Fortschritt
Mathematisch
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Basiswissen ·
Ein überraschendes Beispiel zur Einleitung ·
Aspekte des Fortschritts ·
Fortschritt als Weltkontrolle ·
Fußnoten
Basiswissen
Das Metzeler Philosophie Lexikon definiert Fortschritt allgemein als eine „durch menschliches Handeln bewirkte Veränderung vom Unvollkommenen zum Vollkommenen“. Im „wissenschaftlich-technischen Sinn meint Fortschritt die Zunahme von Wissen und technischer Beherrschung der Natur; im moralisch-politischen Sinn die Vervollkommnung der sittlichen Anlagen des Menschen und die Erlangung seiner politischen Freiheit in einer neuen Gesellschaftsordnung“. Hier steht eine kurze Liste mit Aspekten, für die man nach einem Fortschritt fragen kann.
Ein überraschendes Beispiel zur Einleitung
Wer in einer naturnahen Stammesgesellschaft lebt, hat ein wesentliches höheres Risiko, im Lauf der Zeit einen gewaltsamen Tod zu sterben als Bewohner komplexer großer Gesellschaften. Das trifft selbst dann noch zu, wenn man Europa in der Zeit von 1914 bis 1945 betrachtet, als dort zwei Weltkriege geführt wurden. In Stammesgesellschaften, so der Urheber der These, Jared Diamond, kommen viele Menschen durch Stammeskriege, Kindesmord, Eifersuchtsdramen, Aussetzen von älteren Menschen oder Hexentötungen ums Leben[3][4]. Blickt man alleine auf die Zahlen der Statistik, dann gab es einen deutlichen Fortschritt in der Gewaltvermeidung von Stammesgesellschaften hin zu komplexen großen Zivilisationen. Siehe dazu auch den Artikel zur Mortalität [Sterblichkeit] ↗
Aspekte des Fortschritts
- Forschritt in der Geschichte Weltprozess ↗
- Durschnittlicher IQ Flynn-Effekt ↗
- Produktivität Bruttoinlandsprodukt ↗
- Philosophische Erkenntnis Philosophia perennis ↗
- Zufriedenheit, Glück World Happiness Report ↗
- Fortschritt in der Evolution Orthogenese ↗
- Der Mensch als biologische Art Höherentwicklung ↗
Fortschritt als Weltkontrolle
Der irische Mathematik John Desmond Bernal charakterisierte Fortschritt als „Ersetzung einer unbestimmbar zufälligen (indifferenc chance) Umwelt durch eine bewusst erschaffene (delibaretely created)[5]. Siehe als ein Beispiel dafür die Idee eines Terraforming ↗
Fußnoten
- [1] Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Seite 182.
- [2] Frances C. Moore et al.: Rapidly declining remarkability of temperature anomalies may obscure public perception of climate change. In: The Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). January 14, 2019. 116 (11) 4905-4910. Doi: https://doi.org/10.1073/pnas.1816541116
- [3] Jared Diamond: The World Until Yesterday: What We Can Learn from Tribal Societies. Allen Lane. 2012. 540 Seiten. ISBN: 978-0713998986.
- [4] Howard Bloom: Global Brain: die Evolution sozialer Intelligenz / Aus dem Amerikan. und mit einem Nachwort von Florian Rötzer. DVA, 1999, ISBN 978-3-421-05304-6. Dort das Kapitel 10: Diversitätsgeneratoren. Auf Seite 169 wird von den südamerikanischen Yanomamo-Indianern berichtet, bei denen Männer sozial honoriert würden, die viele Gegener in Kriegen töten.
- [5] J. D. Bernal: The World, the Flesh & the Devil. An Enquiry into the Future of the Three Enemies of the Rational Soul. Foyle Publishing. 1929.
- [6] Kein Fortschritt ohne Freiheit - das ist die Kernbotschaft des Nobelpreisträgers der Physik, Richard Feynman. In: Richard P. Feynman: Kümmert Sie, was andere Leute denken?. Neue Abenteuer eines neugierigen Physikers. Piper Verlag. München. 1991. ISBN: 3-492-03371-7. Dort schreibt der Nobelpreisträger der Physik auf Seite 241: „Die Menschheit steckt in ihren allerersten Anfängen, darum ist es ganz natürlich, daß wir uns mit Problemen herumschlagen müssen. Doch wir haben Zehntausende von Jahren vor uns. Unser Möglichstes zu tun, in Erfahrung zu bringen, soviel wir können, die Lösungen zu verbessern, und dann weiterzugeben, das ist unsere Pflicht. Und es ist unsere Pflicht, den Menschen der Zukunft freie Hand zu lassen. In der stürmischen Jugend der Menschheit können wir schwerwiegende Fehler begehen, die unser Wachstum auf lange Zeit hinaus hemmen können. Ein solcher Fehler wäre die Behauptung, wir hätten trotz all unserer Jugend und Unwissenheit die Antworten schon parat. Unterdrücken wir jegliche Diskussion, jegliche Kritik und behaupten: "Das ist die Antwort, Feunde; der Mensch ist gerettet!", verdammen wir die Menschheit, eingezwängt in den Kerker unserer heutigen Vorstellungskraft, auf lange Zeit zu den Ketten der Autorität.“
- [7] Ein Lexikon aus dem Jahr 1796: "Der Fortschritt, des -es, plur. die -e, welches in der edlern Schreibart in allen Bedeutungen des Wortes Fortgang üblich ist. 1) Die Fortdauer, doch selten und ohne Plural. 2) Gelangung zur Wirklichkeit, auch nur selten, gleichfalls ohne Plural. Am häufigsten, allmähliche Zunahme in einer Fertigkeit, in einem Zustande. Wenn die Schüler ferner solche Fortschritte machen, in ihrer Erkenntniß zunehmen." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 258. Online: http://www.zeno.org/nid/20000164097
- [8] Zu einer positiven Einschätzung kommt ein Lexikon im Jahr 1907: "Fortschritt bedeutet seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. die allmähliche Vervollkommnung. Ob die Natur und das Menschengeschlecht bei ihren Veränderungen fortschreiten oder[205] nicht, ist nicht leicht zu entscheiden. Es ist dies ein Hauptproblem der Geschichtsphilosophie. Manche leugnen es, indem sie den Werdeprozeß entweder dem Kreislauf oder der Wellenlinie vergleichen und auch darauf berufen, daß alles schon einmal dagewesen sei, ja daß die Menschen heute schlechter seien als je. Dagegen läßt sich einwenden, daß zwar im allgemeinen die Naturgesetze und die Triebe, Gefühle und Bestrebungen der Menschen seit Anfang der Natur und des Menschengeschlechts dieselben sind, daß aber unleugbar in der Natur eine Vermannigfaltigung der Arten und in der Kultur, d.h. in der Beherrschung der Natur durch den Menschen, eine stetige Ausdehnung stattgefunden hat, und nicht nur das menschliche Wissen, sondern, was wichtiger ist, seine Fähigkeit zu denken, seine Art, die Dinge zu begreifen, sich gesteigert hat, seine Gefühle verfeinert, seine Ideen gereift und seine Triebe veredelt worden sind, endlich daß die Glückseligkeit der Menschen extensiv und intensiv gewachsen ist. Heutzutage befinden sich mehr Individuen in einem menschenwürdigen Dasein als früher, und ihre Ansprüche an das Leben sind höher. So wird man von einem Fortschritt in Natur und Geschichte, wenn auch nicht im transscendenten Sinne reden dürfen. – Hiernach scheint ein gewisser Fortschritt der Natur und Menschheit, der freilich nicht in gerader Linie erfolgt ist, denn mit den Fortschritten sind auch Rückschritte verbunden, wirklich stattgefunden zu haben." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 205-206. Online: http://www.zeno.org/nid/20003582477