Schatten
Physik
Definition
Als Schatten im Sinn der Physik bezeichnet man den weniger beleuchtete Raum oder Bereich hinter einem undurchsichtigen oder nicht vollkommen durchsichtigen Körper, der sich im Strahlengang einer Lichtquelle befindet[9]. Dabei kann sich der Farbeindruck ändern[1], eine völlige Finsternis entstehen[4] oder auch nur eine Abdunkelung[3].
Verschiedene Definition von Schatten
Viele Definitionen von Schatten gehen von einem lichtundurchlässigen Körper aus, der das Licht einer Lichtquelle abschirmt[2][3][4][5][6], während andere Definitionen auch lichtdurchlässige Körper erlauben[9]. Allen Definitionen gemeinsam ist, dass von einer Lichtquelle ausgehendes Licht durch ein Objekt oder Materie in einer Richtung behindert wird. Im Schattenbereich kommt dann weniger Licht an, als ohne Abdunkelung theoretisch möglich wäre.
MERKSATZ:
1.0 Ein Schatten ist ein Bereich verminderter oder fehlender Helligkeit, verursacht durch Materie, die das Licht an seiner Eindringung in einen Bereich hindert.
1.0 Ein Schatten ist ein Bereich verminderter oder fehlender Helligkeit, verursacht durch Materie, die das Licht an seiner Eindringung in einen Bereich hindert.
Die allgemeine Definition von einem abgedunkelten aber nicht leichtfreiem Bereich erlaubt es etwa auch, vom Schatten einer lichtdurchlässigen grünen Flasche auf einem Tisch oder sogar vom Schatten einer Kerzenflamme im Weg eines sehr hellen Lichtstrahlen zu sprechen.
Schattengrenzen sind nie perfekt scharf
Die Grenzen zwischen den hellen und dunklen Bereichen erscheinen oft scharf begrenzt[8], zeigen bei näherem Hinsehen aber immer einen unscharfen Übergang. der Grund dafür ist die Beugung[10].
MERKSATZ:
2.0 Die Grenzen zwischen hell und dunkel sind nie perfekt scharf. Die Ursache ist die Beugung (Diffraktion).
2.0 Die Grenzen zwischen hell und dunkel sind nie perfekt scharf. Die Ursache ist die Beugung (Diffraktion).
Der sogenannten Strahlenoptik[11] könnte es scharfe Grenzen zwischen Licht und Schatten geben. Tatsächlich gilt die Strahlenoptik aber nur nur als Annäherung an die Wirklichkeit. Die wirklichen Effekte werden eher durch mit der Idee von Licht als etwas Wellenartigem erfasst[12].
Schatten können bunt erscheinen
Schatten können farbig sein[1]. Mindestens zwei Anordnungen können zu farbigen Schatten führen. Zum ersten erlaubt die Definition oben, dass ein Schatten durch ein lichtdurchlässiges Objekt erzeugt wird, etwa eine bunte Glasscheibe. Damit ist auch der Schatten gefärbt.
MERKSATZ:
3.0 Verschiedene Gründe können zu farbigen Schatten führen.
3.0 Verschiedene Gründe können zu farbigen Schatten führen.
Ein weiter Grund ist psychologischer Natur. Ein an sich gräulich abgedunkelter Bereich kann dadurch farbig erscheeinen, dass der Kopf selbst eine nicht vorhandene Komplementärfarbe ergänzen will[13].
Berechnung der Form von Schatten
Innerhalb der Mathematik werden Formen und Größen von Schatten in den Teilgebieten Projektive Geometrie und Vektorrechnung behandelt. Das entsprechende Stichwort ist oft Projektion ↗
Arten von Schatten
- Der Schatten eines Körpers auf sich selbst Eigenschatten ↗
- Ein Körper wirft woanders hin einen Schlagschatten ↗
- Zwei Lichtquellen erzeugen einen Doppelschatten ↗
- Der dunkelste, innere Schatten Umbra ↗
- Ein Übergangsbereich Penumbra ↗
- Quantenphysik Beugungsschatten ↗
Quaestiones
- 1) Der Wellenoptik zufolge, etwa im Sinne des Huygensschen Prinzips angewandt, müssten sich Wellen in jeden Bereich hinter einem Objekt ausdehnen und es dürfte keine vollständige Dunkelheit geben. Ist das so?[10]
Fußnoten
- [1] 1774, Schatten als Bereich veränderter Farbeffekte: " Wir verstehen nämlich die Stellen eines erleuchteten Körpers darunter, wo das Licht so schwach ist, daß die Art der auf denselben liegenden Farben, nicht mehr bestimmt ist, sondern in eine andere Farbe übergeht, wo z. E. das Schwefelgelbe, wegen Mangel des Lichtes nicht mehr schwefelgelb ist, wo das Meergrün aufhört meergrün zu seyn; wo das Weiße aufhört weiß zu seyn." In: Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774. Online: http://www.zeno.org/nid/20011449020
- [2] 1841, Schatten als lichtfreier Bereich: "Schatten nennt man den dunkeln Fleck, welcher überall da auftritt, wo das Licht von einem undurchsichtigen Körper hinzufallen abgehalten wird" In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 61-62. Online: http://www.zeno.org/nid/20000862088
- [3] 1857, Schatten als lichtärmerer Bereich: "Schatten nennt man in der Physik den in geringerem oder höherem Grade stattfindenden Mangel an Licht in einem Raume, welcher dadurch entsteht, daß ein undurchsichtiger Körper die Lichtstrahlen eines leuchtenden Körpers von diesem Raume ganz oder theilweise abhält (Kern-S. u. Halb-S.). Der undurchsichtige Körper wirst daher den S. immer in der Richtung, welche dem leuchtenden Körper entgegengesetzt ist u. der S. ändert seine Richtung je nach der Aenderung in der Stellung des leuchtenden und undurchsichtigen Körpers zu einander, worauf die Gnomonik (s. d.) beruht." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 65-66. Online: http://www.zeno.org/nid/20003505480
- [4] 1862, Schatten als Finsternis: "Schatten (lat. Umbra), 1) Raum, in welchen die von einem leuchtenden Punkte od. Körper ausgehenden Lichtstrahlen sich nicht verbreiten können, nachdem sie vorher auf einen undurchsichtigen Körper gefallen sind. Wird dieser Raum nicht durch Licht aus anderer Quelle erleuchtet, so zeichnet er sich vor dem übrigen Raume durch Finsterniß aus, u. an diesem Gegensatz allein erkennt man ihn, weil er an sich nichts als ein Mangel an Licht ist." Und so weiter noch sehr ausführlich zur Physik. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 97-98. Online: http://www.zeno.org/nid/20010833161
- [5] 1904, Schatten als lichtärmerer Bereich: "Schatten. Wenn Licht einer Lichtquelle auf absorbierende oder reflektierende Körper trifft, so entsteht hinter diesen ein lichtärmeres Gebiet, der Schattenraum. Auf einer den Schattenraum durchschneidenden lichtauffangenden Fläche, dem »Schirm«, entsteht der Schatten des Körpers. Die Schattenumrisse entsprechen der geradlinigen Fortpflanzung des Lichts in von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen […]" Verfasst von A. Schmidt. In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 598-599. Online: http://www.zeno.org/nid/20006119182
- [6] 1905, Schatten als Dunkelheit: "Schatten, der dunkle Raum hinter einem von einer Lichtquelle beleuchteten undurchsichtigen Körper, in den dieser die geradlinig sich fortpflanzenden Lichtstrahlen zu dringen verhindert." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 703-704. Online: http://www.zeno.org/nid/20007413793
- [7] 1905, Schatten als Seele der Toten: " Schatten, nach der Vorstellung der Alten die aus dem Leben geschiedenen Seelen, deren Aufenthalt man Schattenreich nennt. Auch die Ägypter glaubten an S. als die leichte Hülle der Seelen, die sichtbar, doch unberührbar über die Erde gleiten, um die Gaben der Verwandten zu empfangen und dann wieder in das Grab zum Körper zurückzukehren. Vgl. Rohde, Psyche (3. Aufl., Tübing. 1903, 2 Bde.)." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 704. Siehe auch Seelenvogel Ba ↗
- [8] 2001, Schatten als lichtfreier Bereich: "Schatten, Bereich auf einem Schirm (auf der Wand, dem Boden) hinter einem Gegenstand, auf den von einer Lichtquelle kein Licht fällt. Der Schattenraum hinter einem von einer (nahezu) punktförmigen Lichtquelle beleuchteten Gegenstand ist scharf begrenzt, entsprechend sein Schatten auf dem Schirm." Kurz darauf heißt es, dass die Grenze doch nicht scharf ist: "Bei genauer Beobachtung zeigt sich, daß der Schatten, den eine punktförmige Lichtquelle ergibt, durch einen Übergang mit hellen und dunklen Streifen vom hellen Bereich getrennt ist, der durch Beugung entsteht." In: Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 15. März 2024. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/schatten/12830
- [9] Schatten als mindestens teilweise abgedunkelter Bereich: "Der Schatten ist der gar nicht oder weniger beleuchtete Raum (Bereich) hinter einem undurchsichtigen oder nicht vollkommen durchsichtigen Körper, der sich im Strahlengang einer Lichtquelle befindet" Sinngemäß nach: Karl Mütze (Hrsg.): ABC der Optik. Stichwort: Schatten. F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1961, S. 763.
- [10] Schatten und Beugungsmuster können fließend ineinander übergehen: "We experimentally demonstrate and theoretically predict a new and unprecedented optical carpet that includes all the geometric shadow and far-field and near-field diffraction patterns at the transverse plane in the diffraction from a radial grating illuminated by a plane wavefront." In: Rasouli, Saifollah & Khazaei, ali.mohammad & Hebri, Davud. (2018). Talbot carpet at the transverse plane produced in the diffraction of plane wave from amplitude radial gratings. Journal of the Optical Society of America A. 35. 55. 10.1364/JOSAA.35.000055.
- [11] Bei der Strahlenoptik geht man davon aus, dass sich Licht nur in perfekt geraden Linien ausbreitet. Siehe auch Strahlenoptik ↗
- [12] Die Wellenoptik erklärt den unscharfen Übergang von Licht zu Schatten. Siehe mehr unter Wellenoptik ↗
- [13] Ein Messgerät würde kein farbiges Licht festellten, wo ein menschlicher Betrachter deutlich einen Farbeffekt sieht. Siehe dazu Goethes Farbschattenversuch ↗