Nationalsozialismus
Ideologie
Basiswissen
Der Nationalsozialismus war die anerkannte Ideologie der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und seit 1933 die Staatsdoktrin Deutschlands. Aus (natur)wissenschaftlicher Sicht bedeutsam sind vor allem zwei Aspekte: der Sozialdarwinismus und die Frage nach der Moral in der Wissenschaft. Beides ist hier kurz skizziert.
Der Nationalsozialismus als Sozialdarwinismus
Als Sozialdarwinismus bezeichnet man eine Weltanschauung, die darwinistische Prinzipien der biologischen Evolution als einen ewigen Kampf der Stärkeren gegen die Schwächeren versteht. Die „Ausmerzung“ des Schwächeren im Sinne einer Selektion sei eine notwendige Voraussetzung für Fortschritt, gerade auch im menschlichen Leben (Wirtschaft) und zwischen „Völkern“, „Rassen“ oder auch „Weltanschauungen“. Das Wort Nationalsozialismus unterstreicht programmatisch diese Sicht, indem der Sozialismus als verbindende Fürsorge der Menschen auf eine Nation beschränkt wird. Geprägt wurde der Nationalsozialismus sehr weitgehend durch die Person von Adolf Hitler. Von 1923 bis zur Kapitulation Deutschlands im Jahr 1945 konnte niemand innerhalb der nationalsozialistischen Partei in offenem Widerspruch zu Hitler bestehen, und seit 1933 war das auch in Deutschland praktisch nicht mehr möglich. Hitlers Buch „Mein Kampf“ aus dem Jahr 1925[5] sowie die Reden Adolf Hitlers bezeugten immer wieder dessen sozialdarwinistische Grundhaltung. Bemerkenswerterweise gibt es verschiedene Aussagen Hitlers, in denen er betonte, dass ihm auch am Deutschen Volk selbst nichts läge. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges, mit der Niederlage als sicherem Ausgang, sprach Hitler dem Deutschen Volk das Lebensrecht ab, da es im Kampf unterlegen sei. Der Sozialdarwinismus als staatsprägende Ideologie wurde aber nicht nur von Hitler alleine aggressiv vorangetrieben. Eine große Anzahl von Wissenschaftlern arbeiteten in diesem Sinne[6][7][8]. Siehe auch Sozialdarwinismus ↗
Der Nationalsozialismus und die Moral der Wissenschaft
Wissenschaftler haben in großem Umfang bereitwillig und mit eigenen Ideen und Vorschlägen an der Umsetzung nationalsozialistischer Ideologien mitgewirkt[6][7][8]. Sie haben, wie etwa der Raketenpionier Wernher von Braun, wissend den mörderischen Einsatz von Gefangenen zur Verwirklichung eigener Idee toleriert. Sie haben, wie Max Planck, weitgehend ohne großen Widerstand die Entrechtung ihrer jüdischen Kollegen (z. B. Albert Einstein) hingenommen. Sie haben aktiv an der Entwicklung von Vernichtungswaffen mitgewirkt (wieder Wernher von Braun) oder die bürokratischen und organisatorischen Grundlagen für die industrielle Vernichtung von Millionen von Menschen erstellt[7]. Sie waren dabei zum Großen Teil nicht politisch oder weltanschaulich motiviert[11], aber sie ließen alles um sich geschehen und nahmen Vorteile mit, wo sie sich boten. Dass aber auch ohne Gefährdung des Lebens (nicht aber der Karriere) eine gewisse Zurückhaltung möglich gewesen wäre, zeigen vergleichende Biographien[12]. Siehe mehr zu diesem Thema im Artikel Moral und Wissenschaft ↗
Fußnoten
- [1] Claus Wagner: Der Krieg als schaffendes Weltprinzip. 1906.
- [2] Friedrich von Bernhardi: Deutschland und der nächste Krieg. Verlag J. G. Cotta, 1913. 345 Seiten.
- [3] Friedrich von Bernhardi: Vom Kriege der Zukunft. Nach den Erfahrungen des Weltkrieges. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1920.
- [4] Wilhelm Deist: Die Reichswehr und der Krieg der Zukunft. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen. Bd. 45, 1989.
- [5] Adolf Hitler: Mein Kampf. Zentralverlag der NSDAP. 1925.
- [6] Helmut König, Wolfgang Kuhlmann, Klaus Schwabe: Vertuschte Vergangenheit. Der Fall Schwerte und die NS-Vergangenheit der deutschen Hochschulen. Verlag C. H. Beck. 1997. ISBN: 3-406-42004-4.
- [7] Götz Aly, Karl Heinz Roth: Die restlose Erfassung. Volkszählen, Identifizieren, Aussondern im Nationalsozialismus. Fischer Taschenbuch Verlag. 2000. ISBN: 3-596-14767-0.
- [8] Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung.
- [9] Uwe Hoßfeld: Haeckelrezeption Im Spannungsfeld von Monismus, Sozialdarwinismus Und Nationalsozialismus. In: History and Philosophy of the Life Sciences, vol. 21, no. 2, 1999, pp. 195–213.
- [10] Avraham Barkai: Sozialdarwinismus und Antiliberalismus in Hitlers Wirtschaftskonzept. Zu Henry A. Turner Jr. ‘Hitlers Einstellung Zu Wirtschaft Und Gesellschaft Vor 1933.’” Geschichte Und Gesellschaft 3, no. 3 (1977): 406–17.
- [11] Sönke Neitzel, Harald Welzer: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben. Fischer Verlag. 2012. 528 Seiten. ISBN: 978-3-596-18873-4.
- [12] Guido Knopp: Hitlers nützliche Idole. C. Bertelsmann Verlag. 2007. ISBN: 9783570008355.