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Philosophia perennis


Immerwährende Philosophie


Basiswissen


Perennieren heißt so viel wie überdauern, jährlich wiederkehrend, zum Beisiel im Zusammenhang mit Pflanzen. In der Philosophie steht das Wort für Gedanken oder Fragen, die Jahrhunderte oder Jahrtausende überdauern und dabei lebendig weiter entwickelt werden. Das ist hier kurz vorgestellt.

Perennierende Erkenntnis


Im 16ten Jahrhundert stand Philosophia perennis für die Überzeugung, dass sich die Weisheit der antiken Philosophie und das christliche Denken gegenseitig stützen und Ausdruck einer bereits geoffenbarten Wahrheit sind. Zur Zeit Gottfried Wilhelm Leibniz hatte der Begriff dann einen Wandel erfahren. Demnach steht er für den Gedanken, dass die menschlichen Erkenntnisbemühungen aufeinander aufbauen können und einen Weg zu einer letztendlichen Wahrheit aufweisen[1]. Diese optimistische Vorstellung wurde später ausformuliert von dem baltendeutschen Philosophen Nicolai Hartmann ↗

Perennierende Fragen


Ist Materie beliebig stückelbar (Atomidee)? Geben die Sinnesdaten verläßlich Auskunft über die wahre Welt (Platons Höhlengleichnis)? Oder: kann man unendlich viele Schritte in einer endlichen Zeit zurücklegen (Zenons) Paradoxon? Der Quantenphysiker Erwin Schrödinger zitiert den Altertumswissenschaftler Theodor Gomperz. Dieser habe darauf hingewiesen, dass "manche prinzipielle Grundfragen der Naturwissenschaft in all dieser Zeit 'zwar häufig ihr Gewand gewechselt, aber in ihrem Kern unverändert dieselben geblieben sind' und übrigens noch immer der Lösung harren"[2]. Viele der von den antiken Griechen aufgeworfene Fragen gehören zu den sogenannten Aporien, das sind Probleme, für deren Bearbeitung man noch keine rechte Idee hat. Beispiele solcher hartnäckig perennierender Probleme stehen unter Aporien ↗

Was ist eine Art Gegengedanke zur Philosophia perennis?


Als Gegengedanken könnte man den Zweifel an einem ansteigenden Fortschritt von Erkenntnis nennen. Ganz sicher wächst das Wissen über die Jahrhundert und Jahrtausende an. Enzyklopädien werden immer umfangreicher, Faktensammlungen und Datenbanken immer größer. Das ist Wissen. Ob aber aus diesem anwachsenden Wissensbestand auch mehr brauchbare Weisheit wird angezweifelt. Diesen Zweifel nennt man (zum Beispiel) Panglossianismus ↗

Fußnoten