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Gehirn im Tank


Hypothese


Basiswissen


Ein Gehirn schwimmt in einer Nährlösung. Alle Sinneskanäle führen zu einem Computer. Dieser Computer simuliert eine in sich konsistente Welt. Hätte das Bewusstsein im Tank (Aquarium) eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Welt real existiert oder nur eine Computersimulation ist? Das Bild vom „Gehirn im Tank“, auf englisch Brain in the Vat, ist eine gängige Metapher in der Philosophie. Das ist hier kurz vorgestellt.

1929: eine ernstgemeinte Vision aus dem Jahr 1929


Das was uns als Menschen ausmacht ist im Wesentlichen unser Gehirn. Der Körper ist untergeordnet und auswechselbar. So argumentierte im Jahr 1929 der Mathematiker und später mehrfach ausgezeichnete Naturwissenschaftler John Desmond Bernal. Bernal sah eine Zukunft voraus, in der Menschen freiwillig ihre Gehirne in zylinderförmigen Behälter unterbringen. Der Kontakt zur Außenwelt wird dann nur noch über künstlich hergestellte Sinnesorgane und motorische Ausgänge hergestellt. Denkbar ist es auch, so Bernal, dass Gehirne im Zylinder alle Formen elektromagnetischer Wellen werden wahrnehmen können. Eine detaillierte Beschreibung von Bernals Zylinder-Gehirnen findet sich im Kapitel „The Flesh“ seines Aufsatzes The World, the Flesh and the Devil ↗

1930: Gehirne in Zylinder als Horror-Geschichte


Etwa zeitgleich, die Vorstellung lag wohl „in der Luft“, schrieb im Jahr 1930 der Pionier des Science Fiction Genres, H. P. Lovecraft, die düstere Horror-Geschichte vom „Flüsterer in der Dunkelheit“[3]. Außerirdische Wesen überzeugen einen einsam lebenden Mann davon, dass sie sein Gehirn in einen Zylinder umpflanzen und ihn dann mit in ihre Welten nehmen .

1930: Stapledons Great Brains


Wir sind immer noch im Jahr 1930: der Visionär Olaf Stapledon beschrieb in seinem Klassiker über „Die letzten und die ersten Menschen“[4] eine Rasse, die ihre Gehirne ins Übergroße wachsen ließ. Gigantische Teleskope dienten ihnen als künstliches Sinnesorgan zum Studium des Kosmos. Die Gehirne waren hausgroß und ortsfest. Gewartet wurden sie von kleineren menschenähnlichen Wesen. Letztendlich sind die "Großen Gehirne" vereinsamt und an sich selbst zugrunde gegangen. Siehe auch William Olaf Stapledon ↗

1971: Professor Corcoran als Quälgeist


In der Philosophie gibt es die Figur des Genius malignus, eines bösen Geistes. Als solchen beschreibt der polnische Autor skurril-tiefsinniger Geschichten, Stanislaw Lem seinen fiktiven Charakter Professor Corcoran[5]. In düsteren und trostlosen Kelleräumen hat Corcoran aus Elektronenröhren Maschinen gebaut, die ein echtes Bewusstsein hervor bringen. Corcoran rühmt sich, dass diese Maschinen zu absolut nicht nütze seien. Die künstlichen Wesen in den Maschinen halten sich und die ihnen vorgegaukelte Welt jedoch für real und ahnen nichts von ihrer Bedeutungslosigkeit. Siehe auch Genius malignus ↗

Gehirne im Tank als eine Art Transhumanismus


John Desmond Bernal sah in seinen Gehirnen im Zylinder eine Möglichkeit, die Menschheit weiter zu entwickeln. Die technologische Aufrüstung des menschlichen Körpers oder Geistes nennt man heute als Bewegung Transhumanismus. Eng verwandt mit der Idee eines eingetopften Gehirnes, und ein klassisches Beispiel für transhumanistische Visionen, ist die Vorstellung, dass man seinen Geist auf eine technologisch geschaffene Hardware wird hochladen können. Solche - fiktiven - Technologien fasst man zusammen als Mind uploading. Mind uploading ist eine der Ziele des Transhumanismus ↗

Fußnoten