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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Mehrbenutzersystem

Informatik

Definition


Ein Mehrbenutzersystem oder Multiuser-System ist ein Betriebssystem, das die Möglichkeit bietet, Arbeitsumgebungen für verschiedene Benutzer bereitzustellen und voneinander abzugrenzen. Das klassische Vorbild sind Großrechner, die von mehreren Benutzern genutzt wurden. Das ist hier kurz vorgestellt.

Multiuser, multitasking und multisession


Das Wort Multiuser, als Mehrbenutzer, deutete lediglich an, dass ein System von mehreren Personen benutzt werden kann. Es lässt offen, ob diese verschiedenen Personen das System gleichzeitig oder nur nacheinander benutzen können. Können sie es gleichzeitig benutzen, spricht man von einer Multisession. Kann ein Benutzer mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen lassen, spricht man von Multitasking ↗

Die Rechteverwaltung


Können verschiedene Benutzer auf dieselben Ressourcen eines Systems, etwa Ordner (directories) für Dateien (files) zugreifen, dann kann der Wunsch auftreten, dass nicht jeder Benutzer jeden Ordner oder jede Datei der anderen Nutzer verändern oder lesen kann. Hier akzeptable und nachvollziehbare Regelwerke zu finden ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.

Die Konsistenzerhaltung


Arbeiten mehrere Personen an einem System, werden besondere Anforderungen an die Aufrechterhaltung der inneren Stimmigkeit der Daten gestellt. Erlaubt das Betriebssystem zum Beispiel die Veränderung der Systemzeit durch den Benutzer, so stellt sich die Frage, was passieren soll, wenn verschiedene Benutzer verschiedene Zeit definieren wollen (etwa Berliner Zeit oder Neu Yorker Zeit). Mechanismen die sicherstellen, dass man jederzeit eindeutig weiss, was Daten oder Informationen bedeuten sollen, welche die "richtigen" oder die "aktuellen" sind nennt man auch Konsistenzerhaltung ↗

Abgrenzung zur Groupware


Das Wort Mehbenutzersystem wird traditionell eher Betriebsysteme (Unix, Linux, Windows, Android, Mac) benutzt. Das klassische Beispiel hier ist ein Programm zur gemeinsamen Bearbeitung eines Textes. Bei einer Software, etwa zur technischen Planung von einer Industrieanlage, arbeiten ebenfalls mehrere Personen gemeinsam an einem System. Die Planungssoftware kann dann zum Beispiel die Planungszenarien von Elektrikern (welche Stromstärke?) mit der von Maschinenleuten (wie viel Drehmoment) oder von Juristen (was ist erlaubt?) zusammenführen. Von der reinen Sprachbedeutung wäre auch eine solche Software ein System für mehrere Benutzer und damit auch ein Mehrbenutzersystem. Fest eingebürgert hat sich dafür jedoch das Wort Groupware ↗

Abgrenzung zur Datenbank


Während ein Betriebssystem den Zugriff auf Hardwarekomponenten, den Aufruf von Software, die Anmeldung von Benutzern, die Energiesteuerung der Technik und vieles mehr regelt, beschränken sich die Anforderungen an eine Datenbank meist enger auf die zuverlässige und eindeutige Speicherung und Verfügbarmachung von Daten. Auch dort spielen allerdings die Rechteverwaltung und die Konsistenzerhaltung eine wesentliche Rolle.

Abgrenzung zum Multiagentensystem


Von einem Multiagentensystem spricht man, wenn mehrere Akteure in einem System so koordiniert werden oder von sich aus so zusammenarbeiten, die sie gemeinsam eine Aufgabe lösen. Die Software geht in der Regel über die Anfroderung einer Groupware hinaus, die lediglich das Miteinander der User ermöglicht, und stellt darüber hinaus noch Mechanismen zur Verfügung, die eine effektive oder effiziente Erfüllung der Aufgabe ermöglichen. Das klassische Beispiele sind hier Schwarmroboter, die gemeinsam als Fußballmannschaft auftreten. Siehe auch Multiagentensystem ↗

Die Quantenphysik als Mehrbenutzer-System?


In der Physik gibt es seit den 1960er Jahren Stimmen, die in den Objekten der Physik weniger Gegenstände aus Masse sehen wolen als als vielmehr Datenobjekte[1][2][3]. In manchen dieser Spekulationen werden keine Akteure oder Einflussnehmer berücksichtig[1], während andere das explizit vorsehen[2]. Betrachtet man die Gegenstände der physikalischen Wirklichkeit als Datenobjekte und stellt man sich nun verschiedene Akteure (Bewusstseine, Ichs, Selbsts etc.) vor, die diese Datenobjekte einsehen und verändern können, dann stellen sich automatisch dieselben Fragen wie auch bei einem Mehrbenutzersystem, bei einer Groupware oder einer Datenbank: wer darf wann welche Objekte in welchem Umfang einsehen oder bearbeiten? Dieser Gedanke wird als Spekulation näher untersucht im Artikel Kollaborative Physik ↗

Fußnoten