinter den Kulissen mag ein beliebiger Anteil altmodischer Realität stecken; nur befasst sich die Quantentheorie nicht damit, sondern nur mit Wahrscheinlichkeiten für Beobachtungsergebnisse."[71]


Zitate zur Kopenhagener Deutung


  • Niels Bohr (1928): Zum Quantenpostulat, "wonach jeder atomare Prozeß einen Zug von Diskontinuitat oder vielmehr Individualität enthalt, der den klassischen Theorien vollständig fremd ist und durch das Plancksche Wirkungsquantum gekennzeichnet ist."[3]
  • Niels Bohr (1928): "Dieses Postulat [das Quantenpostulat] hat einen Verzicht betreffend die kausale raumzeitliche Beschreibung der atomaren Phänomene zur Folge. In der Tat beruht unsere gewöhnliche Beschreibung der Naturerscheinungen letzten Endes auf der Voraussetzung, daß die in Rede stehenden Phänomene beobachtet werden können, ohne sie wesentlich zu beeinflussen."[3]
  • Niels Bohr (1928): "Nun bedeutet aber das Quantenpostulat, daß jede Beobachtung atomarer Phänomene eine nicht zu vernachlässigende Wechselwirkung mit dem Messungsmittel fordert, und daß also weder den Phänomenen noch dem Beobachtungsmittel eine selbständige physikalische Realität im gewöhnlichen Sinne zugeschrieben werden kann. Überhaupt enthält der Begriff der Beobachtung eine Willkür, indem er wesentlich darauf beruht, welche Gegenstände mit zu dem zu beobachtenden System gerechnet werden."[3]
  • Niels Bohr (1928): Es verlangt "die Definition des Zustandes eines physikalischen Systems, wie gewöhnlich aufgefaßt, das Ausschließen aller äußeren Beeinflussungen; dann ist aber nach dem Quantenpostulat auch jede Möglichkeit der Beobachtung ausgeschlossen".[3]
  • Niels Bohr (1928): "Letzten Endes wird jede Beobachtung selbstverständlich auf unsere Sinnesempfindungen zurückgeführt werden können."[3]
  • Niels Bohr (1928): "Für die weitere Verfolgung der Korrespondenz der Quantengesetze zur klassischen Mechanik ist die Betonung des von dem Quantenpostulat bedingten statistischen Charakters der quantentheoretischen Beschreibung von grundsätzlicher Bedeutung gewesen."[3]
  • Niels Bohr (1928): "Eine für die weitere Entwicklung bedeutungsvolle Anwendung der SCHRÖDINGERschen Methode wurde von BORN gegeben durch seine Untersuchungen über das Problem des Zusammenstoßes yon Atomen und und freien elektrischen Teilchen. In diesem Zusammenhang gelang es ihm eine statistische Deutung der Wellenfunktionen anzugeben, die die Wahrscheinlichkeit der vom Quantenpostulat geforderten individuellen Übergangsprozesse zwischen stationären Zuständen zu berechnen erlaubt."[3]
  • Werner Heisenberg (1930): "Der Zweck des Buches scheint mir erfüllt, wenn es etwas beiträgt zur Verbreitung jenes Kopenhagener Geistes der Quantentheorie‘, wenn ich so sagen darf, der ja der ganzen Entwicklung der neueren Atomistik die Richtung gewiesen hat.[57]
  • Paul Dirac (1930): Das Ziel der Quantenmechanik ist es den Bereich beantwortbarer Fragen auszudehnen, nicht aber, detaillierte Antworten zu geben, die experimentell bestätigt werden können."[65]
  • Albert Einstein (1953): "Man braucht sich dann nicht auf die Bohrsche Interpretation einzulassen daß es keine vom wahrscheinlichen Subjekt unabhängige Realität gebe."[54]
  • Werner Heisenberg (1969): "›Quantensprünge‹ und dergleichen sollten aus der Theorie vollständig verschwinden. Ich konnte diese Deutung nicht glauben, da sie unseren Kopenhagener Vorstellungen total widersprach…"[55]
  • Lothar Arendes, 1992: "In den Kopenhagener Interpretationen wird die 'objektiv-reale Wirklichkeit auf den Bereich des vom Menschen anschaulich in Raum und Zeit Beschreibbaren beschränkt'"[69]
  • Anton Zeilinger (1997): "Es ist hier jedoch sicher am besten, ebenfalls wieder die Aussage der Kopenhagener Interpretation [ …], nämlich die, daß wir es in der Naturwissenschaft zu tun haben mit Aussagen über beobachtete Phänomene, und daß es für die Verstehbarkeit der Welt in der Quantenphysik Grenzen gibt."[23]
  • Gerhard Grössing, 2005: "Sie [die Kopenhagener Deutung] ist nicht daran interessiert zu ergründen, was »hinter« den derzeit bekannten (und im reinen »Teilchen«-Bild unverstandenen wie unverstehbaren) Quanteneffekten liegt, sondern begnügt sich mit dem Formalismus der Quantentheorie, der allein ausreicht, um die unzähligen technologischen Verwertungserfolge stets weiter voranzutreiben. Allerdings zu einem Preis: Der Begriff der »Realität« wird dermaßen radikal in Frage gestellt, dass dabei besonders viel Spielraum für Mystifikationen eröffnet wird."[72]

Der Einfluss von Ernst Mach


Descartes' berühmter Aussprach "Cogito ergo sum" - ich denke, also bin ich - ist im Prinzip ein, dass nur das eigene Denken als Tatsache sicher ist. Jede andere Erkenntnis ist unsicher[39].

Der Physiker Ernst Mach (1838 bis 1916) führte bereits im 19ten Jahrhundert eine Reihe von Problemen mit einer real für sich existierenden Außenwelt an[24], die von späteren Physikern sehr ernst genommen wurden[25]. Aus dieser Haltung heraus sprach er auch Goethe (für dessen Farbenlehre) seine Anerkennung aus[40].

MERKSATZ:

3.0 Schon lange vor der Entstehung der Quantenphysik sprachen Denker sich für eine Beschränkung physikalischer Aussagen auf das sinnlich Wahrnehmbare aus.

Bemerkenswert ist, dass zu Machs Zeit die Probleme der Relativitätstheorie und der Quantenphysik noch völlig unbekannt waren. Gleichwohl hatten Philosophen schon immer auf Schwierigkeiten hingewiesen, wenn man sich eine Welt außerhalb des eigenen Bewusstseins vorstellt[26] oder dieser zuverlässig Eigenschaften zuschreiben möchte[27]. Mach entwickelte die Idee einer Physik, die ganz ohne die Annahme einer realen Außenwelt auskommt. Machs Physik beschränkt sich dabei konsequent darauf, nur nach Wahrscheinlichkeiten zu suchen, die zwischen zeitlich aufeinander folgenden Sinneseindrücken gelten. Auch die vermuteten Objekte der Realitität übersetzte Mach folgerichtig in die Sprache von Sinneseindrücken. Genau das, die Selbstbeschränkung auf Sinneseindrücke, nämlich die der abgelesenen Messerergebnisse, ist der Kern der Kopenhagener Deutung nach Bohr und Heisenberg. Siehe auch Außenwelthypothese ↗

Ist die Kopenhagener Deutung noch aktuell?


Ja: zwar war die Kopenhagener Deutung bereits zur Zeit ihrer Entstehung umstritten. Das ist sie auch heute noch. Vor allem Albert Einstein fühlte sich ihr immer fremd. Ihr tieferer Sinn aber, dass man nämlich bei Aussagen über die Eigenschaften von Quantenobjekten über die engen Versuchsergebnisse hinaus sehr vorsichtig sein sollte, wird auch heute noch von führenden Physikern vertreten. So mahnt der Nobelpreisträger des Jahres 2022, Anton Zeilinger am Beispiel des Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon an: "Es ist hier jedoch sicher am besten, ebenfalls wieder die Aussage der Kopenhagener Interpretation [ …], nämlich die, daß wir es in der Naturwissenschaft zu tun haben mit Aussagen über beobachtete Phänomene, und daß es für die Verstehbarkeit der Welt in der Quantenphysik Grenzen gibt.[23]" Und auch Einsteins Anspruch, dass die Welt anschaulich verständlich sei, müsse, so Zeilinger, aufgegeben werden[50].

MERKSATZ:

3.0 Dass man jenseits sicher gemachter Beobachtungen vorsichtig mit Aussagen über unsichtbare Objekte sein sollte, betonen auch heute noch viele Physiker.

Ähnlich äußerte sich auch der spätere Nobelpreisträger Richard Feynman im Jahr 1964[35]. Man hört hier Bohr heraus, der stets betonte, dass man jenseits der beobachtbaren Dinge der makroskopischen Welt nichts mit Sicherheit sagen könne; und Heisenberg, der stets die Grenzen des anschaulich Vorstellbaren hervorhob. Es gab und gibt aber auch Skepsis gegenüber der Kopenhagener Deutung. Hier wird unter anderem Albert Einstein oft zitiert.

Die Simulationshypothese als Lösung?


Die Vorstellung, dass die Welt nur ein Traum sei, reicht bis in die Antike zurück. In der mittelalterlichen Theologie wurde der Gedanke formuliert, dass die Welt ein andauernder Schöpfungsakt Gottes sei.[28] Im 20ten Jahrhundert stand dann die Metapher von einem Gehirn im Tank für die Idee, dass unsere gesamten Eindrücke der Welt von einem Computer erzeugt sein könnten.[29] Im Jahr 1970 stellte der Computerpionier Konrad Zuse seine Idee von einem rechnenden Raum vor[30], die die Welt bereits nahe an einer Simulation durch Rechenmaschinen zeichnete.

MERKSATZ:

4.0 Simulationshypothesen gehen davon aus, dass unsere Sinneseindrücke nicht Abbild einer realen Außenwelt sind, sondern irgendwie künstlich geschaffen werden. Mit solchen Hypothesen entfallen die Kernprobleme der Deutung der Quantenphysik.

Im 21ten Jahrhundert schließlich wird die Idee einer rechnerisch simulierten Welt von Physikern ernsthaft erwogen[31]. Wäre die Welt tatsächlich eine Simulation, die uns lediglich Sinnesdaten ins Gehirn einspielt und vielleicht unsere Reaktionen darauf irgendwie verarbeitet, dann wären die Probleme der Kopenhagener Deutung bedeutungslos: wenn man in einem Computerspiel einen Baum sieht, dann weiß man sicher, dass man den Sinneseindruck Baum hat. Aber niemand käme bei einem Computerspiel ernstaft auf den Gedanken zu fragen, ob oder in welcher Form der simulierte Baum wirklich existiert.

Die Idee, dass gerade die quantenphysikalischen Probleme einer realistischen Deutung der Welt wegfallen könnten, wird als Gedanke immer wieder neu durchgespielt.[70] Siehe mehr zur Idee einer von Computern erzeugten Realität unter Simulationshypothese ↗

Verwandte Konzepte


Die Kopenhagener Deutung entstand nicht isoliert als Geistesblitz von Niels Bohr und Werner Heisenberg. Die beiden Urheber wiesen selbst immer wieder auf die ideengeschichtlichen Wurzeln ihres Denkens hin, zum Beispiel den oben erwähnten Ernst Mach.

Und auch in anderen Gebieten als nur in der Physik spitzte sich vielfach die Frage zu, ob man über die direkt wahrnehmbaren Sinneseindrücke hinaus auf die Existenz von Dingen schließen darf. Einige der Kopenhagener Deutung nahestehende Sichten aus Gebieten außerhalb der Physik sind:

  • Wille oder Intelligenz sind ein rein theoretisches Konstrukt ↗

Von 1924 bis 1936 und damit um die Zeit der Entstehung der Kopenhagener Deutung tauschten sich Physiker, Logiker, Mathematiker, Philosophen und Denker anderer Disziplinen unter anderem im sogenannten Wiener Kreis aus. Die zentrale Figur des Kreises, der Spiritus Rector war Moritz Schlick[38].

Persönliche Einschätzung


Die Kopenhagener Deutung mahnt davor, aus den beobachteten Versuchsergebnisen vorschnell Schlüsse über die dahinter liegende Wirklichkeit zu ziehen. Das halte ich[36] für berechtigt und wichtig: dass das Paradoxon von Einstein, Podolsky und Rosen eine Art ganzheitlich spirituelles Universum ermöglicht, ist vielleicht denkbar, aber nicht sicher. Dass die Idee einer bloß simulierten Welt die Probleme mit dem Welle-Teilchen-Dualismus lösen könnte ist wiederum denkbar, aber nicht zwingend. Als Ermahnung zur Vorsicht ist die Kopenhagener Deutung auf jeden Fall anzuerkennen. Sie sollte aber nicht so gedeutet werden, dass man letzten Endes alles Hypothetische, alles nicht Messbare aus dem Denken zu verbannen sucht.[43][63] Etwa zeitgleich zur Entstehung der Kopenhagener Deutung arbeitete der Mathematiker Alfred North Whitedhead an seinem Konzept für eine spekulative Philosophie ↗

Fußnoten


  • [1] Max Born: Zur Quantenmechanik der Stoßvorgänge. In: Zeitschrift für Physik. Band 37, Nr. 12, 1926, S. 863–867. DOI: 10.1007/BF01397477
  • [4] Johann von Neumann: Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik. Berlin: Springer. 1932.
  • [5] Die Wellenfunktion enthält, so die Kopenhagener Deutung, nur Informationen über die Wahrscheinlichkeiten verschiedener Versuchsausgänge. Aber erst zum Ende des Versuch nimmt das System einen dieser Zustände ein. Siehe dazu auch Delayed-Choice-Experiment ↗
  • [5] Werner Heisenberg: Prinzipielle Fragen der modernen Physik. In: Helmut Rechenberg, Hans-Peter Dürr und Walter Blum (Hrsg.): Physik und Philosophie. Stuttgart: Hirzel. 1936.
  • [6] Erwin Schrödinger. Die gegenwärtige Situation in der Quantenmechanik. Naturwissenschaften. 1935.
  • [8] Das Metzler Lehrbuch der Physik hebt heraus, wie Quantensysteme nie frei von der Wechselwirkung durch die Messapparatur betrachtet werden können. Diesen Punkt betonte vor allem Niels Bohr immer wieder: Die "Kopenhagener Interpretation […] befasst sich mit dem Problem der Messung mikroskopischer, quantenphysikalischer Größen mithilfe einer makroskopischen Apparatur […] Jegliche Information über die Quantenwelt ergibt sich aus diesen Messungen, die sich jedoch stets auf das gemessene System auswirken". Und die "gemessenen Eigenschaften hängen sowohl von dem Quantenobjekt selbst ab als auch von der verwendeten Messapparatur. Eine physikalische Größe kann nur als real angesehen werden, wenn sie gemessen worden ist." In: Metzler Physik. 5. Auflage. 592 Seiten. Westermann Verlag. 2022. ISBN: 978-3-14-100100-6. Dort der Abschnitt "Die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik" auf Seite 408. Siehe auch Metzler (Physik) ↗
  • [9] Wie die "Kopenhagener Vorstellung" durch die Gespräche zwischen Niels Bohr, Erwin Schrödinger und Werner Heisenberg in der Zeit ab 1926 in und um Bohrs Wohnort Kopenhagener entstand, ist aus Sicht einer der Beteiligten ausführlich beschrieben in: Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969. 7. Auflage. 2001. ISBN 3-492-22297-8. Dort das Kapitel "Aufbruch in das neue Land. 1926-1927". Die Seiten 99 bis 112.
  • [11] Niels Bohr (1885 bis 1962) wuchs in einer intellektuellen Familie in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen auf. Schon früh fiel er mit herausragenden Leistungen in den Naturwissenschaften auf. Im Jahr forschte er in Cambridge unter Joseph John Thomson, wechselte dann im Ersten Weltkrieg nach Manchester zu Ernest Rutherford und nahm noch im Krieg eine Professor in Kopenhagen an. In Berlin lernte er 1920 Max Planck und Albert Einstein kennen. 1922 erhielt Bohr den Nobelpreis für Physik. In den 1920er Jahren war Bohr wesentlich an der Entwicklung der Quantenphysik beteiligt. Dabei kam es auch zu einer freundschaftlichen Verbindung mit Werner Heisenberg. Im Zweiten Weltkrieg wurde Bohrs Wirkungs- und Wohnort Kopenhagen von der nationalsozialistischen Deutschen Wehrmacht besetzt. Bei einem Besuch Heisenbergs dort kam es zu einer dauerhaften Entfremdung der zwei Physiker. Bohrs wesentlicher Beitrag zur Kophenagener Deutung sind die Idee der Komplementarität sowie der unauflösbaren Verbindung zwischen Messapparatur und dem quantenphysikalischen Messobjekt. Siehe auch Niels Bohr ↗
  • [12] Werner Heisenberg (1901 bis 1976) war in den 1920er Jahren das Wunderkind der Physik. Er wohnte längere Zeit bei Bohr in Kopenhagen und entwickelte dort mit Bohr die Kopenhagener Interpretation. In der Zeit des Nationalsozialismus arrangierte sich Heisenberg mit dem deutschen Nationalsozialismus. Er stellte stellte seine Fähigkeiten unter anderem dem deutschen Uranverein zu Verfügung. Heisenbergs Rolle und Haltung gegenüber der Diktatur wird bis heute sehr kontrovers diskutiert. Zur Kopenhagener Deutung trug Heisenberg wesentlich die philosophische Frage nach der Realität bei. Siehe auch Werner Heisenberg ↗
  • [13] Erwin Schrödinger (1887 bis 1961) hatte in den 1920er Jahren die Mathematik zur Beschreibung der Quantenphysik als Wellenphänomen entwickelt. Schrödinger war gleichzeitig mit Heisenberg bei Bohr in Kopenhagen anwesend. Bohr und Heisenberg akzeptierten zwar Schrödingers Mathematik. Mindestens Heisenberg warf in seinem Buch "Der Teil und das Ganze" (dort auf Seite 101) Schrödinger vor, dass er "die Existenz dieser Unstetigkeiten einfach leugnete". Mit diesen Unstetigkeiten meinte Heisenberg zum Beispiel "daß ein Atom beim Übergang von einem stationären Zustand zu einem anderen seine Energie plötzlich ändert und die abgegebene Energie in Form eines Einsteinschen Lichtquants abstrahlt." Anders als Heisenberg, gelang es Schrödinger trotz eines ernsthaften Versuchs nicht, sich dauerhaft mit den Nationalsozialisten zu arrangieren. 1933 wechselte er nach Oxford. Nach einem kurzen Zwischenspiel an der Universität Graz wechselte er dann 1940 nach Dublin, wo er bis nach dem Krieg auch wirkte. Im Jahr 1956 kehrte er in seine Österreichische Heimat zurück. Siehe auch Erwin Schrödinger ↗
  • [14] Albert Einstein (1879 bis 1955) traf in den 1920er Jahren zu vielen Anlässen mit Bohr und Heisenberg zusammen. Anders als Bohr und Heisenberg, hielt Einstein stets an einer klassischen, anschaulichen Deutbarkeit der Quantenphänomene fest. Als Jude erlebte Einstein in Deutschland seit 1933 deutliche Anfeindungen und wenig Solidarität durch seine Physik-Kollegen. Einstein kehrte 1933 Deutschland den Rücken und lebte letztendlich in den USA. Eine enge freundschaftliche Verbindung mit Max Born drückte sich in einem treuen Briefwechsel mit diesem aus. Siehe auch Albert Einstein ↗
  • [15] Max Born (1882 bis 1970) entwickelte die Deutung der quantenphysikalischen Wellen als Wahrscheinlichkeitswellen. In der Zeit des Nationalsozialismus wirkte Born an den Universitäten Cambridge und Edinburgh. 1939 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Im Jahr 1953 kehrte Born nach Deutschland zurück, da er nur dort eine auskömmliche Rente beziehen konnte. Albert Einstein, Borns Brieffreund, sprach in diesem Zusammenhang von einer Rückkehr Borns ins Land der Mörder. Born sah die Lage im Nachkriegsdeutschland jedoch vielschichtiger. Eine sehr interessante Lektüre dazu ist der Briefwechsel zwischen Born und Einstein und Borns Frau, Hedi. Siehe auch Max Born ↗
  • [16] Wolfgang Pauli (1900 bis 1958) wuchs in Wien auf und galt dort bereits früh als mathematisches Genie. In den Jahren 1921 und 1922 arbeitete er als Assistent von Max Born am Bohrschen Atommodell. 1922 und 1923 verbrachte er ein Jahr bei Niels Bohr in Kopenhagen. Im Jahr 1925 veröffentlichte er das Pauli-Prinzip über den quantenmechanischen Aufbau von Atomen. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln stieß Pauli später in Deutschland auf Anfeindungen. Seit 1928 wirkte er an der ETH in Zürich (Schweiz) sowie auch in den USA. Pauli war als junger Mann sehr dem Alkohol und Nachtleben zugetan und galt unter Physikern als scharfer Kritiker. Ein besonderes philosophisches Interesse verband ihn mit dem Psychiater C. G. Jung (Theorie der Intro- und Extraversion). Siehe auch Wolfgang Pauli ↗
  • [17] Die Kernfragen zum Quantensprung waren: benötigt ein Atom beim Übergang von einem zu einem anderen Zustand Zeit? Und falls nicht, wie soll man sich die Bewegung von Elektronen im Atom anschaulich dann überhaupt vorstellen? Siehe dazu Quantensprung ↗
  • [18] Niels Bohrs Ansicht, dass neben dem Teilchen- auch das Wellenbild bestehen könne, und dass man die Widersprüche nicht weiter auflösen müssen. Heisenberg schrieb in seinem Buch "Der Teil und das Ganze " dazu: "Bohrs Bestrebungen gingen dahin, die beiden anschaulichen Vorstellungen, Teilchenbild und Wellenbild, gleichberechtigt nebeneinaner stehen zu lassen, wobei er zu formulieren suchte, daß diese Vorstellungen sich zwar gegenseitig ausschlössen, da aber doch beide erst zusammen eine vollständige Beschreibung des atomaren Geschehens ermöglchten." (Der Teil und das Ganze, Seite 107). Heisenberg fügt dem noch hinzu, dass ihm, Heisenberg "diese Art zu denken nicht angenehm" war. Bohrs Gedanke ist ausgedrückt im sogenannten Komplementaritätsprinzip ↗
  • [19] Werner Heisenberg kam zu dem Schluss, dass es eine befriedigende anschauliche Vorstellung für Quantenphänomene nicht gibt. In seinem Buch "Der Teil und das Ganze" schreibt er: "… wir Kopenhagener fühlten uns gegen Ende des Besuchs [von Schrödinger] doch sehr sicher, daß wir auf dem richtigen Weg wären. Wir erkannten allerdings gleichzeitig, wie schwierig es sein würde, auch die besten Physiker davon zu überzeugen, daß man hier auf eine raum-zeitliche Beschreibung der Atomvorgänge wirklich verzichten müsse." (Der Teil und das Ganze, Seite 106).
  • [20] Der Welle-Teilchen-Dualismus der Quantenphysik, in den Worten von Niels Bohr: "In the attempts to give a theoretical interpretation of the mechanism of interaction between radiation and matter, two apparently contradictory aspects of this mechanism have been disclosed. On the one hand, the phenomena of interference, on which the action of all optical instruments essentially depends, claim an aspect of continuity of the same character as that involved in the wave theory of light, especially developed on the basis of the laws of classical electrodynamics. On the other hand, the exchange of energy and momentum between matter and radiation, on which the observation of optical phenomena ultimately depends, claims essentially discontinuous features. These have even led to the introduction of the theory of light-quanta, which in its most extreme form denies the wave constitution of light." In: Niels Bohr, Kramers, H. A. and Slater, J. C.: The quantum theory of radiation. In: Philosophical Magazine Series 6, 47: 281, 785 — 802. DOI: 10.1080/14786442408565262. Online: https://uni-tuebingen.de/fileadmin/Uni_Tuebingen/Fakultaeten/MathePhysik/Institute/IAP/Forschung/MOettel/Geburt_QM/bks_PhilMag_47_785_1924.pdf
  • [21] Heisenberg erinnert sich an die Treffen in Kopenhagen in den Jahren 1926 und 1927. Er schrieb später: "Da unsere Gespräche oft bis spät nach Mitternacht ausgedehnt wurden und trotz der über Monate fortgesetzten Anstrengungen nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führten, gerieten wir in einen Zustand der Erschöpfung, der in Anbetracht der verschiedenen Denkrichtungen auch manchmal Spannungen hervorrief". Heisenberg fügt dem noch hinzu, dass Schrödinger möglicherweise dadurch einmal ernsthaft erkrankte und Bohr einen spontanten Urlaub in Norwegen als Flucht nutzte. In: Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969. 7. Auflage. 2001. ISBN 3-492-22297-8. Dort im Kapitel "Aufbruch in das neue Land. 1926-1927", auf Seite 104. Siehe auch Denkstil ↗
  • [22] Im Wesentlichen waren es Werner Heisenberg und Niels Bohr, Heisenberg schreibt: "In den folgenden Monaten bildete die physikalische Deutung der Quantenmechanik das zentrale Thema der Gespräche zwischen Bohr und mir […] Bohr kam oft noch spät abendss in mein Zimmer, und wir erörterten alle möglichen sogenannten Gedankenexperimente, um zu sehen, ob wir die Theorie wirklich schon vollständig verstanden hätten." (Der Teil und das Ganze, Seite 106).
  • [23] Die Kopenhagener Deutung nach Anton Zeilinger: "Nach der Kopenhagener Deutung, die besonders von Niels Bohr ausgearbeitet wurde, macht es keinen Sinn, von der Eigenschaft eines Quantenteilchens zu reden, unabhängig von dem Versuchsaufbau, in dem sich diese Eigenschaft manifestiert. Ein Photon oder Neutron besitzt also an sich weder Welleneigenschaft noch Teilcheneigenschaft." In: Anton Zeilinger: Jenseits jeder Gewißheit: Das Rätsel der Quantenwelt. Ausstellung in der Neuen Galerie in Graz (1997) und im Ludwig Museum in Budapest (1996). Katalog im Passagen Verlag, Wien. Online: https://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/Quantentheorie/sciweek2000/Zeilinger-Artikel/index.html
  • [24] Ernst Mach: Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen. Ersterscheinung: 1886. Siehe auch Ernst Mach ↗
  • [25] Franz Serafin Exner: Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Naturwissenschaften. Deuticke, Wien 1919, OBV. Hier speziell die Kapitel 37: Realität der Außenwelt. Summe der Materie in der Welt. Seite 287 bis 293 sowie die 82. bis 84. Vorlesung zum Farbempfinden, Seite 614 bis 645. Siehe auch Außenwelthypothese ↗
  • [26] Der bekannteste Skeptiker an der Existenz einer realen Außenwelt ist der Ire George Berkeley (1685 bis 1753): "It is indeed an opinion strangely prevailing amongst men, that houses, mountains, rivers, and in a word all sensible objects have an existence natural or real..." Siehe dazu Berkeley-Frage ↗
  • [27] Dass es vielleicht eine reale Welt außerhalb unseres Bewusstseins gibt, dass man über deren Eigenschaften aber nicht immer zuverlässig Erkenntnis erlangen könne, war einer der Kerngedanken der Philosophie von Immanuel Kant (1724 bis 1804). Das nicht sicher erkennbare Objekt nannt Kant ein Ding an sich ↗
  • [28] Der Theologe und Mysteriker Eckerhart schrieb: "Alles was Gott je vor sechstausend Jahren und mehr schuf, als Gott die Welt machte, das schafft Gott jetzt zumal." Und: "Alles was vergangen ist und alles was künftig ist, das schafft Gott im Innersten der Seele." In: Meister Eckhart: Predigt 20. Von Gott und Mensch. In: Eckharts mystische Schriften. Berlin 1903, S. 130-136. Siehe auch Mystik ↗
  • [29] Aus der "Kopenhagener Zeit" der Physiker stammt die ernsthaft gemeinte Vision eines Mathematikers eines ganz von der Welt abgekapselten Gehirns: "it is a matter of delicate surgery to attach nerves permanently to apparatus which will either send messages to the nerves or receive them. And the brain thus connected up continues an existence, purely mental". Siehe dazu The World, the Flesh and the Devil ↗
  • [30] Konrad Zuse: Rechnender Raum. Braunschweig: Friedrich Vieweg & Sohn. 1969. 70 Seiten. Siehe auch rechnender Raum ↗
  • [31] Tom Campbell, Houman Owhadi, Joe Sauvageau, David Watkinson: On Testing the Simulation Hypothesis. 2017. arXiv:1703.00058v2 [quant-ph]. Siehe auch Simulationshypothese ↗
  • [32] Die Fähigkeit, gleichzeitig zwei widersprüchliche Sichten für wahr zu halten sollte später der politische Schriftsteller George Orwell aus ganz anderne Gründen betrachten. Orwell gab dieser Haltung den passenden Ausdruck Doppeldenk ↗
  • [33] Was "Verstehen" heißen könnte, das diskutierte Heisenberg in einem eigenen Kapital in seinem Buch über das Teil und das Ganze. Er führt das am Beispiel der Relativitätstheorie aus. Im Kern ist Heisenberg nicht damit zufrieden, "für jedes gegebene Experiment [auszurechnen], was der ruhende Beobachter misst" (Seite 48) oder "nur solche Wörter oder Begriffe [zu] benutzen, die unmittelbar auf sinnliche Wahrnehmungen bezogen werden können" (Seite 49). Denn wie der Zeitbegriff der Relativitätstheorie zeigt, kann uns das unsicher bezüglich unseres intuitiven Grundlagen des Denkens machen. Heisenberg wollte dann auch "betonen, daß Sprechen und Denken unsicher werden, wenn wir so grundlegende Begriffe ändern, und Unsicherheit ist mit Verständnis nicht vereinbar." (Seite 48) In: Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969. 7. Auflage. 2001. ISBN 3-492-22297-8. Dort im Kapitel "Der Begriff »Verstehen« in der modernen Physik. 1920-1922". Siehe auch Verstehen ↗
  • [34] In diesem Zusammenhang wird oft der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman (1918 bis 1988) zitiert: "I think I can say nobody understands quantum mechanics". Das Zitat stammt aus einem Vortrag aus dem Jahr 1964 an der Cornell University in den USA.
  • [35] Auch Feynman betonte ganz im Sinne Bohrs immer wieder, dass die Ergebnisse von Experimente das oberste Wahrheitskriterium der Physik sind: "The principle of science, the definition, is almost the following: The test of all knowledge is experiment. Experiment is the sole judge of scientific 'truth'." Siehe auch Wahrheitskriterium ↗
  • [37] Der baltendeutsche Philosoph Nicolai Hartmann (1882 bis 1950) hatte bemerkt, dass über die Jahrhunderte gesehen kaum eines der großen philosophischen Systeme überlebt hat. Das Systemdenken, so Hartmann, "hängt an der Systemkonsequenz, sucht diese durchzuführen um jeden Preis […] Sie kann dabei nicht umhin, die Probleme zu vergewaltigen; sie läßt erzwungene Lösungen gelten. Oder aber, wenn die Probleme sich dem System nicht fügen wollen, neigt sie dazu, sie abzuweisen, für falsch gestellte Fragen zu erklären.” In: Nicolai Hartmann: Der philosophische Gedanke und seine Geschichte. Aufsätze. Reclam UniversalBibliothek Nr. 8538-40. 1955. Siehe auch Philosophia perennis ↗
  • [38] Der Physiker Anton Zeilinger zitiert den Physiker und Philosophen Moritz von Schlick (1882 bis 1936) mit der von ihm unterstützten Sicht, dass es sich bei der "Unerkennbarkei der Natur, die die Quantentheorie behaupten muß, nicht um eine zu beklagende Begrenzung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit handle, sondern daß diese eine objektiv bestehende Eigenschaft der Natur ausdrückt. Wenn die Quantentheorie die Vorausberechenbarkeit von Ereignissen innerhalb gewisser Grenzen prinzipiell leugnet, so heißt dies nicht, daß uns eine vollkommene Einsicht in bestehende Zusammenhänge im Prinzip verschlossen sei, sondern es heißt, daß gewisse Zusammenhänge eben nicht bestehen." Schlick äußerte diese Sicht in einem Vortrag zur "Quantentheorie und Erkennbarkeit der Natur", gehalten auf dem 2. Internationalen Kongreß für Einheit der Wissenschaft, Kopenhagen 1936, präsentiert. In: Anton Zeilinger: Jenseits jeder Gewißheit: Das Rätsel der Quantenwelt. Ausstellung in der Neuen Galerie in Graz (1997) und im Ludwig Museum in Budapest (1996). Katalog im Passagen Verlag, Wien. Online: https://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/Quantentheorie/sciweek2000/Zeilinger-Artikel/index.html
  • [39] Descartes suchte nach einem sicheren Ausgangspunkt für die Entwicklung einer zuverlässigen Philosophie. Als einzig unumstößlich sicher ließ er dabei gelten, dass er selbst wohl existiert, da er ja denkt und das wahrnimmt. Siehe mehr unter cogito ergo sum ↗
  • [40] Goethe (1749 bis 1832) hatte in seiner Farbenlehre, die er selbst für sein wichtigtses Werk hielt, immer wieder gegen Newton (1642 bis 1727) gewettert. Im Kern lehnte Goethe es ab, irgendeine Realität hinter den Erscheinungen unserer Sinne zu suchen (was genau Newton tat). Ernst Mach erkannte dieses Bemühen Goethes an. Siehe dazu auch Ernst Mach über Goethe ↗
  • [41] Werner Heisenberg beschäftigte sich mehrfach und stets respektvoll mit der Farbenlehre von Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832). Goethe lehnte in seiner Physik jede weiterführende Abstraktion und jede Frage nach den Dingen hinter den Erscheinungen strikt ab. Ob Licht aus Teilchen oder Wellen besteht, interessierte Goethe nicht. Goethe blieb bei den sinnlich erfahrbaren Gegebenheiten und versuchte nur diese alleine zu deuten. Das erinnert sehr an Bohrs Selbstbeschränkung auf die sinnlich wahrnehmbaren Messerergebnisse. Siehe auch Goethes Farbenlehre ↗
  • [42] Michael Grodzicki: Physikalische Wirklichkeit – Konstruktion oder Entdeckung? Eine Einführung in die Methoden und Ziele der Physik. ISBN: 978-3-901585-30-2. Erste Auflage, 5. Oktober 2015. 528 Seiten.
  • [43] „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Diese Mahnung des Philosophen Ludwig Wittgenstein stammt aus dem Jahr 1921 und steht für die erstarkende Position, sich auf das Sichere, das Faktische, das klar Sagbare zu beschränken. In: Ludwig Wittgenstein: Logisch-philosophische Abhandlung, W. Ostwald (Hrsg.), Annalen der Naturphilosophie, Band 14, 1921, S. 185–262. Online: https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00326119
  • [44] Der Physiker und Weggefährte von Niels Bohr, Max Born (1882 bis 1970) schrieb am 22. Dezember 1953 in einem Brief an seinen Freund Albert Einstein: "Bohr ist oft im Ausdruck nebelhaft und dunkel." In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 282.
  • [45] "Meine Versuche, den Quanten greifbare Gestalt zu geben, sind allerdings immer wieder gescheitert, aber die Hoffnung gebe ich noch lange nicht auf." Albert Einstein in einem Brief an Max und Hedi Born, geschrieben am 29. April 1924. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 118. Siehe auch Albert Einstein (Zitate) ↗
  • [46] Der spätere Nobelpreisträger Max Born (1882 bis 1970) schrieb am 7. April 1923 in einem Brief an Albert Einstein: "An die großen Quantenrätsel komme ich trotz aller Mühe nicht heran." Und am 25. August 1923 schrieb er, wiederum an Einstein: "Ich denke, wie immer, hoffnungslos über Quantentheorie nach und suche ein Rezept, um Helium und die andern Atome zu rechnen; aber auch dies gelingt mir nicht." In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seiten 109 und 117.
  • [47] Dass Niels Bohr zur hier beschriebenen Zeit ganz statistisch dachte, unterstrich der spätere Nobelpreisträger Max Born rücklickend aus den 1960er Jahren. "Vor allem Niels Bohr und seine Schule" und "die ganze theoretische Physik" habe schon damals mit der "statistischen Auffassung" gearbeitet. Aber: "Daß sie überall als Kopenhagener Auffassung zitiert wird, scheint mir jedoch nicht gerechtfertigt." In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 174.
  • [48] Max Born beklagt, dass Bohr die Frage nach dem Wesen der Teilchen mehr oder minder ausblendet: "Er [Niels Bohr] ist so zufrieden mit der Kerntheorie - die man so schön unrealistisch machen kann - daß er die Fragen nach dem Wesen der Elementarteilchen, die mich fascinieren, vorläufig beiseite schiebt." Max Born in einem Brief an Albert Einstein, vom 2. September 1938. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 188.
  • [49] Bohr zum Licht im Doppelspaltexperiment "Bohr asked about it once - where can the photon be said to be in its travel from the entrance to the reception? To be, he said, what does it mean, to be? We have no right to speak of where the photon is, what it's doing. It's like a great smoky dragon: the tail is definite where it enters the equipment, the mouth is definite where it bites the observing device, but in between it's nonsense to talk of what it's doing." In: Paul Davies, David Deutsch, John Archibald Wheeler, Frank Tipler, Martin Redfern: The anthropic universe. Radio Präsentation vom 18. Februar 2006. ABC Radio Australia.
  • [50] Anton Zeilinger sieht die moderne Quantenphysik jenseits einer Vorstellung klassisch gedachter Teilchen von Licht: „Und wenn Sie fragen, wo gehen wir heute über Einstein hinaus, dann sind es genau diese realistischen Bilder. Die akzeptieren wir heute in der Quantenphysik nicht mehr.“ In: Anton Zeilinger: Einstein auf dem Prüfstand. In: Sternstunde Philosophie. Interview des Schweizer Rundfunks. 14.05.2006. Siehe dazu auch Zeilingers Kant-Forderung ↗
  • [51] Dass eine ontische Deutung eine Deutung der physikalischen Objekte sein muss wird gefordert in: Metzler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Dort der Artikel "Kopenhagener Deutung" auf den Seiten 303 und 304. Siehe auch ontisch ↗
  • [52] Vom "Ding an Sich", etwa der Quantenphysik zum Beispiel ein Elektron in einem Atom, könne man, so Kant nichts Genaues sagen. Das war eine der wesentlichen Erkenntnise von Kant. Siehe mehr unter Ding an Sich ↗
  • [53] "Es ist falsch zu glauben, die Aufgabe der Physik sei es, etwas über die Natur herauszufinden. Physik befasst sich damit, was wir über die Natur sagen können." Niels Bohr, zitiert nach: Gleick, J.: Richard Feynman: Leben und Werk des genialen Physikers. Deutsche ̈Ubersetzung. Munchen: Droemer Knaur 1993. Gleich wiederum zitierte: Gregory, B. Inventing reality, New York 1988.
  • [54] Albert Einstein in einem Brief vom 3. Dezember 1953 an Max Born. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort auf Seite 179.
  • [55] Anders als etwa Schrödinger, wollte Heisenberg an den sogenannten Quantensprüngen, den "schwer verständlichen Unstetigkeiten" festhalten. In: Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969. 7. Auflage. 2001. ISBN 3-492-22297-8. Dort im Kapitel "Aufbruch in das neue Land. 1926-1927" auf Seite 101.
  • [56] Ganz im Sinne einer solchen Selbstbeschränkung schrieb Werner Heisenberg im Rückblick auf die 1920er Jahre über seine und Bohrs Deutung: "Freilich war das zunächst nur eine negative Feststellung, und von einer vollständigen physikalischen Deutung der Quantenmechanik waren wir noch weit entfernt. Aber wir glaubten doch, sicher zu sein, daß man von der Vorstellung objektiver, in Raum und Zeit ablaufender Vorgänge irgendwie loskommen müsste." In: Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969. 7. Auflage. 2001. ISBN 3-492-22297-8. Dort im Kapitel "Aufbruch in ein neues Land. 1926-1927" auf Seite 101. Siehe auch Objektivismus ↗
  • [57] Werner Heisenberg spricht im Vorwort seines 1930 erschienen Aufsatzes "Die physikalischen Prinzipien der Quantentheorie" von einem 'Kopenhagener Geist': „Der Zweck des Buches scheint mir erfüllt, wenn es etwas beiträgt zur Verbreitung jenes ‚Kopenhagener Geistes der Quantentheorie‘, wenn ich so sagen darf, der ja der ganzen Entwicklung der neueren Atomistik die Richtung gewiesen hat.“
  • [58] Max Planck: Vom Wesen der Willensfreiheit. 1. Auflage 1936, 11. Auflage 1967. Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig. Planck setzte sich unter anderem damit auseinander, ob ein Freier Wille verträglich ist mit einem strengen Determinismus. Siehe auch Freier Wille ↗
  • [59] Der Astrophysiker Arthur Stanley Eddington (1882 bis 1944) beschrieb im Jahr 1926 die Orientierungslosigkeit und Überraschung der Physiker unter der Überschrift "Quantum Theory" mit den folgende Worten: "The Origin of the Trouble. Nowadays whenever enthusiasts meet together to discuss theoretical physics the talk sooner or later turns in a certain direction. You leave them conversing on their special problems or the latest discoveries; but return after an hour and it is any odds that they will have reached an all-engrossing topic—the desperate state of their ignorance. This is not a pose. It is not even scientific modesty, because the attitude is often one of naïve surprise that Nature should have hidden her fundamental secret successfully from such powerful intellects as ours. It is simply that we have turned a corner in the path of progress and our ignorance stands revealed before us, appalling and insistent. There is something radically wrong with the present fundamental conceptions of physics and we do not see how to set it right." Eddington erklärt dann eine anschauliche Bedeutung von Plancks Wirkungsquantum. In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort die Seite 179. Siehe auch Arthur Stanley Eddington ↗
  • [60] Ähnlich wie Niels Bohr als einzig sicher die Ergebnisse von Messungen akzeptierte, formulierte sich im Jahr 1928 auch der englische Astrophysiker Arthur Stanley Eddington: "Whether we are studying a material object, a magnetic field, a geometrical figure, or a duration of time, our scientific information is summed up in measures; neither the apparatus of measurement nor the mode of using it suggests that there is anything essentially different in these problems. The measures themselves afford no ground for a classification by categories. We feel it necessary to concede some background to the measures—an external world; but the attributes of this world, except in so far as they are reflected in the measures, are outside scientific scrutiny." In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort in der Einführung: "Introduction". Seite viii. Siehe auch Ding an sich ↗
  • [61] Hermann Weyl: Was ist Materie? – Zwei Aufsätze zur Naturphilosophie, Springer, Berlin 1924. Im Vorwort geht Weyl auf die neuen Erkenntnisse der Quantentheorie ein und warnt davor, "verfrüht über das Wesen der Materie zu reden".
  • [62] Um 1927 wird der Determinismus angezweifelt, vielleicht ist er nur eine Denkneigung: "The cast-iron determinism ofprimary law is, I think, still widely accepted but no longer unquestioningly. It now seems clear that we have not yet got hold of any primary law—that all those laws at one time supposed to be primary are in reality statistical. No doubt it will be said that that was only to be expected; we must beprepared for a very long search before we get down to ultimate foundations, and not be disappointed if new discoveries reveal unsuspected depths beneath. But I think it might be said that Nature hasbeen caught using rather unfair dodges to prevent our discovering primary law—that kind of artfulness which frustrated our efforts to discover velocity relative to the aether. I believe that Nature is honest at heart, and that she only resorts to these apparent shifts of concealment when we are looking for something which is not there. It is difficult to see now any justification for the strongly rooted conviction in the ultimate re-establishment of a deterministic scheme of law, except a supposed necessity of thought. Thought has grown accustomed to doing without a great many 'necessities' in recent years." In der darauffolgenden Zeile erwähnt Stanley die Quantenphysik. In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort im Kapitel "Becoming", Seite 98.
  • [63] "The scientific world is, as I have often repeated, a shadow-world, shadowing a world familiar to our consciousness. Just how much do we expect it to shadow? We do not expect it to shadow all that is in our mind, emotions, memory, etc. In the main we expect it to shadow impressions which can be
traced to external sense-organs". Und was über Sinnesorgane wahrnehmbar ist, ist letztendlich auch messbar und objektivierbar. In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort im Kapitel "Becoming", Seite 109. Siehe auch Objektivität ↗
  • [64] Dass die Frage nach dem, was zwischen zwei Messungen passiert, keine Sinn macht lautet im englischen Original: "The only object of theoretical physics is to calculate results that can be compared with experiment, and it is quite unnecessary that any satisfying description of the whole course of the phenomena should be given." In: Paul Dirac: The Principles of Quantum Physics. Oxford University Press. 1930.
  • [65] "The object of quantum mechanics is to extend the domain of questions that can be answered and not to give more detailed answers than can be experimentally verified." In: Paul Dirac: The Principles of Quantum Physics. Oxford University Press. 1930.
  • [66] Die Gesetze der Quantenmechanik können nur mathematisch gedeutet werden. Es gibt keine andere Deutung: " A typical calculation in quantum mechanics will now run as follows: One is given that a system is in a certain state in which certain dynamical variables have certain values. This information is expressed by equations involving the symbols that denote the state and the dynamical variables. From these equations other equations are then deduced in accordance with the axioms governing the symbols and from the new equations physical conclusions are drawn. One does not anywhere specify the exact nature of the symbols employed, nor is such specifcation at all necessary. They are used all the time in an abstract way, the algebraic axioms that they satisfy and the connexion between equations involving them and physical conditions being all that is required. The axioms, together with this connexion, contain a number of physical laws, which cannot conveniently be analysed or even stated in any other way." In: Paul Dirac: The Principles of Quantum Physics. Oxford University Press. 1930.
  • [67] 1927 sagte der französische Mathematiker und Politiker dazu: "Aber trotz des Rückgriffs auf die Relativitätsmechanik und der Zuschreibung eines kleinen Magneten zum Elektron sind die Schwierigkeiten und Widersprüche, die bestehen bleiben, so groß, dass Bohr daran zweifelte, dass die Vorstellungen von Raum und Zeit, die in uns durch die Wahrnehmung einer Welt in unserem Maßstab ausgearbeitet wurden, auf die unendlich kleine Welt der Atome anwendbar sind. Mit anderen Worten, sind die Vorstellungen von Raum und Zeit, die für den Makrokosmos gelten, auch für den Mikrokosmos gültig?" Im Original: "Mais, malgré le recours à la Mécanique de la Relativité, malgré l'attribution d'un petit aimant à l'électron, les difficultés et les contradictions qui subsistent sont si grandes qu'il est arrivé à Bohr de douter que les notions d'espace et de temps élaborées en nous par la perception d'un monde à notre échelle fussent applicables au monde infinitésimal des atomes. En un mot, les notions d'espace et de temps valables pour le mégacosme le sont-elles pour le microcosme?" In: Paul Painlevé: Les conceptions modernes de la matière et la science classique. Discours prononcé à Londres, le 15 novembre 1927 devant la « Royal Institution of Great Britain. Eine kurze Zusammenfassung des Vortrages wurde 1927 in Nature veröffentlicht: [News and Views]. Nature 120, 777–781 (1927). Für eine volle Textversion siehe auch Materie und klassische Physik (Vortrag) ↗
  • [68] Dass die Kopenhagener Deutung als antirealistisch betrachtet werden kann, wird ausführlich begründet in: Gibt die Physik Wissen über die Natur? Das Realismus-Problem in der Quantenmechanik. Band 102 der Würzburger Wissenschaftliche Schriften. Königshausen & Neumann. Würzburg. 1992. Dort im "Kapitel 2 Realismusprobleme außerhalb der Quantenphysik". Dort das Kapitel 4 "Diskussionen antirealistischer Positionen", speziell das Kapitel 4.1 "Kopenhagener Interpretation". Siehe auch Realismus ↗
  • [69] In: Gibt die Physik Wissen über die Natur? Das Realismus-Problem in der Quantenmechanik. Band 102 der Würzburger Wissenschaftliche Schriften. Königshausen & Neumann. Würzburg. 1992. Dort im "Kapitel 2 Realismusprobleme außerhalb der Quantenphysik". Dort im Kapitel 4.1 "Kopenhagener Interpretation", Seite 72.
  • [70] 2024 schreibt der Physiker Lothar Arendes: "Die mathematischen Strukturen der physikalischen Theorien besitzen [...] eine wirkliche Existenzweise, insofern sie als Software in der Wirklichkeit, im Quantenvakuum, implementiert sind, und beobachtete Objekte sind Abbildungen auf dem Bildschirm bzw. auf den Bildschirmen des Weltcomputers, d. h. Projektionen in die Raumzeit." In: Lothar Arendes: Das Computer-Weltbild: Funktionen der Naturphilosophie in der Naturwissenschaft. Herausgegeben von Bod - Books on Demand, 2024. ISBN 13: 9783758313233. Siehe auch Simulationshypothese ↗
  • [71] Dass der Rückzug auf das Beobachtbare, wie etwa im Sinne der Kopenhagener Deutung, nicht einen Verzicht auf eine tiefer liegende dahinter verborgene Realität sein muss, formulierte auch der ungarisch-amerikanische Physiker Eugen Paul Wigner: "No description of the state of the system is used, by state vector or otherwise. it appears that our theory denies the existence of absolute reality - a denial which is unacceptable to many. It seems to me, however, that it is not necessary to go that far in our conclusions. By referring only to outcomes of observations one does not necessarily deny that there is something real behind the observations - whatever the word 'real' may mean. There may be any amount of old-fashioned reality behind the scenes; it is only that quantum theory does not deal with it but only with probabilities for the outcomes of observations." Die Übersetzung ins Deutsche stammt von einer KI und wurde von mir korrekturgelesen. Das englisch Original findet sich in: Eugen Paul Wigner: Epistemological Perspective on Quantum Theory. In: C. A. Hooker (Herausgeber): Contemporary Research in the Foundations and Philosophy of Quantum Theory. Dordrecht. 1973. Dort die Seiten 369 bis 385. Siehe auch Eugene Paul Wigner ↗
  • [72] Gerhard Grössing: Kontinuum: Die Geschichte einer Verdrängung, mit besonderem Augenmerk auf die Quantentheorie. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 16(1), 137–167. 2005. Online: https://doi.org/10.25365/oezg-2005-16-1-7