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Simulationshypothese


Kosmologie


Basisiwssen


Als Simulationshypothese bezeichnet man die Idee, dass die von uns wahrgenommene Welt nicht materiell und beständig existiert. Vielmehr werden unsere Sinneseindrücke ständig neu erzeugt und uns sozusagen in die Sinne eingespielt. Frühere Fomulierungen dieses Gedankens sahen als Quelle der Sinneseindrücke oft Gott an. Die Simulationshypothese ersetzt Gott durch eine Art Weltcomputer. Das ist hier kurz vorgestellt.

Grundidee der Simulationsypothese


Nach der Simulationshypothese sind Menschen simulierte Wesen. Sie existieren demnach nicht real. Auch wird meist angenommen, dass auch das gesamte Universum einschließlich seiner kosmologischen Geschichte und auch die biologische Evolution von einer Art rechnendem Computer simuliert sind. Verschiedene Interpreten der Theorie nehmen weiter an, dass die Rechenkapazität des hypothetischen Weltsimulators begrenzt ist.

Kann man die Simulationshypothese testen?


Eine Grundidee zur Überprüfung der Hypothese ist es, nach Fehlern in der Simulation zu suchen, nach einem "Riss in der Matrix". Ein Ansatz geht davon aus, dass die Simulation die Welt in eine Art räumliche Pixel einteilt. Zusätzlich geht man davon aus, dass die Rechenkapazität begrenzt ist. Verbindet man dies mit der Beobachtung eines sich stetig ausdehnenden Kosmos, dann muss irgendwann ein Punkt kommen, an dem die Rechenleistung des Weltsimulators für eine detaillierte Simulation nicht mehr ausreicht. Fehler könnte man zum Beispiel bei der Verteilung von Strahlung im Weltraum erwarten.[6]

Quantenphysikalische Testidee für die Hypothese


Unter der Annahme, dass die von wahrgenommene Realität simuliert ist und dass der simulierende Computer eine nur begrenzte Rechenkapazität hat, kann man folgern, dass die Simulation gewisse Optimierungsstrategien nutzen sollte. Eine Möglickeit ist, dass der sogenannte Kollaps der Wellenfunktion damit zusammenhängt, dass die Simulation die Realität nur dann "rendert", also detailgetreu nachzeichnet, wenn ein Beobachter die entsprechende Stelle betrachten möchte. Das Bewusstsein ist sozusagen der Bildschirm auf den die Realität generiert wird. Die Grundidee eines Tests ist es a) zu zeigen, dass der Kollaps der Wellenfunktion nur stattfindet, wenn ein Beobachter dies erzwingt und b) dass man in Experimenten inkonsistente Simulationsergebnisse erzeugen kann.[7]

Lichtgeschwindigkeit als Leistungsschoner?


Es ist eine gut bestätigte Erfahrungstatsache, dass nichts - Information eingeschlossen - sich schneller als mit der Lichtgeschwindigkeit c ausbreiten. Deutet man die Welt als Computersimulation mit verschiedenen in ihr frei entscheidenden Bewohnern (Spielern), und nimmt man ferner an, dass diese Welt nur konsistente Geschichten erzeugen soll, also eine gewisse Regelmäßigkeit, dann folgt daraus, dass der Weltsimulator Aktionen verschiedener Wesen in der Welt dort miteinander abgleichen muss, wo sich die Folgen raumzeitlich begegnen. Ist die Geschwindigkeit der Ausbreitung von Handlungsfolgen langsam, gibt es entsprechend weniger mögliche Kombinationen, die überprüft werden und entsprechend weniger Rechenleistung wird benötigt. Siehe auch Lichtgeschwindigkeit ↗

Historische Vorläufer: Scholastik


Als Scholastik bezeichnet man eine Periode westeuropäischer Philosophie von etwa 1000 bis 1300. Ziel dieser Strömung war die Verbindung von christlichem Glauben mit strenger Logik und Philosophie. Der scholastisch gebildete Mystiker Eckehart sah die Welt als Gegenstand eines andauernden Schöpfungsaktes durch Gott. Damit ist die Welt nicht für sich alleine existent, sie wird gemacht: "Alles was Gott je vor sechstausend Jahren und mehr schuf, als Gott die Welt machte, das schafft Gott jetzt zumal." Und: "Alles was vergangen ist und alles was künftig ist, das schafft Gott im Innersten der Seele."[11]

Frühe Theoretisierung: Berkeley


Der irische Geistliche George Berkeley wandete sich gegen den erstarkenden (und zunehmend erfolgreichen) Materialismus seiner Zeit und formuliert spitz: "It is indeed an opinion strangely prevailing amongst men, that houses, mountains, rivers, and in a word all sensible objects have an existence natural or real..." Berkeley versucht zu zeigen, dass die Welt nur in Form von Ideen existiert. Seine Position war konsequent und extrem idealistisch und wäre möglicherweise mit der Vorstellung einer (computer)simulierten Welt verträglich. Lies mehr unter Berkeley-Frage ↗

Seit den 1930er Jahren: das Gehirn im Tank


Im Jahr 1929 veröffentlichte der Mathematiker und Kristallograph John Desmond Bernal einen viel beachteten Aufsatz über die langfristige Zukunft der Menschheit[13]. Dort prophezeiht er, dass Menschen der Zukunft auf ein Gehirn in einem Zylinder reduziert seien. Der alte Körper wurde ersetzt durch technische Geräte. Diese verbinden das Gehirn mit Sensoren und Aktuatoren der Außenwelt. Bernal, ein vielfach ausgezeichneter Wissenschaftler, sieht darin keine Dystopie sondern einen großen Fortschritt. Dieses und ähnliche Bilder von Gehirnen, die nur noch über eine künstliche Peripherie mit der Außenwelt verbunden fasst man heute in der Philosphie unter dem Stichwort „Gehirn im Tank zusammen“. Ein solches Gehirn, und hier kommt die Außenwelthypothese wieder ins Spiel, hätte jedoch keine Chance eine bösartige Täuschung zu erkennen. Über die Sinneskanäle könnte man perfekte Simulation einspielen. Über die ausgehenden Nerventränge könnte die Simulation die gewünschten Aktionen des Gehirn erfassen und diese zur Erstellung der Simulation mit berücksichtigen. Siehe auch Gehirn im Tank ↗

Seit den 1960er Jahren: die Welt als Computer?


Im Jahr 1969 veröffentliche der deutsche Computer-Pionier Konrad Zuse sein Buch über den Rechnenden Raum. Das sehr mathematisch gehaltene Werk stellt den Raum zellenartig aufgebaut vor. Alle Prozesse im Universum, so Zuses Gedanke, können durch Rechenschritte simuliert werden, die in den einzelnen Zellen ablaufen. Zeitgleich zu Zuse entwickelten in den USA die Physiker John Archibald Wheeler und Peter Putnahm die Idee einer quantenphysikalisch-informationtechnologischen Grundlage des Universums: "Orienting the world in a syntactic frame leaves no place for 'objectivity' or observation. The get around this the word is treated as an existential unit, and contact with the subjective is made as an abstraction from information processing categories (the world being treated as one big computer, with the more digital aspects concentrated in the brain, and the mor analogue apsects organized as the world, and invoked on command).[15]"

Was ist die Gegenposition zur Simulationshypothese?


Die sogenannte Außenwelthypothese. Das Wort stammt von dem Physiker Ernst Mach. Mach hatte in einem einflussreichen Buch[4] Probleme mit dem gängigen Begriff der Materie herausgearbeitet. Er schlug dann eine Art Physik vor, die auf die modellhafte Annahme real existierende Materie verzichtete. Stattdessen liefere eine noch zu erschaffende Physik lediglich Aussagen darüber, nach welchen Gesetzmäßigkeiten ein Sinneseindruck in einen anderen Sinneseindruck übergeht. Machs Grundkonzept ließ sich im Sinne einer harten Physik auch auf eine Simulierte Welt anwenden. Diese Denkart grenzte er begrifflich ab von der Idee einer fest existierenden Welt der Materie. Siehe dazu unter Außenwelthypothese ↗

Ein möglicher Sinn: kollaborative Physik


Seit dem Niedergang der mittelalterlichen Scholastik, mit ihrem Anspruch einer logisch fundierten Sinnstiftung unseres Sein, hat die Physik sich vollständig von der Frage des Sinns emanzipiert. Sie will und kann keine Antwort geben auf Fragen, die außerhalb ihrer Methodik liegen. Die Physik kann sehr gut beschreiben, wie schnell bestimmte Uran-Isotope über die Jahrmillionen zerfallen. Sie kann aber keinerlei Andeutung geben, wozu die Atome das tun. Siehe auch kollaborative Physik ↗

Die Frage nach dem Zweck einer simulierten Welt


Die Idee, dass die Welt sozusagen aus Gedanken im Geiste Gottes besteht oder ein irgendwie gearteter Rechnenvorgang ist, bei der das Ergebnis am Ende wichtiger ist als der Weg dorthin führt zu der die Idee, dass die Welt nur ein Mittel zum Zweck ist. Siehe dazu auch den Artikel Weltzweck ↗

Kinofilme zur Idee einer computersimulierten Welt



Fußnoten