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Technologische Singularität


KI


Basiswissen


Als technologische Singularität bezeichnet man den Zeitpunkt oder das Ereignis wenn künstliche Intelligenz erstmals die menschliche Intelligenz überragt und Menschen das Geschehen weder nachvollziehen noch kontrollieren können [7]. Die Bewertung verschiedener Autoren reicht von euphorischer Bejahung über Fatalismus bis zu warnender Ablehnung. Das ist hier kurz vorgestellt.

Einführende Ideen zur Singularätit


The percentage of intelligence that is not human is increasing: der Anteil nicht-menschlicher Intelligenz wächst. So warnt der Unternehmer Elon Musk [1]. Künstliche Intelligenz trifft immer mehr Entscheidungen und steuert menschliches Leben immer stärker: Apps sagen uns, wo wir einkaufen gehen sollen und mit wem wir wann kommunizieren, sie schlagen uns Freunde vor und enthalten uns andere Personen vor. Schreibroboter verfassen zunehmend Zeitungsartikel in Volltext-Form. Navigationssysteme steuern uns im Auto durch die Landschaft und Software entscheidet über Geldanlagen: kein Mensch mehr kann nachvollziehen, wie die Systeme zu ihren Entscheidungen kommen. Kein Mensch und keine Gruppe von Menschen mehr kann bei einem Ausfall der Systeme, dieselbe Leistung vollbringen. Diese Sicht vermittelt das Bild einer zunehmend in Abhängigkeit geratenden Menschheit, die die Steuerung und Kontrolle an selbstgeschaffene Intelligenz abgibt.

Erste Erwähnung einer technologischen Singularität


Der Begriff wurde spätestens im Jahr 1958 zum ersten Mal in dem heute üblichen Sinn erwähnt. Der Mathematiker Stanisław Ulam schreibt in seinen Erinnerung über ein Gespräch mit dem Computer-Pionier John von Neumann folgende Worte: "Ein Gespräch drehte sich um die stete Beschleunigung des technischen Fortschritts und der Veränderungen im Lebenswandel, die den Anschein macht, auf eine entscheidende Singularität in der Geschichte der Menschheit hinauszulaufen, nach der die Lebensverhältnisse, so wie wir sie kennen, sich nicht fortsetzen könnten." [2].

Rolle der KI bei der Entstehung der Singularität


1965 hat der Statistiker Irving John Good (1916 bis 2009) den Begriff explizit auf künstliche Intelligenz bezogen, womit die heutige Bedeutung von Singularität erfasst ist: "Eine ultraintelligente Maschine sei definiert als eine Maschine, die die intellektuellen Fähigkeiten jedes Menschen, und sei er noch so intelligent, bei weitem übertreffen kann. Da der Bau eben solcher Maschinen eine dieser intellektuellen Fähigkeiten ist, kann eine ultraintelligente Maschine noch bessere Maschinen bauen; zweifellos würde es dann zu einer explosionsartigen Entwicklung der Intelligenz kommen, und die menschliche Intelligenz würde weit dahinter zurückbleiben. Die erste ultraintelligente Maschine ist also die letzte Erfindung, die der Mensch zu machen hat" [3]

Rolle des Militärs bei der Entstehung der Singularität


Sowohl Elon Musk [1] als auch der polnische Schriftsteller Stanislaw Lem [5] sehen im Militärwesen treibende Kräfte hin zu einer Singularität: der Zwang in kriegerischen Auseinandersetzungen zu bestehen zwingt zur Verwendung bestmöglicher Waffensysteme. Diese können zunehmend nur noch mit Hilfe von KI erschaffen werden. Lem zeichnete bereits im Jahr 1980 das Bild hybrider Mensch-Maschinen-Systeme, in denen dem Menschen eine immer unbedeutendere Rolle zukommt. Lem prägte für diesen Prozess das Wort => soziointegrative Degeneration

Soziotechnisches Überwesen als Ergebnis einer Singularität?


Für eine Übergangszeit oder auch dauerhaft für die Zeit nach der Singularität werden verschiedene Szenarien einer engen Verflechtung von menschlichen und technischen Komponenten beschrieben. Der Mensch könnte körperlich mit Hardware verbunden werden (enhancement) oder in seiner jetzigen organischen Form lediglich eine enge funktionale Verbindung mit Computerintelligenzen eingehen (Symbiose). Daraus - so manche Autoren - entstünde dann eine zusammenhängende Intelligenz in Form eines Meta- oder Superorganismus. Lies mehr dazu unter => Technosoziobiont

Das Phänomen des Kontrollverlust: auch schon vorindustriell


Als Kennzeichnen einer technologischen Singularität wird oft der Übergang der Kontrolle oder der Nachvollziehbareit der menschlich wichtigen Angelegenheiten auf eine maschinenbasierte Form von kollektiver Intelligenz genannt. Wo das Spezifische hier der Kontrollverlust oder der Verlust der Nachvollziehbarkeit sein soll, ist das Phänomen aber keineswegs an Maschinen oder künstliche Intelligenz gebunden. Auch in quasi maschinenfreien menschlichen Gesellschaften schwindet ab einer gewissen Größe der Einfluss und der Durchblick individueller Personen soweit, dass sie sich einfluss- und orientierungslos fühlen können. Ein Textstück aus dem Jahr 1917 beschreibt, wie der Einzelne niemals die Regungen des sozialen Organismus als Ganzes wird erfassen önne: "The processes of civilizational activity are almost unknown to us. The self-sufficient factors that govern their working are unresolved. The forces and principles of mechanistic science can indeed analyze our civilization; but in so doing they destroy its essence, and leave us without understanding of the very thing which we seek. The historian as yet can do little but picture. He traces and he connects what seems far removed; he balances; he intergrates; but he does nor really explain, nor does he transmute phenomena into something else. His method is not science; but neither can the scientist deal with historical material and leave it civilization, nor anything resembling civilization, nor convert it wholly into concepts of life and leave nothing else to be be done. What we all are able to do is to realize this gap, to be impressed by its abyss with reverence and humility, and to go our paths on its respective sides without self-deluding attempts to bridge the eternal chasm, or empty boasts that its span is achieved." [6]

Zitate zur technologischen Singularität



Quellen