A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 9 Ω
Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Seepocke

Krebs

Basiswissen


Als Seepocke bezeichnet man kleine Krebse mit fester Schale. Seepocken sind an der Nordsee sehr häufig und vielen Urlaubern gut bekannt. Sie überziehen Steine, Muschelschalen oder Buhnen mit einem scharfkantigen Belag. Die Seepocken gehören zu den Rankenfußkrebsen (Cirripedia).

Was ist eine Seepocke?



Wie lebt die Seepocke?



Wo kann man lebende Seepocken beobachten?


Ein guter Ort für eine Beobachtung ist ein Seewasseraquarium. Viele größere Museen auf dem Festland (etwa Wilhelmshaven) sowie auch die Nationalparkhäuser an der Nordseeküste haben oft ein Seewasseraquarium. Aber auch Gezeitentümpel sind ein guter Ort für Beobachtungen.



Seepocken im Seewasseraquarium des Nationalparkhauses Wangerooge sowie in freier Wildbahn in einem Gezeitentümpel.[6]

Beobachtet man lebende Rankenfußkrebse während ihrer Fangtätigkeit, kann man interessante Variationen der Bewegungen erkennen. Im Juli 2023 hat der Autor Ruderfußkrebse sowohl in einem Aquarium wie auch einem Gezeitentümpfel beobachtet.


Sind die Tiere unter Wasser immer aktiv?


Nein, an Gezeitentümpeln auf der Nordseeinsel Wangerooge machten wir die Beobachtung, dass sie oft lange Zeit die Schalen geschlossen haben, obwohl sie von Wasser überspült sind. Möglicherweise nehmen sie wahr, ob noch Nahrung im Wasser vorhanden ist. Ist ein Tümpel dann sozusagen leergefischt, könnten sie das Filtrieren einstellen. Das ist aber nur eine Vermutung.

Ist die Seepocke "degeneriert"?


Im Vergleich zu den aktiven, manchmal neugierig erscheinenden Krabben und Garnelen, häufige Nachbarn in den Gezeitentümpeln, erscheint das Leben der Seepocken dumpf und ereignislos. Sind sie vielleicht eine "degenerierte" Lebensform? I

Degeneriert heißt so viel wie zurück entwickelt, primitiver geworden. Es gibt einerseits die Vorstellung, dass die biologische Evolution zu immer komplexeren Lebensformen führt, es also eine ständige "Höherentwicklung" gibt. Die aber Seepocke ist möglicherweise ein Gegenbeispiel für eine ständige Höherentwicklung in der Evolution.

Das Phänomen wurde bereits von Charles Darwin ausführlich untersucht.[3] An der Seepocke kann man verschiedene Degenerationen ursprünglich vorhandener Fähigkeiten erkennen. Als Krebstiere hatten die Vorfahren der Seepocken die Fähigkeit sich schnell bewegen zu können. Auch hatten sie wahrscheinlich ausgeprägte Sinnesorgane, zum Beispiel Augen. Beide Fähigkeiten, die Bewegung und das Sehen, sind bei der Seepocke stark zurückgebildet. Beweglich ist sie nur noch als sehr jungens Tier. Und die Sehfähigkeit ist wahrscheinlich beschränkt auf eine einfache Hell-Dunkel-Wahrnehmung. Trotz oder gerade durch diese Degeneration konnte sie sich aber umso besser an ihren heutigen Siedlungsraum anpassen: brandungsumtoste Uferbereiche der Weltmeere. Die oft genannte Fitness der Evolution, lebenstüchtige Anpassung an den Lebensraum, kann also auch mit einer Degeneration einher gehen. Im Zusammenhang mit der erdgeschichtlichen Entwicklung von Lebewesen bezeichnet man eine solche Art der Degeneration als regressive Evolution ↗

Fußnoten