Künstliche Intelligenz
Charakterisierung
Basiswissen
Computerprogramme die menschliche Dialoge führen können oder komplexe Finanzentscheidungen treffen: als künstliche Intelligenz, kurz KI, bezeichnet man seit spätestens 1956[12] eine Software, die menschliche Entscheidungsprozesse nachbilden oder sogar übertreffen kann. Eine genaue Definition ist nicht möglich, da bereits der Begriff Intelligenz selbst nicht klar definiert ist.
Starke und schwache KI
Als schwache KI-Hypothese bezeichnet man die Behauptung, dass Maschinen so handeln können, als seien sie intelligent[1, Seite 1149]. Beispiele dazu sind Schachcomputer, Autopiloten oder Chatbots. Bei einer starken KI hingegen geht man davon aus, dass die Maschinen auch „wirklich denken“[1, Seite 1149]. Oft wird zusätzlich gefordert, dass eine starke KI auch ein Bewusstsein ausbildet. Letzteres zu überprüfen scheitert aber an konzeptionellen Hürden bei der Definition und Messung von Bewusstsein. Siehe auch Bewusstsein ↗
Der Pragmatismus der KI-Forscher
Die meisten KI-Forscher, so ein Grundlagenbuch zur Künstlichen Intellligenz[1, Seite 1149 ff.] kümmern sich nicht um die Frage, ob die von ihnen geschaffenen wirklich denken oder nicht. Den Forschern geht es alleine darum, ob die Maschinen funktionieren, also ihren Zweck erfüllen. Die Antwort auf die Frage, ob Computer wirklich denken können oder nicht wird keinen Einfluss auf ihre Arbeit haben. Diese Haltung, nur nach dem praktischen Nutzen zu fragen, bezeichnet man als Pragmatismus ↗
Turing-Test
Nach einem Vorschlag des englischen Informatik-Pioniers Alan Turing sollte man Maschinen dann intelligent nennen, wenn man sie in einem schriftbasierten Dialog nicht mehr sicher von Menschen unterscheiden kann. Man kann dabei zum Beispiel an Chatbots denken, deren Kommunikationsverhalten oft nicht mehr von dem von Menschen zu unterscheiden ist. Turing hatte vorausgesagt, dass Computer mit 10 hoch 9 digitalen Speichereinheiten (etwa 100 Megabyte) diesen Test im Jahr 2000 sicher würden bestehen können. Turings Vorhersage ist aber nicht eingetreten. Mehr unter Turing-Test ↗
Was ist eine Singularität?
Als Singulärität in Verbindung mit künstlicher Intelligenz bezeichnet man den Zeitpunkt oder das Ereignis, ab dem künstliche Intelligenzen die menschliche Intelligenz überflügeln. Mit dieser Idee verbunden ist der Gedanke, dass der Mensch ab diesem Zeitpunkt auch die Kontrolle verliert und den Prozess nicht mehr aufhalten kann. Lies mehr dazu unter technologische Singularität ↗
Künstliche Intelligenz als Superorganismus
Klassische Vorstellungen künstlicher Intelligenz beziehen sich meist auf räumlich eng begrenzte und gegenüber ihrer Umwelt abgegrenzte Computer oder Roboter oder andere künstliche Gebilde. Räumlich verteilte Systeme wie etwa globale Rechennetzwerke oder hybride Systeme aus Menschen und Maschinen fallen zunächst nicht unter diesen Begriff künstlicher Intelligenz. Man spricht stattdessen zum Beispiel von ambient intelligence (intelligentes Haus), hybriden Lebensformen oder Schwarmintelligenz. Bildet eine solche verteilte Intelligenz Formen der Individualität aus, spricht man von einem Superorganismus[11], einem Metaorganismus oder einem globalen Gehirn[8]. Siehe mehr dazu unter Technosoziobiont ↗
Künstliche Intelligenz nach dem Brockhaus (2022)
Der Brockhaus war ein Standarwerk der Referenz. In einer der letzten gedruckten Buchausgaben (2002) definiert der Brockhaus aus dem Jahr 2022 künstliche Intelligenz als "Bezeichnung für Methoden und Verfahren der informatik mit dem Ziel, bestimmte abstrakte Aspekte intelligenter menschlicher Erkenntnis- und Denkprozesse uaf Computern nachzubilden und mithilfe von Computern Problemlösungen anzubieten, die Intelligenzleistungen voraussetzen." Einschränkend wir angemerkt, dass die "Idee der vollständigen oder weitgehenden Ersetzung des menschlichen Geistes durch die Maschine" von "kontroversen Diskussionen" begleitet sei. Als typische Aufgaben der KI wurden genannt: Spiele programmieren (vor allem Schach), Verfahren zur automatischen Beweisführung, die natürlich-sprachliche Kommunikation, die Bildbearbeitung und Mustererkennung und die Steuerung autonomer Roboter. Als das Gebiet der größten praktischen Relevanz bis auf "absehbare Zeit" sogenannte Expertensysteme genannt, die Probleme in eng definierten Fachgebieten lösen sollten.[5] Ein generelles Problem solcher Definitionen ist die Verwendung von wiederum sehr unklaren Begriffen wie Geist oder Intelligenz ↗
Fußnoten
- [1] Stuart Russell, Peter Norvig: Künstliche Intelligenz. Ein moderner Ansatz. Pearson Education Deutschland. 2004. ISBN: 3-8273-7089-2. 1328 Seiten.
- [2] Erik. T. Müller: Daydreaming in Humans and Machines. A Computer Model of the Stream of Thought. Ablex Pubishing Corporation. 1990. ISBN: 0-89391-562-9.
- [3] Ephem Alpaydin: Machine Learning. MIT Press. 2004. ISBN: 0-262-01211-1
- [4] Kazem Sadegh-Zadeh, Fundamentals of clinical methodology: 2. Etiology. Artificial Intelligence in Medicine, 1998; 12:227–270.
- [5] Künstliche Intelligenz. In: Brockhaus in Achtzehn Bänden. F. A. Brockhaus. Leipzig, Mannheim. 2002. ISBN für alle Achtzehn Bände gemeinsam: 3-7653-9320-7. Band 8. Seite 138. Siehe auch Brockhaus ↗
- [6] Antonio Paolillo et al. ,How to compete with robots by assessing job automation risks and resilient alternatives.Sci. Robot.7,eabg5561(2022).DOI:10.1126/scirobotics.abg5561
- [7] Der Mediziner und Philosoph Kazem Sadegh-Sadeh (1942 bis 2023) warnte vor einer „Emigration der Vernunft“, nämlich von den Köpfen der Menschen hinein ins Internet mit „Expertensystemen“, „künstlicher Intelligenz“ und „knowledge discovery“. Sadegh-Zadeh prophezeit eine Zeit „wo die Tätigkeit des Menschen nur noch darin bestehen wird, die Globalmaschine zu bedienen ... er wird mittels ubiquitäter Sprechanlagen und transportabler Handys in das Internet nur noch sprechen, um seine Wünsche erfüllt zu bekommen.“ Und: „Er wird nur noch in den Fernseher starren ... um Produkte wie Big Brother zu genießen ... und er wird immer noch nicht wahrnehmen, wie weit er gekommen, zurückgeschritten, aufgestiegen oder gefallen ist. Denn er wird nicht verstehen, daß hier eine Frage besteht.“ In: Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte: Die Entstehung der Machina sapiens. Burgverlag, Tecklenburg. 2000. ISBN: 3-922506-99-2.
- [8] Russell, P. (1983). The Global Brain: speculations on the evolutionary leap to planetary consciousness. Los Angeles: JP Tarcher. Siehe auch Global Brain ↗
- [9] Gregory Stock: Metaman: The Merging of Humans and Machines into a Global Superorganism. Simon and Schuster (1993). Siehe auch Metaman ↗
- [10] Joël de Rosnay: Homo symbioticus. Einblicke in das 3. Jahrtausend, Gerling Akademie Verlag, München 1997, ISBN 3-9803352-4-0. Siehe auch Kybiont ↗
- [11] "Ein Superorganismus ist ein Ensemble aus lebender und nichtlebender Materie, das in seiner Gesamtheit ein einziges, sich selbst regulierendes System darstellt." In: James Lovelock: Gaia. Die Erde ist ein Lebewesen. Wilhelm Heyne Verlag. 1996. Im englischen Original bereits 1991 erschienen. Die Definition von Superorganismus steht auf Seite 64. Siehe auch Gaia-Theorie ↗
- [12] J. McCarthy (Dartmouth College), M. L. Minsky (Harvard University N. Rochester, I.B.M. Corporation), C.E. Shannon (Bell Telephone Laboratories): A PROPOSAL FOR THE DARTMOUTH SUMMER RESEARCH PROJECT ON ARTIFICIAL INTELLIGENCE. August 31, 1955. Online: https://www-formal.stanford.edu/jmc/history/dartmouth/dartmouth.html