Äther
Hypothetisches Medium
Basiswissen
Licht zeigt Eigenschaften von Wellen. Wellen stellt man sich immer so vor, als ob sie sich in irgendeinem Medium (Stoff) ausbreiten[2]. Wasserwellen breiten sich in Wasser aus, Schallwellen in Luft, Erdbebenwellen in Gestein. Worin breiten sich dann Lichtwellen oder die Gravitationskraft zwischen den Sternen und Planeten aus? Man konnte den Äther experimentell nicht nachweisen. Den vermuteten Stoff nannnte man Äther. Heute geht man davon aus, dass es den Äther nicht gibt. Lichtwellen - sowie alle anderen elektromagnetischen Wellen - brauchen keinen Stoff um sich auszubreiten. Mehr dazu unter Lichtäther ↗
Fußnoten
- [1] "1796, die Himmelsluft, plur. inus. diejenige Luft, oder dasjenige feine flüssige Wesen, welches den unendlichen Zwischenraum zwischen den Himmelskörpern ausfüllen soll; mit einem Griechischen Worte der Äther." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1179. Online: http://www.zeno.org/nid/20000232998
- [2] 1798,ein Lexikon aus dem Jahr 1798 kennt den Äther als einen Stoff der den Weltraum ausfüllt. Als Träger einer Lichtwelle wird er nicht genannt: "Der Ǟther, des -s, plur. car. von dem Griechischen αιθƞρ 1) Diejenige feine, flüssige und elastische Materie, mit welcher der ganze unermeßliche Raum des Himmels angefüllet seyn soll; die Himmelsluft. Ingleichen in weiterer Bedeutung, eine jede elastische und flüssige Substanz, welche subtiler als die Luft ist. Daher das Bey- und Nebenwort äthērisch, welches einige neuere Dichter für himmlisch, eingeführet haben." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 458. http://www.zeno.org/nid/20000032026
- [3] 1837, der Äther noch nicht als Trägersubstanz einer angenommenen Lichtwelle aufgefasst: "Äther bezeichnet eine reine und durchaus helle Flüssigkeit. Da über den Dunstkreisen der Himmelskörper ein völlig leerer Raum nicht füglich angenommen werden kann, so denkt man sich den Raum zwischen den Weltkörpern mit Äther angefüllt. Daß derselbe äußerst sein und rein sein müsse, geht daraus hervor, daß er dem Lichte einen ungehinderten Durchgang verstattet; ob aber aus ihm selbst festere Körper gebildet werden oder ob in ihm fremde Theile sich finden, aus denen dichtere und schwerere Massen sich bilden, hängt davon ab, ob die Körper, die man meist als Erzeugnisse jenes Raums betrachtet, z.B. die Feuerkugeln, Meteorsteine, Sternschnuppen u.s.w., wirklich im Äther entstehen, oder ob sie im Dunstkreise unsers Planeten ihren Ursprung nehmen, worüber die Ansichten noch immer getheilt sind." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 136. Online: http://www.zeno.org/nid/20000812153
- [4] 1871, George Biddell Airy: On the Supposed Alteration in the Amount of Astronomical Aberration of Light, Produced by the Passage of the Light through a Considerable Thickness of Refracting Medium. Proceedings of the Royal Society of London. 20 (130–138): 35–39. 1871. Bibcode:1871RSPS...20...35A. doi:10.1098/rspl.1871.0011.
- [5] 1899, Äther als Gewissheit: "Wenn nun auch heute von fast allen Physikern die reale Existenz des Aethers als eine positive Thatsache betrachtet wird, und wenn uns auch viele Wirkungen dieser wunderbaren Materie durch unzählige Erfahrungen, besonders optische und elektrische Versuche, genau bekannt sind, so ist es doch bisher nicht gelungen, Klarheit und Sicherheit über ihr eigentliches Wesen zu gewinnen." In: Ernst Haeckel: Die Welträthsel. 1899. Dort das Kapitel 12 "Das Substanz-Gesetz". Online: http://www.biolib.de/haeckel/weltraethsel/kapitel12.html
- [6] 1899, die Eigenschaften des Äthers: "I. Der Aether erfüllt als eine kontinuirliche Materie den ganzen Weltraum, soweit dieser nicht von der Masse (oder der ponderablen Materie) eingenommen ist; er füllt auch alle Zwischenräume zwischen den Atomen der letzteren vollständig aus. II. Der Aether besitzt wahrscheinlich noch keinen Chemismus und ist noch nicht aus Atomen zusammengesetzt wie die Masse; wenn man annimmt, derselbe sei aus äußerst kleinen, gleichartigen Atomen zusammengesetzt (z. B. untheilbaren Aetherkugeln von gleicher Größe), so muß man weiterhin auch annehmen, daß zwischen denselben noch etwas Anderes existirt, entweder der "leere Raum" oder ein drittes (ganz unbekanntes) Medium, ein völlig hypothetischer "Interäther"; bei der Frage nach dessen Wesen würde sich dann dieselbe Schwierigkeit, wie beim Aether erheben (in infinitum!). III. Da die Annahme des leeren Raumes und der unvermittelten Fernwirkung beim jetzigen Stande unseres Naturkennens kaum mehr möglich ist (wenigstens zu keiner klaren monistischen Vorstellung führt), so nehme ich eine eigenthümliche Struktur des Aethers an, die nicht atomistisch ist, wie diejenige der ponderablen Masse, und die man vorläufig (ohne weitere Bestimmung) als ätherische oder dynamische Struktur bezeichnen kann. IV. Der Aggregat-Zustand des Aethers ist, dieser Hypothese zufolge, ebenfalls eigentümlich und von demjenigen der Masse verschieden; er ist weder gasförmig wie einige, noch fest, wie andere Physiker annehmen; die beste Vorstellung gewinnt man vielleicht durch den Vergleich mit einer äußerst feinen elastischen und leichten Gallerte. V. Der Aether ist imponderable Materie in dem Sinne, daß wir kein Mittel besitzen, sein Gewicht experimentell zu bestimmen; wenn er wirklich Gewicht besitzt, was sehr wahrscheinlich ist, so ist dasselbe äußerst gering und für unsere feinsten Waagen unwägbar; einige Physiker haben versucht, aus der Energie der Lichtwellen das Gewicht des Aethers zu berechnen; sie haben gefunden, daß es etwa 15 Tiillionen mal geringer sei als das der atmosphärischen Luft; immerhin soll eine Aetherkugel vom Volumen unserer Erde mindestens 250 Pfund wiegen. (?) VI. Der ätherische Aggregat-Zustand kann wahrscheinlich (der Pyknose-Theorie entsprechend) unter bestimmten Bedingungen durch fortschreitende Verdichtung in den gasförmigen Zustand der Masse übergehen, ebenso wie dieser letztere durch Abkühlung in den flüssigen und weiterhin in den festen übergeht. VII. Diese Aggregat-Zustände der Materie ordnen sich demnach (was für die monistische Kosmogenie sehr wichtig ist) in eine genetische, kontinuirliche Reihe; wir unterscheiden fünf Stufen derselben: 1. der ätherische, 2. der gasförmige, 3. der flüssige, 4. der fest-flüssige (im lebenden Plasma), 5. der feste Zustand. VIII. Der Aether ist ebenso unendlich und unermeßlich wie der Raum, den er ausfüllt; er befindet sich ewig in ununterbrochender Bewegung; dieser eigenthümliche Aether-Motus (gleichviel, ob als Schwingung, Spannung, Verdichtung u. s. w. aufgefaßt), in Wechselwirkung mit den Massen-Bewegungen (Gravitation), ist die letzte Ursache aller Erscheinungen. (Thesen von 1899.)" In: Ernst Haeckel: Die Welträthsel. 1899. Dort das Kapitel 12 "Das Substanz-Gesetz". Online: http://www.biolib.de/haeckel/weltraethsel/kapitel12.html
- [7] 1919, Franz Serafin Exner: Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Naturwissenschaften. Deuticke, Wien 1919, OBV. Speziell über den Äther: 37te Vorlesung sowie 63te Vorlesung. Siehe auch Grundlagen der Naturwissenschaften (Exner) ↗
- [8] 1904, Äther als Grundlage von Licht und ander Strahlung: Äther "(aithêr, aether): die schwerlose, widerstandslose, unwägbare, feinste Materie, die als Substrat der strahlenden Wärme, des Lichtes und der elektromagnetischen Energien gedacht wird, als ein alle Körper durchdringender, den Weltraum erfüllender Stoff, der sich in Elemente, Äther-Atome, gliedert." In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 97-98. Online: http://www.zeno.org/nid/20001781510
- [9] Im Jahr 1923 schließlich ist ausdrücklich von Wellen die Rede: "im Gegensatze zu aêr der Atmosphäre; wohl auch poetisch den Himmelsglanz. Da war es kein großer Schritt, den Ungeheuern Weltraum mit Äther zu füllen, als man um der Wellentheorie des Lichtes willen einen Wellenträger im Weltenraum brauchte." Der Artikel geht anschießend sehr ausführlich auf den Äther und die Relativitätstheorie sowie überhaupt Vorstellungen von Raum und Kausalität ein. In: Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 1923, Band 1, S. 89-95. Online: http://www.zeno.org/nid/20006180019