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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Pseudowissenschaft

7 Merkmale zur Erkennung

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Definition


Pseudowissenschaft steht für Behauptungen, Lehren, Theorien, Praktiken und Institutionen, die ausdrücklich oder indirekt beanspruchen, wissenschaftlich zu sein, aber die Ansprüche an Wissenschaftlichkeit, insbesondere das Kriterium der Nachprüfbarkeit, nicht erfüllen. Eine Pseudowissenschaft erkennt man nicht an ihren Behauptungen sondern vor allem daran, dass die Überprüfung schwer gemacht wird. Hier stehen einige wesentliche Merkmale einer Pseudowissenschaft.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Im Jahr 1969, der vermeintliche Backster-Effekt: ein Lügendetektor könne anzeigen, dass eine Pflanze messbar reagiert, wenn ein Mensch Gedanken daran entwickelt, ihre Blätter mit Feuer zu versengen. Die Effekte konnten von anderen Wissenschaftlern nie zuverlässig nachgestellt werden. © Gay Pauley ☛


Merkmale von Pseudowissenschaft


I: Aufdringliches Prof. & Dr.


Vertreter einer Pseudowissenschaft verweisen oft auf akademische Titel wie Dr. oder Prof. sowie die Verbindung zu Universitäten. Allein die ständige Nennung solcher Titel und Begriffe scheint bei Zuhörern den Eindruck von Seriosität zu erwecken. In den seriösen Wissenschaften gelten Titel aber niemals als Beleg für die Glaubwürdigkeit einer Aussage. Ob eine Aussage wahr oder falsch ist hängt nicht von Personen ab (Subjektivität), vielmehr gilt das Gebot der Objektivität ↗

II: Konferenzen und Akademien als Mimikry


Konferenzen, Journale, Veröffentlichungen, Akademien: bestimmte Darstellungsformen verbindet man eng mit dem anerkannten Wissenschaftsbetrieb. Vertreter von Pseudowissenschaften imitieren diese Formate oft. In der Biologie spräche man hier von Mimikry ↗

III: unscharfe und unübliche Worte


Subquantenebene, Masterfelder, Ur-Information oder Zeitfluss: in den Pseudowissenschaften werden oft bedeutungsverheißende Worte so verwendet, als seien sie anerkannte Begriffe, etwa in der Physik. Diese Worte werden dann nicht näher definiert. Seriös wäre aber eine scharfe Definition ↗

IV: Falsches Zitieren


500 renommierte Wissenschaftler zweifeln an, dass die gegenwärtige Erderwärmung maßgeblich menschgemacht sei und glauben, dass sie nicht schlimmer sei als frühere Erderwärmungen. Eine solche Liste mit Namen von Wissenschaftlern veröffentlichte der Agrarwissenschaftler Dennis T. Avery (1936 bis 2020) vom Hudson Institute, der gleichzeitig auch Autor eines Buches ist, dass als Alternative einen 1500-jährigen Sonnenzyklus als Erklärung anbietet[6]. Viele der zitierten Wissenschaftler, lehnten es entschieden ab, so zitiert zu werden: „Sie haben unsere Forschung genommen und verdreht, damit sie zu ihren eigenen Zielen passt. Das ist keine Wissenschaft!“ Paul F. Schuster, Hydrologe, US Geological Survey (Zentrale Forschungsagentur des US-Innenministeriums)[7].

V: der Mainstream als Strohpuppe


Vielen Pseudowissenschaftlichen Äußerungen gemein ist das Bild einer Mainstream-Wissenschaft, die alternative Ansichten nicht zulasse oder ablehne.[13] Erkenntnisse, die nicht passen, würden unterdrückt oder ignoriert. Tatsächlich trifft dieser Vorwurf insofern zu, als die anerkannten Wissenschaften oft Fragen nicht weiter verfolgen, für dies es zur Zeit noch keine wissenschaftlichen Möglichkeiten einer näheren Untersuchung gibt (z. B. Leben nach dem Tod). Richtig ist sicherlich auch, dass einzelne Wissenschaftler oder Institute persönliche Vorteile (Gehalt, Position, Einfluss) oft höher bewerten als den wissenschaftlichen Fortschritt. Unrichtig ist aber, dass "die Wissenschaft" dabei als Gemeinschaft verschworener Personen vorgeht. Vielmehr ist der Wissenschaftsbetrieb in hohem Maße konkurrenzgetrieben, pluralistisch und selbstreinigend.

VI: die Abriegelung von Kritik


Eines der herausragenden Merkmale seriöser Wissenschaft ist, dass alle Aussagen öffentlich sind und vor allem durch Fachkollegen kritisch geprüft werden (peer review). Eine Organisation, die sich Anti-Zensur-Koalition nennt bietet unter anderem Klimaleugnern eine Plattform für Vorträge[2]. Verdächtig ist hier, dass man die Vorträge nur besuchen kann, wenn man von einem der Organisation bekannten Person eingeladen wurde. Auf der Internetseite (www.anti-zensur.info, 23. November 2022) heißt es wörtlich: "Aus Sicherheitsgründen publizieren wir die Konferenzdaten nicht im Internet, sondern geben sie nur an unsere persönlichen Kontakte weiter. Wenn du uns deine Kontaktdaten preisgibst, können wir dich kennenlernen und dich über die nächste Konferenz informieren." Der gruppenbildende Aspekt und eine Trennung der Welt in "ihr" und "wir" wird hier noch verstärkt durch den Titel der Interneite. Der im Head-Teil der HTML-Seite angegebene Seitentitel ist "Schulterschluss". Den Zutritt zur Gruppe über Empfehlung von Gruppenmitgliedern zu regeln ist ein typisches Indiz für Gruppen, die eine starke innere Gleichartigkeit oder Angepasstheit anstreben. Siehe dazu auch Gruppendenk ↗

VII: das Asterix-Syndrom


Gegenüber der als mächtigen Feind erkannten Mainstream-Wissenschaft wird die eigene Person oder die eigene Gruppe als wahrhaftige Widerstandszelle stilisiert. So wie in den Comic-Heften von Asterix ganz Gallien von dem Römern besetzt und nur ein kleines Dorf noch Widerstand leistete, so sieht sich die pseudowissenschaftliche Zelle als Bewahrer eines wahren Geistes. Eine passende Bezeichnung wäre entsprechend Asterix-Syndrom ↗

Indizien zum Erkennen von Pseudowissenschaft im Überblick


  • Unnötig häufige Verwendung akademischer Titel ✓
  • Akademie oder Institut ohne echte Hochschul-Anbindung ✓
  • Maintream-Wissenschaft als vermeintlicher Feind ✓
  • Beschwörung unterdrückter Erkenntnise[5]
  • Beschwörung einer Widerstandsgruppe (Asterix-Syndrom) ✓
  • Keine Zitate in renommierten Wissenschaftsjournalen ✓
  • Unscharfe aber bedeutungsheischende Worte (Subquantenebene) ✓
  • Kein peer-review, keine Prüfung durch Kollegen ✓
  • Glücksverheißungen (Gesundheit, Zufriedenheit)[4]
  • Lückenhafte Argumentationen ✓
  • Falsches, kontextfreies Zitieren ✓
  • Ankündigung völlig neuer Weltbilder ✓
  • Keine Überprüfbarkeit von Theorien ✓
  • Keine Selbstzweifel[11]
  • Keine Widerlegbareit der Theorien (Selbstimmunisierung) ✓

Beispiele für Pseudowissenschaft


Unter dem Stichwort Quantenphilosophie spekulieren manche Autoren über enge Beziehungen zwischen der Physik und geistigen Phänomen. Sie skizzieren dabei oft das Bild einer freundlichen, spiritualisierten Welt. Das ist genauso wenig belegbar wie viele Argumente von sogenannten Klimaskeptikern, die bis in die 2020er Jahre hinein den aktuellen Klimawandel entweder leugneten oder in den Wirkungen verharmlosten. Ein weiteres Beispiel ist die Vorstellung eines Intelligent Designs, der Idee, dass die Welt in ihrem jetzigen Zustand von einer Schöpferkraft genau so gewollt wurde, wie sie jetzt ist.

  • Deutsche Physik ↗

    Motive für Pseudowissenschaft


    Über die Motive für eine Pseudowissenschaftlichkeit kann man nur spekulieren. Was Menschen wirklich aus ihrem Innersten heraus antreibt, sie motiviert (Latein motio = Bewegung) bleibt oft im Dunkeln des Unterbewusstsein verborgen. Aber ein Motiv scheint in fast jedem fall plausibel zu sein: man will Zuhörer gewinnen und seine eigene Glaubwürdigkeit erhöhen.

    Ein Preis


    Wenn ein anerkannter Professor an einer deutschen Hochschule leichtfüßig über das von ihm sicher beherrschte Fachgebiet der Biophysik hinausgeht und das äußerst anspruchsvolle Gebiet der Verbindung von Quantenphysik und der Philosophie des Geistes betritt, begibt er sich damit auch auf gefährlichen Grund. Im schlimmsten Fall droht der Verlust des akademischen Renommees.

    Arthur Stanley Eddington und Desmond Bernal, der eine Astrophysiker, der andere Mathematiker und Kristallograph, stellten neben ihren wissenschaftlich (hoch) anerkannten Arbeiten auch philosophische und politische Überlegungen in Verbindung mit ihren Fachgebieten an. In beiden Fällen litt die Anerkennung unter Fachkollegen. Noch deutlicher ist der Fall des englischen Biologen Rupert Sheldrake. Auf seine Theorie morphogenetischer Felder wurde er von ehemaligen Fachkollegen fast ganz geschnitten. Wer also von einer anerkannten Stellung in der Wissenschaft hinüber wechselt in die Pseudowissenschaft, und dies vielleicht bewusst tut, wägt möglicherweise auch den Preis dafür ab. Was ist könnte dann der erhoffte Nutzen sein?

    Innere Überzeugung


    Wenn ich hier als typisches Beispiel für Pseudowissenschaft an Professor Ulrich Warnke mit seiner Quantenphilosophie denke, so muss ich zunächst ehrliche eigene Überzeugung als Motiv annehmen. Ich halte es für möglich, dass Professor Warnke bei seinen akademisch anerkannten Forschungen zur Wetterfühligkeit von Insekten tatsächlich auf eine Spur hin zu Erkenntnissen gelangt dies, die bahnbrechend sein könnten. Ich halte es für möglich, dass die Gemeinde seiner Fachkollegen für solche Erkenntnise nicht reif oder offen ist.[15] Vielleicht gibt es in unserer Zeit noch gar kein rechtes physikalisches Vokabular, in das Warnke seine Botschaften verpacken könnte. Vielleicht muss er deshalb Worte selbst erschaffen (Subquantenebene) oder bestehende Worte eigene Bedeutungen zuweisen. Ein mahnendes Beispiel, Außenseiterpositionen nicht vorschnell als Pseudowissenschaft abzutun ist der deutsche Meteorologe Alfred Wegener. Dieser hatte schon um 1912 detailliert, fachlich weitgehend korrekt die Grundzüge der heutigen Plattentektonik vorgeweg genommen. Doch in seiner Zeit wurden seine Ideen aggressiv als nicht wissenschaftich zurück gewiesen.[16] Man muss also immer vorsichtig mitdenken, dass vermeintliche Pseudowissenschaftler einer Zeit, die noch verkannten und frühen Pioniere großer Durchbrüche in der Zukunft sein könnten. Das gesuchte Motiv wäre dann im Bereich von Integrität und Redlichkeit zu suchen.

    Eitelkeit


    Ein weiteres Motiv zum Betreten des Terrains der Pseudowissenschaften könnte Eitelkeit sein. Künstler, Autoren und viele andere Menschen leben von sozialer Anerkennung. Für diese Feststellung braucht es keine Belege. Wer würde nicht die Anerkennung und eine breite Anhängerschaft für eigene Idee genießen? Ist nicht genau das Treib- und Schmiermittel für die Mechanik der sozialen Medien? Und der Erfolg misst sich oft in Zahlen. Schon vor der messbaren Beliebheit über die Anzahl von Followern ließ sich die Beliebtheit von Schriftstellern an der Auflagenstärke ihrer Bücher abschätzen.

    Die Anzahl von Lesern für anerkannte Wissenschaft in Fachjournalen ist eher begrenzt. Das liegt nicht nur an der oft schwierigen Fachsprache und dem oft auch nötigen oder eingeforderten mathematischen Apparat. Die brenzte Reichweite seriös wissenschaftlicher Erkenntnise liegt oft auch daran, dass es gerade die (noch) nicht wissenschaftlich belegbaren Spekulationen sind, die ein breiteres Publikum interessieren. Man könnte also noch in den Bereich seriöser Populärwissenschaft gehen. Der Astronom Carl Sagan ist ein würdiges Beispiel, wie man das seriös machen kann.

    Ulrich Warnke, 1973: Physikalisch-physiologische Grundlagen zur luftelektrisch bedingten „Wetterfühligkeit“ der Honigbiene (Apis mellifera)

    Ulrich Warnke, 2021: Die Urquelle der Glückseligkeit. Wie wir durch unser Bewusstsein Hochgefühle aktivieren können.

    Aber selbst für seriöse Populärwissenschaft können die erhofften Auflagenzahlen eigener Werke noch zu gering ausfallen. Die Anzahl von Personen, die sich für eine verständliche Beschreibung der Wetterfühligkeit von Insekten interessiert ist zwar schon etwas größer als der Kreis von akademischen Fachkollegen. Man kann diese Zielgruppe in den Lesern einer Zeitschrift wie Spektrum der Wissenschaft vermuten. Aber einen Sprung hin zu gigantischen Verkaufszahlen kann mit Heilsversprechen für die Gesundheit und das eigene Seelenglück machen. Man denke an eine Zeitschrift wie "Happinez", die Methoden zum Erlangen eines glücklichen und erfüllten Lebens verspricht.

    Wenn man also den Sprung wagt von der Wetterfühligkeit von Apis mellifera hin zu Urquelle der Glückseligkeit spricht man direkt auch sein sehr viel größeres Publikum an. Verbunden mit der eigenen Autorität als Professor und unterlegt mit einer echten oder vermeintlichen Bildungssprache, könnte man die Anzahl der "Follower" enorm steigern. So könnte die reine Eitelkeit, der pure Wunsch nach mengenmäßig viel Anerkennung ein Motiv für Pseudowissenschaft abgeben.

    Heimzahlung


    Seit den frühen 1920er Jahren taten sich eine Reihe deutscher Physiker wie Lenard, Ramsauer und Starck lautstark als Antisemiten hervor. Sie sprachen sich gegen die Berufung von Juden an deutschen Universitäten aus. Im Dritten Reich gelangten sie auf angesehene Posten innerhalb des akademischen Apparates. Einer ihrer Hauptgegner war Albert Einstein mit seiner jüdischen Physik, seiner Allgemeinen Relativitästheorie. Diese sei in lebensfernen Abstraktheit ganz undeutsch im Denken und Wesen und müsse bekämpft werden. Werner Heisenberg wurde wegen seiner Akzeptanz der Relativitätstheorie als "weißer Jude", als "verjudet" herabgewürdigt. Das Ganze mündete in einem Buch, welches in dunkler Sprache eine Deutsche Physik[17] forderte. Man darf hierbei nicht vergessen, dass die pseudowissenschaftlichen Einlassungen der "deutschen Physiker" nicht auf ein harmloses akademisches Umfeld beschränkt blieben. Die deutschen Karrieren vieler jüdischer Fachkollegen wurden zerstört. Und die laute Zurschaustellung antisemitischer Hetze trug sicher nicht dazu bei, so etwas wie den Holocaust zu verhindern. Aber was motivierte schon in den 1910er Jahren anerkannte Physiker wie Ramsauer, Lenard oder Stark zu ihren Ausfällen?

    Zumindest im Fall von Philipp Lenard (1862 bis 1947), so vermute ich, war es vielleicht ein Gefühl der Verletztheit, das dann in Rachegelüste umschlug. Lenard war Träger des Nobelpreises und ein hervorragender Experimentalphysiker. Als dann in den frühen 1920er Jahren Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie berühmt wurde, kam das Wort vom "Einsteinrummel" auf. Fühlten sich andere Physiker vielleicht zurückgesetzt? Dachten sie, dass eigentlich sie mit ihren aufwändigen praktischen Versuchen das Rampenlicht verdienten und nicht der reine Schreibtisch-Physiker Einstein? Wie dem auch sei, Lenard und andere hinterfragten die Allgemeine Relativitätstheorie zunächst mit physikalischen Argumenten. Diese, so fand Albert Einstein, waren aber so oberflächlich oder schlicht falsch (Zwillingsparadoxon), dass er seine Frustration öffentlich in einem Zeitungsartikel abließ. Seine Widersacher bezeichnete er bereits im Titel als "antirelativistische GmbH".[18] Er sprach seinen Gegner die Fähigkeit ab, seine Gedanken erfassen zu können, nannte sie oberflächlich und führte dabei namentlich auch Lenard auf. Damit war die Tür aufgestoßen zu einer öffentlich ausgetragenen Fehde mit der Gefahr von Gesichtsverlust.[19] Wenn die strenge Physik die Richterin im Ring sein sollte, hatte Lenard von vorneherein verloren. Es fällt dann auf, dass Lenard bis etwa zu diesem Zeitpunkt Anfang der 1920er Jahre Einstein lobend und anerkennend erwähnte hatte. Lenard hatte sogar Einsteins Berufung als Professor nach Heidelberg vorgeschlagen. Ab 1920 war der Ton ein anderer. Lenard war glühender Antirelativist und Antisemit. Um vielleicht im Streit mit Einstein letztend Endes doch die Oberhand zu behalten, verlegte Lenard den Kampfs in Gebiet völkischer Ideologie. Und so war es vielleicht folgerichtig, dass er auf die Idee einer Deutschen Physik im Gegensatz zu einer jüdischen Physik verfiel.

    Dass die "Deutsche Physik" Lenards viele Züge einer Pseudowissenschaft trugt, davon kann man sich durch ein Hineinschnuppern in dieses Werk selbst überzeugen. Ein weiterer Beleg für die Pseudowissenschaftlichkeit ist ihre Fruchtlosigkeit. Durch die Ablehnung der Relativitätstheorie aber auch der Quantentheorie (die ebenfalls als jüdisch abgetan wurde) konnte die Deutsche Physik keine ernsthaften Beiträge über das Niveau des Jahres 1910 mehr leisten. Die Gemeinde der nicht angesteckten Physiker mussten einiges an Fingerspitzengefühl und politischer Intervention im NS-Machtapparat wagen, um die "Deutsche Physik" letztendlich zurückzuweisen. Das wohl gewichtigste Argument dabei war, dass man mit der "Deutschen Physik" keine funktionsfähigen Waffen moderner Art bauen könne. Dieses Argument funktionierte.[20]

    Abgrenzungen


    Zur Parapsychologie


    Telekinse, Gedankenlesen oder der Ganzfeldversuch: die Parapsychologie beschäftigt sich mit Phänomenen, die möglicherweise auf Sinneswahrnehmungen oder Sinneswirkungen beruhen, die nach bisherigen physikalischen Weltbildern unmöglich sein sollten. Die Parapsychlogie ist insofern seriös, als sie die Phänomene zu klären sucht, ohne dabei eine Physik jenseits der anerkannten Theorie vorauszusetzen. Lies mehr dazu im Artikel Parapsychologie ↗

    Zur Prototheorie


    Eine Pseudowissenschaft ist zu unterscheiden von eine Prototheorie. Als Prototheorie bezeichnet man Ansammlungen von Fakten, Messdaten und vermuteten Gestezmäßigkeiten, die zwar noch nicht das Niveau einer Theorie erreicht haben, aber als Grundlage dafür dienen könenn. Wesentlich ist, dass hier nicht der Eindruck sicherer Erkenntnis erhoben wird. Siehe auch Prototheorie ↗

    Fußnoten


    • [1] Ulrich Warnke: Physikalisch-physiologische Grundlagen zur luftelektrisch bedingten "Wetterfühligkeit" der Honigbiene (Apis mellifica). Dissertation an der Universität Saarbrücken. 1973. Siehe auch Ulrich Warnkes Quantenphilosophie ↗
    • [2] Hartmut Bachmann: Die Geburt der Klimalüge. Vortrag auf einer Konferenz der Anti-Zensur-Koalition, 31. Oktober 2009, in St. Gallen. Siehe auch Hartmut Bachmanns CO2-Aussage ↗
    • [3] Carl Sagan: The Demon-Haunted World: Science as a Candle in the Dark. Random House, 1996. ISBN 039453512X. Deutsch: Der Drache in meiner Garage oder Die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven. Droemer Knaur, München 2000, ISBN 3-426-26912-0. Siehe auch Carl Sagan ↗
    • [4] Ulrich Warnke: Quantenphilosophie und Spiritualität, Wie unser Wille Gesundheit und Wohlbefinden steuert, 2017. Siehe auch Esoterik ↗
    • [5] Prof. Dr.-Ing. Konstantin Meyl: Medienzensur in der Wissenschaft. In: 9. Konferenz der Anti-Zensur-Koalition. 23. November 2013.
    • [6] Singer, Siegfried Fred; Avery, Dennis T: Unstoppable Global Warming: Every 1,500 Years. Rowman & Littlefield. 2006. ISBN: 978-0742551244.
    • [8] Reijer Hooykaas: Fact, Faith and Fiction in the Development of Science. Gifford Lecture. 1975–77. Siehe auch Gifford Lectures ↗
    • [9] H. Frankfurt: On Bullshit. Princeton University Press, Princeton. 2005. Deutsche Ausgabe: Bullshit. Suhrkamp, Frankfurt/Main, 2014, übersetzt von Michael Bischoff.
    • [10] Günter Ederer: Die CO2-Theorie ist nur geniale Propaganda. In: Welt Online. 4. Juli 2011. Dort heißt es einleitend: "Auf die Idee des menschengemachten Klimawandels baut die Politik eine preistreibende Energiepolitik auf. Dabei sind die Treibhaus-Thesen längst widerlegt." Und "Alle Parteien der Industriestaaten, ob rechts oder links, werden die CO2- Erderwärmungstheorie übernehmen. Dies ist eine einmalige Chance, die Luft zum Atmen zu besteuern. "
    • [11] Vom Sinn und Nutzen der Wissenschaft. In: Richard P. Feynman: Kümmert Sie, was andere Leute denken?. Neue Abenteuer eines neugierigen Physikers. Piper Verlag. München. 1991. ISBN: 3-492-03371-7. In dem 10-seitigen Kurzkapitel weist der Nobelpreisträger der Physik auch darauf hin (Seite 238) wie wichtig der ständige Zweifel für jedes Weltbild ist.
    • [12] Bob Schadewald: 2008 Worlds of Their Own; A Brief History of Misguided Ideas: Creationism, Flat-Earthism, Energy Scams, and the Velikovsky Affair. Das Buch ist eine Sammlung verschiedener Texte und wurde nach seinem Tod herausgegeben. Schadewalt gilt als Experte auf dem Gebiet der Pseudowissenschaft. ISBN 978-1-4363-0435-1 .
    • [13] In den Tenor, dass die Maintream-Wissenschaft viele wichtige Dinge ignoriere passt das folgende Zitat: "Dieser sogenannte „Beobachtereffekt“ wird zwar noch immer von der rein rationalen Wissenschaft abgelehnt, er ist jedoch eine der wichtigsten Erkenntnisse, um das Wesen der Realität wirklich zu erfassen." Gemeint ist der unter Physikern, Soziologen und Psychologen durchaus bekannte Effekt, dass man sich als Beobachter einer Veränderung des beobachteten Objektes nicht immer entziehen kann. Der Effekt ist keineswegs von der "rein rationalen Wissenschaft" abgelehnt. Vielmehr stellt er eines der schwierigsten und sehr gut dokumentierten Kernprobleme von zum Beispiel der Quantenphysik dar. Das Zitat steht in: Michael Hoppe: Der Beobachtereffekt! Die Welt ist das, was wir in ihr sehen! Blog auf Naturcheck.de vom 21. November 2022. Online: https://naturscheck.de/der-beobachtereffekt/
    • [14] Der Ökonom Claus Peter Ortlieb argumentierte, dass die Wirtschaftswissenschaften eigentlich gar keine Wissenschaften sind. Er schreibt: "Zumindest was die neoklassische Lehre angeht, muss man wohl eher von einer wissenschaftlich verbrämten Ideologie sprechen. Ich stelle bei der Lektüre von VWL-Lehrbüchern regelmäßig fest, dass die Wirklichkeit der kapitalistischen Wirtschaft dort gar nicht reflektiert wird. Stattdessen werden die eigenen ideologischen Vorurteile in mathematische Modelle gegossen und diese der Wirklichkeit einfach übergestülpt." Dann kommt die Aberkennung der Wissenschaftlichkeit: "Damit hat aber in der Tat das Fach Wirtschaftswissenschaft seinen Gegenstand letztlich aufgegeben und streng genommen seinen wissenschaftlichen Status verloren." In: Claus Peter Ortlieb: Ökonomie ist eigentlich keine Wissenschaft. Interview mit Fragen von Alexander Maguier. Erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) am 09.05.2010. Siehe auch Pseudoakademisierung ↗
    • [15] Unerwartete Erkenntnisse oder sperrige Fragen können sogenannte Anomalien im Prozess der Wissenschaft bilden. Anomalien lassen sich mit den gängigen Methoden der Wissenschaft nicht fruchtbar bearbeiten. Sie verweisen oft auf nötige Wechsel in sogenannten Paradigmen. Solche Paradigmenwechsel können aber Jahrhunderte bis Jahrtausende auf sich warten lassen. Die Pioniere bleiben damit oft geschmähte oder zumindest ausgeblendete Propheten. Das wird näher betrachtet im Artikel Anomalie (Wissenssoziologie) ↗
    • [16] Als Buch gemeint ist: Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Vieweg, Braunschweig 1915. Wegener hatte vor der Veröffentlichung einen entsprechenden Vortrag im Frankfurter Senckenberg Museum gehalten. Dort wurde er mit seinen revolutionären Sichten von den Geologen seiner Zeit vehement zurückgewiesen. Siehe auch Alfred Wegener ↗
    • [17] Philipp Lenard: Deutsche Physik in vier Bänden. J.F. Lehmanns Verlag, München 1936¿1937. (Mehrere Auflagen) (Digitalisat der 4. Auflage, 1944). Siehe mehr zum historischen Hintergrund dieses dunklen Abschnitts der deutschen Geschichte im Artikel zu Siehe mehr unter (externer Link) => Deutsche Physik
    • [18] Albert Einstein: Meine Antwort. Über die antirelativistische GmbH. Berliner Tageblatt. 20 August 1920. Zum geschichtlichen Hintergund zu Einsteins Fehde mit den Antirelativisten siehe zum Beispiel den Artikel zu seinem Widersacher Carl Ramsauer ↗
    • [19] Die Fehde zwischen Einstein und seinen Widersachern ist recht ausführlich und mit historischen Zitaten beschrieben in: Nationalistische und antisemitische Ressentiments von Wissenschaftlern gegen Einstein. In: Lecture Notes in Physics 100. Einstein Symposion Berlin. Springer-Verlag. 1979. ISBN: 3-540-09718-X. Dort auf Seite 507. Online: https://websrv.physik.uni-halle.de/Fachgruppen/history/Ressentiments_Einstein.pdf