Albert Einstein
Menschlich
Basiswissen
Albert Einstein (1879 bis 1955) gilt heute als vielleicht der berühmteste Physiker des 20ten Jahrhunderts. Er war ein sehr unabhängiger Kopf, der sich keinen Konventionen unterordnete in genialer Einzelarbeit die Physik seiner Zeit auf zwei großen Gebieten, der Quantenphysik und der Relativitätstheorie, völlig revolutionierte. Befremdlich wirkt sein menschlicher Umgang mit seiner Familie.
Was für ein Mensch war Albert Einstein ?
Menschen außerhalb seiner Familie beschrieben Einstein als "in seinen Gewohnheiten einfach und anspruchslos, freundlich und gütig, dabei volle Geist und Humor"[12]. Einstein selbst betonte stets sein Bedürnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit[13]. Dazu passend wird auch Einsteins Arbeitsstil als Wissenschaftler beschrieben. Er bildete keine "Teams" und unterhielt keinen regelmäßigen Lehrbetrieb[11]
MERKSATZ:
1.0 Einstein genoß Stille und Abgeschiedenheit. Auch sein wissenchaftlicher Arbeitsstil trug diese Züge.
1.0 Einstein genoß Stille und Abgeschiedenheit. Auch sein wissenchaftlicher Arbeitsstil trug diese Züge.
Dabei war Einstein kein naiver Weltflüchtling. In Verhandlungen mit Universitäten konnte er zum Beispiel sehr erfolgreich sehr hohe Gehaltsforderungen und Privilegien durchsetzen. Als sehr problematisch gilt sein Umgang mit seiner ersten Frau Milva und gemeinsamen Kindern mit ihr. Ihnen gegenüber verhielt er sich berechnend kühl bis egoistisch. Wo seine Kinder Intellektualität versprachen, schien er interessiert, ansonsten eher distanziert[14].
MERKSATZ:
2.0 Eine dunkle Seite bildete sein über Jahrzehnte kühl-distanzierter bis herrischer Umgang mit seiner Ersten Frau Milva und den gemeinsamen Kindern.
2.0 Eine dunkle Seite bildete sein über Jahrzehnte kühl-distanzierter bis herrischer Umgang mit seiner Ersten Frau Milva und den gemeinsamen Kindern.
So habe Einstein seiner ersten Frau einmal eine schriftliche Anleitung gegeben, wie sie sich in der gemeinsamen Wohnung ihm gegenüber zu verhalten habe. Einstein forderte darin zum Beispiel, dass sie ihm das Essen ins Arbeitszimmer bringe, ihn dabei aber nicht anspreche.[2]
Max Born, ein enger Freund Einsteins, betonte die Unabhängigkeit Einsteins gegenüber seiner Mitwelt: "Bei aller Freundlichkeit, Umgänglichkeit und Menschenliebe war er eben doch ganz unabhängig."[15] Und auch gegenüber Menschen außerhalb seiner Familie äußerte sich Einstein in Briefen nicht nur wohlwollend[16]. Die wachsende "Bevölkerungszahl Europas im letzten Jahrhundert von 113 Millionen auf fast 400 Millionen" ist für ihn ein "schrecklicher Gdanke", der ihn "fast mit dem Krieg befreunden könnte[17]".
Warum starb Einstein in Amerika?
Geboren wurde Einstein im Jahr 1879 in der süddeutschen Stadt Ulm an der Donau. Auch aufgewachsenen ist er vorwieend im süddeutschen Raum. Die Wirkungsstätten seiner wissenschaftlichen Tätigkeiten waren bis 1933 vor allem die Schweiz und Berlin.
MERKSATZ:
3.0 Albert Einstein wuchs im Deutschen Reich auf und wirkte bis 1933 auch wissenschaftlich vorwiegend dort.
3.0 Albert Einstein wuchs im Deutschen Reich auf und wirkte bis 1933 auch wissenschaftlich vorwiegend dort.
Tatsächlich lassen sich im Umfeld der Physiker um Einstein bereits früh nach dem ersten Weltkrieg judenfeindliche Haltungen und Handlungen ausmachen. So soll sich der Physiker Wachsmuth über seinen Kollegen Stern damit geäußert haben, dass dieser einen "zersetzenden, jüdischen Intellekt" habe[18]. Anläßlich einer Teilnahme Einsteins an einer Tagung in Bad Nauheim, nahe Frankfurt, versucht Borns Frau, Hedi, Mut zu zuzusprechen und von einer Flucht ins Ausland abzuhalten[19]. Aber tatsächlich kam es auf der Tagung und darüber hinaus zu "bösartigen Angriffen gegen Einstein", und zwar "mit unverhüllt antisemitischer Tendenz" seitens der deutschen Physiker Philipp Lenard und Johannes Stark.
MERKSATZ:
4.0 Schon um 1920 sah sich Einstein einem bösartigen Antisemitismus ausgesetzt.
4.0 Schon um 1920 sah sich Einstein einem bösartigen Antisemitismus ausgesetzt.
Philipp Lenard hat später die Unterscheidung 'deutscher' und 'jüdischer' Physik etabliert und die Entfernung vieler jüdischer Wissenschaftler bewirkt. Dennoch, so Born, erhielten er und Starck später noch den Nobelpreis. Die Tagung in Bad Nauheim 1920 habe, so Born, "die große Gefahr des Antisemitismus für die deutsche Wissenschaft […] zum ersten Mal in groben Umrissen sichtbar" gemacht[20]. Einstein reagierte darauf weltentrückt mit dem Kommentar: "Jeder muß am Altar der Dummheit von Zeit zu Zeit sein Opfer darbringen, der Gottheit und den Menschen zur Lust.[21]" Weiter äußerte sich Einstein, dass ihm "die ganze Sache gleichgültig" sei "nebst dem Geschrei und der Meinung aller Menschen". Für die Zukunft nimmt er sich vor: "Ich werde alles, was meiner wartet, wie ein unbeteiligter Zuschauer und mich nicht mehr wie in Nauheim in Erregung versetzen lassen.[22]"
Hatte Einstein wirklich eine 6 in Mathe?
Ja, das stimmt. Das kommt daher, dass Einstein einmal in der Schweiz zur Schule ging. Dort ist die Note Sechs die beste aller Noten. Also hatte er wirklich eine 6 in Mathe, aber er war immer unter den Besten. Aber Einstein lernte vor allem außerhalb der Schule. Er war nachlässig wenn ihn etwas nicht interessierte aber sehr fleißig darin, sich Dinge außerhalb der Schule selbst beizubringen. Dieses Verhalten zog sich auch durch sein Studium und seine spätere Berufskarriere weiter fort.
Fußnoten
- [1] Albert Einstein: Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie. Ersterscheinung: 1916
- [2] Jürgen Neffe: Einstein. Eine Biographie. Rowohlt Verlag GmbH Hamburg. ISBN: 3498-04685-3.
- [3] Albert Einstein, Hedwig und Max Born: Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7.
- [4] Albert Einstein: Mein Weltbild. Herausgegeben von Carl Seelig. Ullstein Bücher. Erstdruck 1934 in Amsterdam. Ausgabe des Druckhaus Tempelhof, Berlin, 1955.
- [5] Albert Einstein: Zur Elektrodynamik bewegter Körper. In: Annalen der Physik und Chemie. 17, 1905, S. 891–921. Siehe auch spezielle Relativitätstheorie ↗
- [6] Albert Einstein: Über das Relativitätsprinzip und die aus demselben gezogenen Folgerungen. In: Jahrbuch der Radioaktivität und Elektronik IV. 1908, S. 411–462.
- [7] Albert Einstein: Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Ausbreitung des Lichtes. In: Annalen der Physik. 35, 1911, S. 898–908.
- [8] Albert Einstein, Marcel Grossmann: Entwurf einer verallgemeinerten Relativitätstheorie und einer Theorie der Gravitation. In: Zeitschrift für Mathematik und Physik. 62, 1913, S. 225–261.
- [9] Albert Einstein: Erklärung der Perihelbewegung des Merkur aus der allgemeinen Relativitätstheorie. In: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1915, S. 831–839.
- [10] Albert Einstein: Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie. In: Annalen der Physik. Band 354, Nr. 7, 1916, S. 769–822.
- [11] Werner Heisenberg (1901 bis 1976) über Albert Einstein: "Einstein arbeitete im Grund allein. Zwar unterhielt er sich gern mit anderen Physikern über seine Probleme; auch zog er gelegentlich einzelne jüngere Mitarbeiter, vor allem Mathematiker, zu sich heran, um ihre Unterstützung bei schwierigen mathematischen Untersuchungen zu gewinnen. Aber einen normalen Lehrbetrieb […] führte Einstein nicht durch." In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Im Vorwort von Werner Heisenberg, Seite 10. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7.
- [12] Max Born schildert hier den Eindruck seiner Kollegen Ladenburg, der Einstein um 1907 oder 1908 erstmals kenne lernte: Einstein, damals etwa 28 Jahre alt, sei "in seinen Gewohnheiten einfach und anspruchslos, freundlich und gütig, dabei volle Geist und Humor" [12]. In: Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 18.
- [13] Aus einem Aufenthalt, vermutlich in Ahrenshoop, schreibt Einstein im letzten Kriegsjahr 1918: "Hier ist es wundervoll, kein Telephon, keine Verpflichtungen, absolute Ruhe. ich kann es gar nicht mehr begreifen, wie man es in der großen Stadt aushält […] Ich liege am Strand wie ein Krokodil, lasse mich von der Sonne braten, sehe nie eine Zeitung und pfeife auf die sogenannte Welt." Wenige Zeilen später bittet er den Adressaten, Max Born, dass dieser ihn "wieder schonend einführt in das Getriebe der Menschen …" Diese Zeilen entstanden als zeitgleich Deutschland und Österreich weite Teile Osteuropas besetzt hatten und in Flandern und Nordfrankreich hunderttausende von Soldaten in den Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs starben. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort in einem undatierten Brief, der jedoch von Max Born eingereiht ist in die Briefe zwischen Juni und August 1918. Seite 25.
- [14] Schon fast verstörend wirkt, wie 1937 oder 1938 Einstein sein Exil in Princeton in den USA lobt und ohne jede Trübung dieser positiven Stimmung den Tod seiner zweiten Lebenspartnerin beiläufig erwähnt: "Ich habe mich hier vortrefflich eingelebt, hause wie ein Bär in seiner Höhle und fühle mich gelegentlich mehr zuhause als je in meinem wechselvollen Leben. Diese Bärenhaftigkeit ist durch den Tod der mit mit den Menschen verbundenden Kameradin noch gesteigert." In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seiten 177 und 178.
- [15] Max Born in einer rückblickenden Einschätzung aus den 1960er Jahren. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 180.
- [16] Im Jahr 1920 überlegte Einsteins Freund, Max Born, ob er seine Arbeitsstätte in Frankfurt am Main gegen Göttingen, eine damalige Hochburg der Mathematik weltweit, eintauschen sollte. Einstein versetzte sich in Born Lage und riet: "ich bliebe lieber in Frankfurt. Denn ir wäre es unterträglich, auf enen kleinen Kreis aufgeblasener und meist engherziger (und -denkender) Gelehrter so ganz angewiesen zu sein (kein anderer Verkehr). Denkt daran, was Hilbert ausgestanden hat von dieser Gesellschaft." David Hilbert war damals einer der führenden Mathematiker. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort ein Brief Einsteins an Born vom 3. März 1920. Seite 48.
- [17] Einsteins Kokettieren mit Malthusisanischen Gedanken stammt aus einem Brief aus Ahrenshoop vom 2. August 1918, adressiert an seinen später engen Freund Max Born. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 27.
- [18] Max Born in einem Brief an Albert Einstein, vom 16. Juli 1920. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 55.
- [19] Am 8. September 1920 hat Max Borns Frau, Hedi, in einem Brief an Einstein von "gemeinen Stänkereien" und von "dreckigen Fluten" dieser Welt geschrieben. Einstein muss schon damals an Auswanderung gedacht haben, denn Hedi Born bittet ihn "bleiben Sie in Deutschland!". In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seiten 58 und 59.
- [20] Diese Schilderung um die Anfänge des Antisemitismus in Kreisen der Physiker stammt von Max Born, geschrieben im Rückblick aus den 1960er Jahren. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seiten 60 und 61.
- [21] Die selbstironische Bemerkung über den "Altar der Dummheit", vor dem jeder hin und wiede Opfer darlegen müsse, stammt aus einem Brief vom 9. September 1920 an Max und Hedi Born (Liebe Borns!). In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 59.
- [22] Den Plan, sich zukünftig von Antisemiten nicht mehr reizen zu lassen formulierte Einstein im Jahr 1920 in einem undatiertem Brief an Max Born. In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 67rar
- [22] Albert Einstein: Über einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichts betreffenden heuristischen Gesichtspunkt, Annalen der Physik 17, 1905, S. 132ff: Online: https://upload.wikimedia.org/wikisource/en/3/3d/%C3%9Cber_einen_die_Erzeugung_und_Verwandlung_des_Lichtes_betreffenden_heuristischen_Gesichtspunkt.pdf
- [23] Albert Einstein: Zur Quantentheorie der Strahlung. Zuerst abgedruckt in den Mitteilungen der Physikalischen Gesellschaft Zürich. Nr. 18. 1916. Später auch veröffentlich in: Physikalische Zeitrschrift. XVIII. 1917.