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Alternativweltgeschichte


Physik


Grundidee


Als Alternativweltgeschichten fasst man Verläufe der Weltgeschichte zusammen, die a) möglich gewesen wären, aber nicht eintragen (irrealis) oder aber b) noch möglich sind und eintreten könnten (potentialis). Das ist hier kurz vorgestellt.

Alternativweltgeschichten in der Geschichte


Wie wäre der Gang der Geschichte verlaufen, wenn die Araber im Jahr 1460 den Kontinent Australien entdeckt hätten und Australien dann eine ähnlich aufstrebende und machtvolle Nation geworden wäre wie es die USA seit 1776 waren? Einen solchen denkbaren aber nicht wirklich eingetretenen Verlauf der Geschichte nennt man auch kontrafaktische Geschichte ↗

Alternativweltgeschichten in der Zukunftsforschung


Anfang der 2020er Jahre hatte die Weltgemeinschaft vielleicht noch die Möglichkeit einen drohenden Klimawandel abzufangen oder zumindest, kontrolliert verschieden drastische Verläufe zu verwirklichen. In der Klimaforschung sprach man von sogenannten Szenarien. Jedes Szenario kann als Variante der Zukunft bezeichnet werden und ist damit auch eine Alternativweltgeschichte (potentialis). Mit möglichen Varianten der Zukunft beschäftigt sich die akademische Zukunftsforschung ↗

Alternativweltgeschichten in Science Fiction


Ausgehend vom Zeitalter der Industrialisierung (19tes Jahrhundert) hat sich die Menschheit aufgespalten in die durchtrieben schlauen und bösartigen Morlocks und die verweichlicht freundlichen Eloi auf. Ein Zeitreisender landet in dieser fernen Zukunft und muss dort einige Abenteuer bestehen[3]. Siehe auch Science Fiction ↗

Alternativweltgeschichten in der Physik


Die Idee eines Multiversums besagt, dass die Wirklichkeit aus mehreren bis unendlich vielen parallel nebeinander sich vollziehenden Universen besteht. Ein Universmum kann sich dabei zu jedem Zeitpunkt in mehrere neue Universen aufspalten, die sich dann unabhängig voneinander weiter entwickeln. Diese Idee war ein Versuch, den sogenannten Kollaps der Wellenfunktion in der Quantenphysik philosophisch fassen zu können[4]. Siehe mehr dazu im Artikel zum Multiversum ↗

Die timeline in Erzählsträngen


In Erzählsträngen von Mythen, Märchen, Alltagsgeschichten oder der Science Fiction spaltet sich die Handlung oft auf in verschiedene parallele Stränge die zu gleichen Zeit in der Vergangheit, Gegenwart oder Zukunft ablaufen. Hier unterscheidet man im englischen eine "alternate timeline" und ein "alternate universe". Für die Idee einer alternate timeline gibt es nur eine einzige Realität und von vielen parallelen Erzählsträngen kann immer nur einer Wirklichkeit sein oder werden[5]. Das alternate universe hingegen bezeichnet eines von mehreren zeitgleich nebeinenader existierenden Universen. Das alternative universe entspricht damit der physikalischen Idee von einem Paralleluniversum, die Idee einer alternate timeline macht nur Sinn innerhalb einer einzig möglich Welt. Das wirft dann die Frage auf, nach welchen Mechanismen aus verschiedenen möglichen Entwicklungen die wirklich realisierte ausgewählt wird. Diese Frage stellt sich zum Beispiel bei gemeinschaftlichen kreativen Aufgabenstellung. Aus der Fülle der Ideen aller Beteiligten kann nur eine Idee am Ende verwirklicht werden. Siehe als Beispiel dazu kollaborative Software ↗

Die Konsistenzerhaltung als Aufgabe


Erzählungen, Bücher, Geschichte oder Filme werden für Zuhörer oder Zuschauer gemacht oder - im Falle von Mehrbenutzer-Spielen oder Fernsehserien auch für ein teilnehmendes Publikum. Dabei stellt das Publik Anforderung an die innere Stimmigkeit der Geschichten und Erzählungen. Störend wirken zum Beispiel Kondensstreifen von Flugzeugen in einer Filmszene eines antiken Pferderennens. Ebenso störend wäre es, wenn laut einer Geschichte jemand im Jahr 1741 gestorben wäre, aber in einem erzählten Jahr 1743 plöztlich (ungewollt) wieder auftaucht. Diese innere Stimmigkeit von Geschichten zu gewährleisten kann eine sehr komplexe Aufgabe sein, insbesondere dann, wenn eine Erzählung mit parallelen Erzählsträngen arbeitet, die aber alle in einer gemeinsamen und in sich stimmigen Welt zueinander passen sollen. Die Anforderungen an das Storytelling sind dann ähnlich wie die an die Konsistenz von einem Mehrbenutzersystem in der Informatik. Siehe dazu auch Konsistenzerhaltung ↗

Der Determinismus als Gegenidee


Die Idee, dass die Geschichte anders hätte verlaufen können oder ihr zukünftiger Verlauf von heutigen Entscheidungen abhängt bringt Offenheit in die Dinge. Was in der Geschichte passiert, hängt von Entscheidungen, zum Beispiel von Menschen ab. Diesen gesteht man dann damit auch einen Freien Willen zu, die Fähigkeit, Ziele selbst zu setzen und die Wirkmächtigkeit, den Gang der Dinge auch beeinflussen zu können. Die gegenteilige Sicht, dass nämlich alles Wesentlich immer schon vorherbestimmt ist, drückt sich aus im Gedanken des Schicksals, von Kismet, Karma, Prädestination oder - philosophisch gefasst, im Konzept des Determinismus ↗

Fußnoten