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Positivismus


Ernst genommen werden nur Fakten und klare Aussagen


Basiswissen


Alles was man nicht bewiesen hat und was sich klar formulieren lässt, muss ignoriert werden. Programmatisch ist Wittgensteins (umstrittener) Satz: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.

Motivation


Etwa vom Jahr 1000 bis etwa 1400 fand eine große geistige Bewegung in der westeuropäischen Kirche statt, den Glauben an metaphysische Wahrheiten mit einem streng logischen Denken zu verbinden. Über die Jahrhunderte wurde die Unmöglichkeit des Unterfangens immer deutlicher. Ab dem 14ten Jahrhundert emanzipierte sich eine neue Denkrichtung, die zunehmend die Bestätigung von Wahrheiten an Beobachtung und Experiment forderte. Ihren programmatische klar gefassten Abschluss fand diese neue Strömung im 18ten Jahrhundert als empirische Naturwissenschaft. Im 19ten Jahrundert wurden empirisch nicht entscheidbare Fragen immer mehr als irrelevant zurückgedrängt. Auch logisch nicht greifbare Denkgegenstände wie etwa Gott, Jenseits bis hin zu psychischen Innenwelten wurden als nicht wissenschaftlich-bearbeitbar zurückgewiesen. Diese konzentrierte die Schaffenskraft auf lösbare, oft technische, Fragen und trug mit zur engen Symbiose von Wissenschaft und Technik. Gegen 1880 fand der Positivismus seine radikalisten Fassung, etwa in dem methodischen Verzicht des Physikers Ernst Mach auf die Annahme einer real existierenden Außenwelt: sicher fassbar sind nur unsere Sinnesereignisse. Die Annahme, dass etwa der Wahrnehmung einer Tasse auch eine reale Tasse in einer realen Welt entsprechen muss, war für Mach bereits Metaphysik ↗

Kritik


Unter anderem der englische Logiker Alfred North Whitehead betonte immer wieder, dass es selbst in der Mathematik und Logik keine "Fakten" gebe (zum Beispiel in: Prozess und Realität). Gödels Beweis, dass es keine lückenlose formale Logik geben könne und der zunehmend schwierige Realitätsbegriff in der Quantenphysik ließen Zweifel an der Durchführbarkeit eines Forschungsprogrammes aufkommen, dass nur gesicherte gelten lässt. Siehe zum Beispiel Gödel-Satz ↗

Vertreter


Als Vertreter des Positivismus gelten unter anderem der Physiker Ernst Mach, der Logiker Ludwig Wittgenstein und der Wissenschaftstheoretiker Karl Popper. Eine Kritik des Positivismus findet sich in Herbert Marcuses Der Eindimensionale Mensch ↗

Psychologie


In der Biologie und Psychologie entstand aus dem positivistischen Denken der Behaviorismus. Demnach ist der Mensch mehr oder minder eine Reflexmaschine. Innere Seelenzustände sind entweder eine Illusion oder bleiben ohne Wirkung auf die messbaren Verhaltensweisen. In jedem Fall sind sie irrelevant, siehe auch Behaviorismus ↗

Kritik


Ausdrücklich Kritik an einer einseitig positivistischen Gesinnung formulierte der deutsch-amerikanische Soziologie Herbert Marcuse. In seinem Klassiker über den eindimensionalen Menschen schildert Marcuse den Verlust von Bedeutung und Sinn in einer Umwelt, die uns immer mehr nur zu Teilen von Prozessen macht Der eindimensionale Mensch ↗

Fußnoten