Seele
Übersicht
Basiswissen
In der christlichen Theologie ist die Seele der personale geistartige Kern von Leben, aber in Verbindung mit einem körperlichen Leib[6], oft in einem notwendigen Bezug zu Gott gesehen. Die Seele kann den physischen Tod überdauern[7]. Daneben hat das Wort auch weitere technische Bedeutungen.
Die Seele als Kern der Persönlichkeit?
Persönlichkeit, das Ich, Wille oder Bewusstsein sind Worte, die sich oft gegenseitig definieren sollen, von denen aber keines für sich alleine befriediegend definiert ist, zumindest nicht in einem empirisch-naturwissenschaftlichen Sinn. In der Psychologie wird das Wort Seele meist nicht als wissenschaftlicher Begriff verwendet. Der Bedeutung sehr nahe kommt aber die Idee einer individuellen Persönlichkeit, einem innersten Wesenskern von Lebewesen. Lies mehr dazu unter Personalität ↗
Häckels Zellenseele
Ein Zitat aus dem Jahr 1878: „Die wundervollste aller Naturerscheinungen, die wir herkömmlich mit dem einen Worte 'Geist' oder 'Seele' bezeichnen, ist eine ganz allgemeine Eigenschaft des Lebendigen. In aller lebendigen Materie, in allem Protoplasma müssen wir die ersten Elemente des Seelenlebens annehmen, die einfache Empfindungsform der Lust und Unlust, die einfache Bewegungsform der Anziehung und Abstoßung – Nur sind die Stufen der Ausbildung und Zusammensetzung dieser 'Seele' in den verschiedenen lebendigen Geschöpfen verschieden; sie führen uns von der stillen Zellseele durch eine lange Reihe aufsteigender Zwischenstufen allmählich bis zur bewußten und vernünftigen Menschenseele hinauf.“[1] Siehe auch Bewusstsein ↗
Seele in der Theologie
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Seele in der Technik[7]
- Innere Füllung von Lötzinn mit Flussmittel
- Freiraum in einer Korkenzieherwendel
- Innenteil eines Seiles oder Kabels
- Bohrung einer Schusswaffenlaufs
- Gummiblase eines Fußball[s] ↗
Fußnoten
- [1] Ernst Häckel: Zellseelen und Seelenzellen (1878).
- [2] Ernst Häckel: Die Welträtsel. Gemeinverständliche Studien über Monistische Philosophie. Neu bearbeitete Taschenausgabe. Leipzig. Alfred Kröner Verlag. 1909 (Erstausgabe 1899). Hier das Kapitel 6: Das Wesen der Seele (Seite 54).
- [3] Günther Mensching und Alia Mensching-Estakhr (Herausgeber): Die Seele im Mittelalter. Von der Substanz zum funktionalen System. 6. Hannoveraner Symposium zur Philosophie des Mittelalters an der Leibniz-Universität Hannover vom 21. – 23. Februar 2012. Verlag Königshausen und Neumann. 216 Seiten. ISBN: 978-3826060274.
- [4] Johann Friedrich Bruch:: Die Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seelen. historisch-kritisch dargestellt. Herausgeber: Straßburg, Treuttel und Würtz. 1859. Siehe Präexistenzlehre ↗
- [5] Hartmut Sommer: Unsterbliche Seele?: Antworten der Philosophie. Topos plus. 2016. ISBN: 979-383-671-04-80.
- [6] Ein Lexikon aus dem Jahr 1793 führt verschiedene Bedeutungen an: "1. Das Leben, und die Lebenskraft, eines lebendigen Dinges; eine der ersten und ältesten Bedeutungen […] 2. Das Vermögen, die Kraft, zu empfinden und zu begehren. Die Seelen der Thiere. Besonders dieses Vermögen in dem Menschen, als ein mit Herz gleichbedeutendes Wort, da es denn eigentlich dem Geiste entgegen stehet. […] 3. Das Wesen, welches in uns denkt, Verstand und Willen hat, ein mit einem organischen Körper verbundener Geist." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 11-13. Online: http://www.zeno.org/nid/20000428051
- [7] Viele technische Bedeutungen behandelt ein Lexikon aus dem Jahr 1793: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 11. Online: http://www.zeno.org/nid/20000428043
- [8] 1837 heißt es wenig naturwissenschaftlich: " Seele. Die Strahlen des Lichtes lassen sich wohl sehen, doch über seine Beschaffenheit haben wir keinen vollkommenen Aufschluß. So verhält es sich auch mit der Seele. Eng ist sie mit dem Körper verbunden, doch nur an ihrer Thätigkeit erkennen wir ihre Kraft. Sie merkt und erinnert sich, sie vergleicht und unterscheidet, sie urtheilt und wählt, sie allein bewirkt das höhere Leben und ist unzerstörbar und unsterblich. Ihr Wesen schließt das Theilbare, Nothwendige und Vergängliche aus. Daher gehört ihr auch Freiheit und Unendlichkeit. Ihre verschiedenen Fähigkeiten und Verrichtungen stehen in gegenseitiger Wechselwirkung. Doch bleibt das niedere Vermögen dem Höheren untergeordnet, und die Aeußerung ihrer Kraft tritt nicht gleich stark und mächtig in den verschiedenen belebten Wesen hervor. – Am vollendetsten wirkt sie in dem Menschen, dem sie die Erhabenheit über andere Geschöpfe ertheilt." In: Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 192. Online: http://www.zeno.org/nid/20001766422
- [9] 1841 wird die Seele des Menschen von den Seelen der Tiere unterschieden: "Seele nennt man den Geist (s.d.), insofern er in der Vorstellung dem Körper nicht entgegengesetzt, sondern in der natürlichen, innigen Vereinigung mit demselben genommen wird. Daher schreibt man dem Menschen, welcher in der Freiheit des Willens über die blos natürlichen Bedingungen des Daseins sich erhebt, vorzugsweise einen Geist zu, der zwar im lebendigen Leibe auch als Seele auftritt, während die übrigen lebendigen irdischen Wesen nur einen ganz in die Natürlichkeit versenkten Geist, d.h. nur eine Seele haben, welche sich nicht zur Würde des Geistes: Selbstbewußtsein, Selbstbestimmung, Freiheit – erhebt." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 153. Online: http://www.zeno.org/nid/20000863742
- [10] 1857 wird der Begriff philosophisch differenzierter gefasst: "Die Seele als bewusstes Ich: "Seele, griech. Psyche, das Lebensprincip des organischen Körpers, im engern Sinne die menschliche S., das sich selbst bewußte Ich. Schon die Alten forschten über das Wesen der S. nach, faßten dasselbe zunächst als Wind, Hauch (anima) und kamen bald auf die Hauptfrage: ist die S. selbst etwas Körperliches oder ein blos vorübergehend mit dem Körper verbundenes Ding eigener Art? – deren Beantwortung noch heute die Geister bewegt und die Naturforscher und Philosophen in den 2 uralten Lagern der Materialisten und Spiritualisten getrennt hält, die beiderseits wiederum in verschiedene Fractionen zerfallen." Der Artikel geht weiter auf einige philosophisch präzisierte Fragen ein. In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 168-169. Online: http://www.zeno.org/nid/20003512630
- [11] 1862 wird die Seele stark erkenntnistheoretisch betrachtet: " Seele (lat. Anima, gr. Psyche), 1) dasjenige Wesen, welches als der Träger u. als das ursachliche Princip des geistigen Lebens angesehen wird. In dieser Bedeutung kommt der Begriff der S. nicht blos in den wissenschaftlichen Systemen, sondern auch in der gemeinen Auffassung vor; bei allen Völkern u. auf allen Culturstufen, für welche sich überhaupt das Gebiet der inneren Erfahrung von dem der äußeren zu sondern anfängt, findet sich auch mehr od. weniger bestimmt die Unterscheidung von Leib u. S. (Dichotomie). Gleichwohl ist weder die Existenz, noch die Beschaffenheit der S. ein unmittelbarer Gegenstand der inneren Erfahrung; wir nehmen innerlich nicht die S. selbst, sondern nur das wahr, was in ihr u. durch sie geschieht, u. die Vorstellungen von ihrem Wesen u. ihrer Wirkungsart haben daher sehr verschiedene Formen u. Richtungen angenommen." Der Artikel geht weiter sehr ausführlich auf die Geschichte des Seelenbegriffs ein. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 747-749. Online: http://www.zeno.org/nid/20010897305
- [12] 1905 wird die Sprache als Ausdruck der Seele ergänzt: "Seele (griech. psyche, lat. anima), ursprünglich und noch jetzt im gewöhnlichen Sprachgebrauch das in den Fähigkeiten der Empfindung, der willkürlichen Bewegung und (beim Menschen) der Sprache sich bekundende innere Tätigkeitsprinzip eines lebendigen Wesens." Der Artikel geht dann ausführlich auf verschiedene philosophische Positionen ein. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 261-262. Online: http://www.zeno.org/nid/20007455704
- [13] 1911 vermutet ein Lexikon, dass die Seele unabhängig von der Materie sei: "Seele (grch. Psyche), Gesamtbezeichnung für alle Erscheinungen des Fühlens, Wollens und Denkens, sofern diese unabhängig von materiellen Erscheinungen betrachtet werden. Die Erkenntnis der S. und der Gesetze ihres Lebens ist Aufgabe der Psychologie (s.d.). – Vgl. Flügel, »Seelenfrage« (3. Aufl. 1902); Fr. Schultze, »Vergleichende Seelenkunde« (1892 fg.); Wundt, »Menschen- und Tierseele« (3. Aufl. 1897). – S. bei Feuerwaffen, s. Kaliber und Lauf. Über die Feder-S. s. Federn." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 679. Online: http://www.zeno.org/nid/2000155381X
- [14] Günter Ewald: Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen. Gibt es eine unsterbliche Seele? Butzon & Berger. 2. korrigierte Auflage von 2012. ISBN: 978-3-7666-1544-2. Dort die Kapitel "Schafft Bewusstsein das Sein?". Seite 105 bis Seite 107. Sowie: "Bewusstsein und Seele". Seite 130 bis Seite 133.
- [15] René Descartes' philosophische Werke. Abteilung 2, Berlin 1870, S. 5.
- [22] Der Systemtheoretiker Valentin Turchin (1931 bis 2010) spricht in Verbindung mit einem kollektiven Überwesen auch von einer Übers-Seele (Oversoul). Wenn zukünftige Menschen aus Altersgründen zu sterben drohen, verbinden sie sich mit dem Gehirn eines hypothetischen kollektiven Überwesens und damit auch mit einer Über-Seele: "cybernetic contact between their individual nervous systems and the super-brain of the human super-being. As time goes on and the biological body disintegrates, the individual mind - or soul - becomes only a part of the Supermind - or the Oversoul. Cybernetic immortality come not instead of our normal life, but in addition to it, instead of death." In: Valentin Turchin: A Dialogue on Metasystem Transition. The City College of New York. July 12, 1999. Dort das Kapitel "The Future of the World" auf Seite 65. Siehe auch Geistverschmelzung ↗