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Mein Kampf


Worte (statistisch)


Basiswissen


Adolf Hitler, geboren im Jahr 1889 in Österreich, war vor allem als junger Mann in Wien einem völkisch geprägtem Umfeld ausgesetzt. Antisemitismus, Rassismus und Sozialdarwinismus waren im öffentlichen Raum stark präsent. Hitler sog diese Einflüsse auf und verdichtete sie im Jahr 1925 zu seiner programmatischen Hetzschrift „Mein Kampf“. Das Buch soll hier als Beispiel für einen konsequenten Sozialdarwinismus vorgestellt werden. Der Schrecken, den er, die NSDAP, die Wehrmacht und nicht zuletzt auch viele professionele Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler in den Jahren nach der Erscheinung des Buches über die Welt brachten, war in dem Buch bereits klar erkennbar angekündigt.

Einführung: was heißt Sozialdarwinismus?


Als Sozialdarwinismus bezeichnet man eine weltanschauliche Grundhaltung in der vermeintliche oder tatsächliche Prinzipien einer biologischen Evolution im Sinne von Charles Darwin wertsetzend als Leitbild auf das menschliche Leben übertragen werden. Der Kern sozialdarwinistischen Denkens ist die Vorstellung eines ewigen Kampfes des Tüchtigen gegen das Niederwertige als unabdingbare Voraussetzung einer (irgendwie gearteten) Höherentwicklung des Lebens. Eine nähere Charakterisierung und konkrete Beispiele stehen im Artikel Sozialdarwinismus ↗

Beispielhafte Worte und Begriffe aus „Mein Kampf“


Der Anlass, das Buch „Mein Kampf“ auf bestimmte Worte hin zu durchsuchen war die Frage, inwiefern Hitler älteres Gedankengut zum Sozialdarwinismus oder auch zum Darwinismus als biologische Theorie aufgriff. Verwunderlicherweise finden sich keine oder nur sporadisch Worte mit wissenschafltichem oder auch nur pseudowissenschaftlichem Anspruch. Evolution oder Selektion wurden vom verwendeten Suchwerkzeug kein einziges Mal gefunden. Auch verwunderlich war, wie wenig Hitler andere Autoritäten auf dem Gebiet zitiert. Ernst Häckel oder Darwin selbst wurden nicht genannt. Hitler argumentiert nicht über andere Autoritäten, vielmehr stilisiert er sich selbst als Autodidakten, der die tiefsten Wahrheiten selbst erkannt hat. Es folgen nun die Begriffe mit den absoluten Häufigkeiten.


Zur Entstehung der Wortliste oben


Grundlage war eine (sehr fehlerhafte) Transkription der Ausgabe von 1943. Vermutlich wurde das Buch mit Hilfe einer Schrifterkennung eingescannt und nicht von einem Menschen nachbearbeitet. Das Buch enthielt den Band I und Band II. Beide Bände zusammen beinhalten rund 234 tausend Worte. Die Zählung erfolgte mit zwei verschiedenen digitalen Suchwerkzeugen. Beide Zählwerkzeuge ergaben meist ähnliche Ergebnisse, die Abweichungen lagen meist unter 20 %. Die Zahlen oben geben die Häufigkeit an, die Worte im Inhaltsverzeichnis und den Überschriften sind dabei mitgezählt. Dabei wurden die Worte auch als Bestandteile anderer Worte mitgezählt: das Wort Volkskörper zum Beispiel erhöhte auch die Anzahl für Körper. Nur in Einzelfällen (Revolution und Evolution) wurde von Hand nachgesehen, dass dadurch keine grobe Verzerrung entsteht. Die Worte in der Vorlage oft bruchstückhaft und mit gänzlich falscher Rechtschreibung wiedergegeben. Solche Worte konnten hier also nicht miterfasst werden. Auch nicht mitgezählt wurden Worttrennungen über einen Zeilenumbruch hinweg. Die genauen Zahlenangaben hier entsprechen also eher nicht der exakten Anzahl im Buch. Dennoch kann das relative Verhältnis der Häufigkeiten hier eine erste Idee von Hitlers Sprache vermitteln.

War der Sozialdarwinismus zur Zeit Hitlers anerkannt?


Nein, der Sozialdarwinismus war auch zur Zeit von Adolf Hitler kein wissenschaftlich anerkanntes Allgemeingut, sondern eine durchaus umstrittene These - bestenfalls. Völkisches und rassistisches Denken war zwar weit verbreitet im Europa und Amerika des frühen 20ten Jahrhunderts. Doch schon früh wiesen Wissenschaftler auf die fehlenden Belege für die Überlegenheit einer Rasse über eine andere hin. Dazu hier ein Zitat aus dem Jahr 1917: "…it must be maintained that not a single piece of evidence has yet been produced to support the assumption that the differences which one nation shows from another - let alone the superiority of one people to another - are racially inherent …"[6] Siehe auch Höherentwicklung ↗

Darf man aus dem Buch „Mein Kampf“ zitieren?


Ja, solange man keine Volksverhetzung damit betreibt: bis zum Jahr 2015 hatte der bayerische Staat das Urheberrecht an dem Buch „Mein Kampf“. Das Urheberrecht an einem Werk erlischt in Deutschland üblicherweise 70 Jahre nach dem Tod des Autoren. Der Autor Adolf Hitler ist im Jahr 1945 gestorben. Damit ist das Urheberrecht im Jahr 2015 erloschen, das Werk seitdem gemeinfrei. Dürfen jetzt die Inhalte uneingeschränkt verbreitet werden? Hier greift zunächst der Paragraph 86 des deutschen Strafgesetzbuches. Demnach dürfen Propagandamittel verfassungswidriger Organisationen nicht verbreitet werden. Nach einem Gerichtsurteil des Bundesgerichtshofes von 1979 liegt das aber hier nicht vor, denn Hitlers Buch konnte nicht gegen die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland gerichtet sein, da diese zu Hitlers Zeit noch gar nicht existierte. Einer Verbreitung des Buches entgegen stünde möglicherweise der Paragraph 86a, nach dem die Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen strafbar ist. Darunter fällt das Hakenkreuz. Solange man aber nur Texte zitiert, werden solche Kennzeichen auch nicht verbreitet und der Paragraph greift nicht. Doch was im Einzelfall greift ist der Paragaph 130 des deutschen Strafgesetzbuches, der Paragraph zur Volksverhetzung: "Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Doch der Paragraph wird eingeschränkt durch die sogenannte Sozialadäquanzklausel. "Wenn jemand zum Beispiel „staatsbürgerliche Aufklärung“ bezweckt oder „die Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen“ – dann darf er das Buch oder Passagen durchaus verbreiten. Dasselbe gilt für Künstler, Wissenschaftler oder auch Journalisten. Es kommt immer sehr stark auf die subjektive Zielsetzung an, mit der man „Mein Kampf“ verbreiten will. Wenn also im Rahmen eines aufklärerischen Theaterstücks oder in einem kritischen Zeitungsartikel über das Buch Zitate daraus wiedergegeben werden, dann ist das unproblematisch.[4]

Fußnoten