Degeneration
Übersicht
Definition
In der Biologie und Medizin bezeichnet Degeneration oft ein durch Abnutzung, Verschleiß, fehlenden Gebrauch oder dauerhafte Schädigung verursachte Abweichung von der Norm oder einer gesund definierten Funktion. Daneben gibt es noch ähnliche aber abweichende Begriffe mit eher soziologisch Bezügen. Beides ist hier kurz vorgestellt.
Degeneration des Menschen
Die Jugend wird immer fauler, die Menschen werden immer dümmer, die Konsumgesellschaft macht uns träge: Klagen, dass der Mensch mit jeder weiteren Generation degeneriert sind seit mindestens 5000 Jahren überliefert. Man spricht von einem sogenannten Kulturpessismismus. Die vermeintlichen Trends werden oft in die Zukunft fortgesponnen[2][3][6], oft verbunden mit Bildern eines Niederganges der Menschheit. Verschiedene Prozesse und Erscheinungen des Menschen in der Degeneration behandelt der Artikel zum Homo degeneratus ↗
Degeneration als Evolutionssprung
Der polnische Autor Stanislaw Lem sieht in der Rückbildung menschlicher Eigenschaften den Schlüssel hin zu einer Höherentwicklung der menschlichen Gesellschaft als Kollektiv. Zugespitzt gesagt: gerade dadurch, dass die Individuen dümmer und kleingeistiger werden, kann die Gesellschaft als Ganzes immer effektiver werden. Lems Idee erinnert an Konzepte aus der Informatik wie jenes von verteilten lokalen Agenten oder das Konzepter eines verteilten Systems. Diesen paradox erscheinenden Prozess einer Höherentwicklung durch Rückentwicklung nannte Lem soziointegrative Degeneration ↗
Degeneration als Regression
Wie die Degeneration geht auch eine Regression mit dem Verlust von Fähigkeiten einher. Das Wort Regression wird oft benutzt, wenn eine Rückentwicklung hin zu einem zeitlich vorhergenden Zustand gemeint ist, etwa auch im psychologischen Sinn. Siehe dazu unter Regression ↗
Degeneration in der Medizin
In der Medizin bezeichnet Degeneration meist eine Rückbildung der (gesunden) Funktion eines Körperteiles. So ist zum Beispiel eine Neurodegeneration eine Rückbildung der Funktion von Nerven- oder Gehirnzellen[1]. Die Ursachen können dabei vielfältig sein: Verschleiß, mangelnde Nutzung, genetische Veranlagung und einige mehr.
Degeneration als Atrophie
Als Atrophie bezeichnet man in der Medizin die volumenmäßige Verkümmerung von Organen oder den Rückgang der Anzahl von Körperzellen. Lies mehr dazu unter Atrophie ↗
Fußnoten
- [1] Aaron B. Bownman et al.: Die Rolle von Mangan bei neurodegenerativen Erkrankungen. In: Perspectives in Medicine. Volume 2, Issues 1–4. Seiten 91-108. März 2014.
- [2] Bob Jones: True Facts. Penugin Books. 2003.
- [3] Andrej Poleev: Homo Sapiens Contra Homo Degeneratus (May 5, 2013). Journal Enzymes. 2013. Eine polemische Anklage des nur scheinbar zivilisierten Menschen. Online: https://ssrn.com/abstract=2289260
- [4] Stanislaw Lem: Waffensysteme der Zukunft. Englischer Titel: Weapon Systems of the 21st Century or The Upside Down Evolution. Suhrkamp Taschenbuch 998. Erste Auflage 1983. Seite 68. Siehe auch Soziointegrative Degeneration (Stanislaw Lem) ↗
- [5] Edward Dutton, Dimitri van der Linden, Richard Lynn: The negative Flynn Effect: A systematic literature review. In: Intelligence 59, 2016, S. 163–169, doi:10.1016/j.intell.2016.10.002.
- [6] Dougal Dixon: Man After Man. Blandford Press. 1990. ISBN 978-0713720716. Zukünftige (degenerierte) Menschen bis 5 Milliarden Jahre in die Zukunft.
- [7] Der Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1889 bis 1961) sieht die Gefahr einer Degeneration durch fehlende Auslese: "Wir sind, so scheint mir, augenblicklich ernsthaft in Gefahr den „Pfad der Vollendung“ zu verfehlen. Nach allem, was hier gesagt wurde, ist Auslese ein unerläßlicher Entwicklungsfaktor. Woird sie gänzlich ausgeschaltet, so bleibt die Entwicklung stehen oder geht zurück." Das Zitat stammt aus dem Kapitel "Gefahren für die Intellektuelle Evolution". In: Geist und Materie. 2. Auflage. Friedrich Vieweg & Sohn. Braunschweig. 1961. Dort die Seite 24. Deutsche Ausgabe der Tarner Lectures "Mind and Matter". Die Angst vor sozialen Folgen einer ausbleibenden Auslese wird hier näher betrachtet unter dem Stichwort der Bernhardi-Barriere ↗