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Evolutionäre Psychologie

Philosophie des Geistes

Basiswissen


Die evolutionäre Psychologie versucht menschliches Verhalten und psychisches Erleben über unsere evolutionäre Stammesgeschichte zu erklären. Das ist hier mit einigen Beispielen kurz vorgestellt und in einen größeren Bedeutungszusammenhang gestellt.

Beispiel I: Platzwahl im Restaurant


Ein klassisches, populärwissenschaftliches Beispiel ist die Idee, dass Menschen in einem Zimmer nicht gerne in der Nähe einer Tür sitzen. Eingeprägt in die Menschen sei die Urangst eines Raubtieres, dass durch einen Höhleneingang hereinkommen könnte.

Beispiel II: Drohen durch Zähnefletschen


Im Zorn drohende Menschen ziehen oft ihre Mundwinkel herab. Damit entblößen sie andeutungsweise ihre Eckzähne. Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt deutet dies als eine Erinnerung an unserer eher äffischen Vorfahren: bei diesen waren die Eckzähne deutlich länger als bei uns. Sie waren als Beisswaffe durchaus ernst zu nehmen. Das Zähnefletschen zeigte dem Gegner also die eigene Waffen und Stärke. Beim Menschen werden die Eckzähne nicht mehr wirklich als Waffen in einer Auseinandersetzung eingesetzt, die Mimik aber hat die Symbolik unserer evolutionären Vergangenheit erhalten[6].

Beispiel III: Psychoneuroimmunologie


Von der eigenen sozialen Gruppe ausgestoßen zu werden kann ähnliche Schmerzgefühle und Stressreaktionen hervorrufen wie direkt körperlich verursachter Schmerz[8]. Der Verlust der Gruppe entzieht dem betroffenen Menschen Lebenspartner, Schutz, Ressourcen Status und letztendlich Überlebenschancen[4]. Der Autor Howard Bloom deutet dies soziobiologisch als eine Optimierungsstrategie der Gruppe: Menschen, die für die Gruppe keinen ausreichenden Nutzen mehr erzeugen erhalten soziale Signale der Abwertung. Die Pesonen ziehen sich dann oft selbst von allen Gruppenressourcen zurück und bringen sich sozusagen durch Abschalten ihres Immunsystems und Symptomen einer Depression letztendlich sozial und am Ende auch physisch selbst ums Leben[9]. Psychische Phänomene einer Depression werden im Sinne einer darwinstischen Gruppenselektion erklärt. Siehe auch Psychoneuroimmunologie ↗

Beispiel IV: Populismus


Der Große Brockhaus[1] definiert Populismus als „eine um »Volksnähe« bemühte Politik, die Stimmungen der Unzufriedenheit und der akuten Notlage aufgreift.“ Typische Themen[4] populistischer Strömungen sind: Zugang zu Ressourcen (etwa Sozialkassen, Stichwort Rentenschmarotzer), die Verteidigung der eigenen Gruppe (z. B. gegen eine Asylantenflut oder Terrorismus), die Abgrenzung gegen andere Gruppen (Deutschland den Deutschen) sowie verblüffenderweise sehr oft auch die Kontrolle des Geschlechtslebens und der Fortpflanzung (Abtreibung, Verhütungsmittel, Familienwerte etc.). Verschiedene Autoren zeigen hier, wie diese Gruppenreflexe ihre Wurzeln in der evolutionären Vorgeschichte haben und oft verblüffend "menschlich" etwa auch bei Affen beobachtet werden können[11]. Evolutionsbiologisch kann der Populismus als mentales Klima eines Gruppenegoismus mit einem darwinistisch erhofften Vorteil im Sinne einer Gruppenselektion zu haben. Siehe auch Populismus ↗

Ist die evolutionäre Psychologie ein akademisches Forschungsgebiet?


Ob ein Forschungsgebiet als wissenschaftlich betrachtet werden kann, lässt sich oft über einige einfach recherchierbare Kriterien abschätzen. Einige wesentliche treffen auf die evolutionäre Psychologie zu. So beschäftigen sich anerkannte Institutionen wie das MIT (Massachusetts Institute of Technology) mit dem Thema[2], es gibt im Handel käufliche Lehrbücher[3] sowie über längere Zeit wiederholt ausgerichtete Konferenzen[3].

Fußnoten