Eusozialität
Biologie
Basiswissen
Als eusozial oder auch ultrasozial[19] bezeichnet man Tiere, die eine besonders intensive Form des sozialen Zusammenlebens pflegen. Die Vorsilbe Eu heißt dabei so viel wie „echt“ oder „wirklich“. Von Eusozialität wird üblicherweise in Verbindung mit staatenbildenden Insekten gesprochen. Das einzige eusozial lebende Säugetier ist der Nacktmull.
Definition von Eusozialität
Die Volvox-Kugelalge[22], Bienen[14], Termiten[16], Ameisen[17], Nacktmulle[12] und Krustentiere[21]: In der Biologie spricht man von Eusozialität auch im weiten Sinn, wenn die Bedingungen a bis d erfüllt sind und von Eusozialität im engeren Sinn wenn auch noch die Bedingung e erfüllt ist[8][19]:
- a) eine kooperative Brutpflege durch mehrere Tiere[8]
- b) eine gemeinsame Nahrungsbeschaffung und auch - verteilung, zum Beispiel durch gegenseitige Fütterung (Trophallaxis), sowie eine gemeinschaftliche Verteidigung der Nahrungsvorräte[19]
- c) der Verband umfasst mehrere unterscheidbare Teilgruppen, die arbeitsteilig[19] verschiedene Aufgaben erfüllen, die Kasten[3] genannt werden.
- d) das Zusammenleben von Tieren mehrerer Generationen, meist in Familienverbänden aus Müttern und Töchtern[1]
- e) Je nach Strenge der Definition: mindestens eine der Kasten aus c) ist steril.
1.0: Eusozialität ≈ gemeinsame Brutpflege, Nahrungsbeschaffung, Verteidigung, Arbeitsteilung, mindestens eine unfruchtbare Kaste, generationsübergreifendes Zusammenleben
Die Forderung einer nicht fortpflanzungsfähigen Kaste gehört zu einer engeren Definition von Eusozialität. Man spricht auch von einem reproduktiven Altruismus[22]. Zumindest im Ansatz lassen sich entsprechende Tendenzen auch bei menschlichen Gesellschaften beobachten[35][36]. Bemerkenswert ist, dass keine der verschiedenen Definitionen oder Charakterisierungen von Eusozialität den programmierten Zelltod, die Apopotose, mit aufführt[23].
Eusozialität bei Tieren
Eusozialität wurde vor allem bei staatenbildenden Insekten beschrieben. Unter anderen Tierarten ist die Eusozialität eher selten. Das einzige bekannte Säugetier mit Eusozialität ist der Nacktmull[11][12]. Ein weiteres Beispiel ist der Zehnfußkrebs Synalpheus[21]. Keine Vogelart gilt heute als echt eusozial und auch Herdentiere wie Löwen oder Wölfe zählen nicht zu den eusozialen Tieren[33].
2.0: Eusozialität ist weit verbreitet unter Insekten und seltener bei anderen Tierklassen.
Wie bei Insekten, pflanzen sich auch beim Nacktmull nur wenige Weibchen fort, während die restlichen Weibchen keine Chance auf eine Zukunft ihrer individuellen Gene haben[7]. Siehe auch Nacktmull ↗
Eusozialität bei Menschen
Edward O. Wilson, einer der Pioniere der Begriffsbildung, sprach sich ausdrücklich dafür aus, Eusozialität auch bei Gruppen von Menschen zu suchen[6], was manche Autoren auch tun[9] und etwa mit dem historischen Phänomen von Harems und Eunuchen[10] oder einer unfruchtbaren Kaste von Priestern (Zölibat)[18] in Verbindung bringen.
3.0: Auch Menschen spricht man Eusozialität zu.
Weitere Indizien für eine menschliche Eusozialität ist die generationenübergreifende Sorge um den Nachwuchs[19], eine stark arbeitsteilig organisierte Lebensweise, eventuell auch bei der Aufzucht von Nachwuchs[35][36] sowie ein hohes Maß an Friedfertigkeit innerhalb von Gruppen[24].
Der Mensch an der Schwelle zum Superorganismus?
Verschiedene Autoren sehen die menschliche Eusozialität als Teil einer Entwicklung der Menschheit hin zu einem Überorganismus[20]. Der entsprechende Vorgang wird als evolutionäre Transition[20] oder auch als Metaystem-Transition[26] bezeichnet. Wie in der Zoologie spricht man auch bei dem hypothetischen menschlichen Überwesen von einem Superorganismus[27].
4.0: Eusozialität gilt als Zwischenzustand bei einem Übergang hin zu einem Superorganismus.
Manche Autoren[29] halten dabei die Ausbildung unfruchtbarer Arbeiterkasten für eine notwendige Voraussetzung für eine evolutionäre Transition. Und tatsächlich scheint es Indizien zu geben, dass eine starke wirtschaftliche Ungleichheit, etwa in den USA, die Ausbildung einer reproduktiven Kaste und einer weitgehend sterilen Kaste fördern könnte: Wirtschaftlich sehr erfolgreiche Frauen kaufen sich die Fürsorge für ihre Kinder billig auf einem Markt ein, der von wirtschaftlich deutlich schwächeren Personen bedient wird (z. B. Baby-sitting, Privatschulen, private Kindergärten)[35][36].
5.0: Es könnte sich eine reproduktive und eine sterile Kaste auch bei Menschen ausbilden.
Andere Autoren stellen eine Verbindung zum Begriff der (technologischen) Singularität her[30], einem sprunghaften Ereignis, das die Menschen eher formt (guide) und zu Stufen höherer Komplexität führen kann. Eine größere Anzahl von Autoren sieht die Menschheit auf dem Weg hin zu einem Superorganismus aus biologischen, maschinellen und wirtschaftlichen Teilen[37].
6.0: Die Eusozialität von Mensch ist möglicherweise eine Übergangsform hin zu einem menschlichen Superorganismus.
Der spekulative aus Menschen bestehende Superorganismus ähnelt dann in vielen Aspekten auch tierischen Organismen[38] und kann als eusozial angesehen werden. Dieser Gedanke wird ausführlicher behandelt im Artikel zur sogenannten HMST [Human Metaystem-Transition] ↗
Quaestiones
Als Quaestio mit der Mehrzahl Quaestiones bezeichnet man eine Frage oder strittige Aussage, die durch eine wissenschaftliche Herangehensweise geklärt werden soll[25]. Viele Autoren, etwa Isaac Newton[28], versahen ihre eigenen Werke mit längeren Listen solcher Quaestiones im Sinne offener Forschungsfragen.
- Welche Rolle für Eusozialität spielt der altruistische Selbstmord[32], die Apoptose ↗
- Verweist die menschliche Eusozialität auf eine HMST [Human Metasystem-Transition] ↗
- Entsteht bei Eusozialität auch ein echtes übergeordneten Bewusstsein Kombinationsproblem ↗
- Wie ist die Beziehung von Eusozialität zum politischen Kommunismus ↗
- Spielt das Konzept auch eine Rolle in der Soziologie[31] ↗
Fußnoten
- [1] Zur ursprünglichen Definition von Eusozialität anhand von Bienen. Wesentliche Kriterien waren Arbeitsteilung und die Kooperation über Generationen hiweg: "Various types of nesting behavior are recognized: (1) subsocial or solitary behavior, in which parents care for their young but die before they reach maturity; (2) colonial or communal behavior, when several females share a nest, but each constructs, provisions and oviposits in her own cells; (3) semisocial behavior, when groups of females of the same generation (sisters or unrelated) share a nest, with division of labor; (4) eusocial behavior, in which the nest- founding parent survives to cooperate with a group of her mature daughters, with division of labor." In: Batra, Suzanne W. T. (1 September 1966). "Nests and Social Behavior of Halictine bees of India (Hymenoptera: Halictidae)". The Indian Journal of Entomology. 28 (3): 375–393.
- [2] Charles Duncan Michener: The Social Behavior of the Bees: A Comparative Study. Harvard University Press, 1974 - 404 Seiten. Dort findet sich das Wort "eusocial" auf den Seiten 268, 274 und 299.
- [3] Zu den Kasten als Teil von Eusozialität: "Our criterion for eusociality is the presence of castes, which are groups of individuals that become irreversibly behaviorally distinct at some point prior to reproductive maturity. Eusocial societies are characterized by two traits: (1) helping by individuals of the less-reproductive caste, and (2) either behavioral totipotency of only the more reproductive caste (facultative eusociality) or totipotency of neither caste (obligate eusociality)." In: Bernard J. Crespi, Douglas Yanega, The definition of eusociality, Behavioral Ecology, Volume 6, Issue 1, Spring 1995, Pages 109–115, https://doi.org/10.1093/beheco/6.1.109
- [4] Die Entstehung von echter Eusozialität durchläuft möglicherweise mehrere Stadien: 1) "The formation of groups." 2) The occurrence of a minimum and necessary combination of preadaptive traits, causing the groups to be tightly formed. In animals at least, the combination includes a valuable and defensible nest." 3) The appearance of mutations that prescribe the persistence of the group, most likely by the silencing of dispersal behavior." 4) "Primitive eusociality may emerge immediately due to springloaded preadaptations." 5) Emergent traits caused by the interaction of group members are shaped through natural selection by environmental forces." 6) "Multilevel selection drives changes in the colony life cycle and social structures" In: Nowak MA, Tarnita CE, Edward O. Wilson: The evolution of eusociality. Nature. 2010 Aug 26;466(7310):1057-62. DOI: 10.1038/nature09205. PMID: 20740005; PMCID: PMC3279739.
- [5] Die starke Arbeitsteilung bei Insektenstaaten untersuchen: Richardson, T.O., Stroeymeyt, N., Crespi, A. et al. Two simple movement mechanisms for spatial division of labour in social insects. Nat Commun 13, 6985 (2022). https://doi.org/10.1038/s41467-022-34706-7
- [6] Wilson und seine Ko-Autoren schreiben am Ende eines Fachartikels zur Eusozialität von Insekten: "We have not addressed the evolution of human social behavior here, but parallels with the scenarios of animal eusocial evolution exist, and they are, we believe, well worth examining." In: Nowak MA, Tarnita CE, Edward O. Wilson: The evolution of eusociality. Nature. 2010 Aug 26;466(7310):1057-62. DOI: 10.1038/nature09205. PMID: 20740005; PMCID: PMC3279739.
- [7] Dass sich nur wenige Individuen einer Gruppe fortpflanzen hält der englische Zoologe Richard Dawkins als wesentlich für eine Ausbildung echter, konkurrenzfreier Kooperation. Dawkins prägte den Begriff zellulärer Flaschenhals ↗
- [8] Eusozialität im Sinne einer Pflege nicht eigener Nachkommen (Leihmütter, Kinderkrippen, Kindergarten etc.) ist die vorherrschende Form sozialer Organisation sowohl bei Insekten wie auch bei Menschen (Eusociality, in which some individuals reduce their own lifetime reproductive potential to raise the offspring of others, underlies the most advanced forms of social organization and the ecologically dominant role of social insects and humans.) In: Nowak MA, Tarnita CE, Wilson EO. The evolution of eusociality. Nature. 2010 Aug 26;466(7310):1057-62. doi: 10.1038/nature09205. PMID: 20740005; PMCID: PMC3279739.
- [9] Zur Eusozialität von menschlichen Gesellschaften siehe zum Beispiel: "Eusociality in Humans" In: Part II - Sociocultural Anthropology and Evolution. In: Part II. The Cambridge Handbook of Evolutionary Perspectives on Human Behavior. Cambridge University Press. 2020. ISBN: 9781108131797. DOI: https://doi.org/10.1017/9781108131797
- [10] Die Autorin betrachtet unter anderem die Rolle von Harems und Eunuchen. Man vergleiche das mit der Charakterisierung "Eusociality, in which some individuals reduce their own lifetime reproductive potential to raise the offspring of others," von Edward O. Wilson. In: Laura Betzig: Eusociality in History. Hum Nat 25, 80–99 (2014). DOI: https://doi.org/10.1007/s12110-013-9186-8
- [11] Zur Eusozialität von Nacktmullen: Anderson, M. The evolution of eusociality. Annual Review of Ecology, Evolution and Systematics 15, 165–189 (1984).
- [12] Zur Eusozialität von Nacktmullen: Ciszek, D. New colony formation in the "highly inbred" eusocial naked mole-rat: outbreeding is preferred. Behavioral Ecology 11, 1–6 (2000).
- [13] Zur Eusozialität von Nacktmullen: Jacobs, D. & Jarvis, J.: No evidence for the work-conflict hypothesis in the eusocial naked mole-rat (Heterocephalus glaber). Behavioral Ecology and Sociobiology 39, 401–409 (1996).
- [14] Duffy, J. et al.: Multiple origins of eusociality among sponge-dwelling shrimps (Synalpheus). Evolution 54, 503–516 (2000).
- [15] Vorstufen zur Eusozialität: Plateaux-Quénu, C.: Subsociality in Halictine bees. Insectes Sociaux 55, 335–346 (2008).
- [16] Thorne, B. Evolution of eusociality in termites. Annual Review of Ecology, Evolution and Systematics 28, 27–54 (1997). Siehe auch Termiten ↗
- [17] Eusozialität ist ein Vorteil in der Evolution, etwa von Ameisen und Termiten: "Eusociality in ants and termites in the irreversible stage is the key to their ecological dominance and has (at least in ants) shaped some features of internal phylogeny. Their colonies are consistently superior to solitary and preeusocial competitors, due to the altruistic behavior among nestmates and their ability to organize coordinated action by pheromonal communication." In: Wilson, E. O. & Hölldobler, B.: Eusociality: origin and consequences. Proceedings of the National Academy of Sciences USA 102, 13367–13371 (2005).
- [18] Dass Religion, unter anderem mit einer zölibatären Priesterkaste, die Entstehung von Eusozialität in menschlichen Gesellschaften gefördert haben könnte, untersucht Jay R. Feierman. In: Religion’s Possible Role in Facilitating Eusocial Human Societies. A Behavioral Biology (Ethological) Perspective. In: Studia Humana. Band 5 (2016): Heft 4 (Dezember 2016).
- [19] Eine lose und eine enge Definition von Eusozialität: "Eusociality is sometimes called ‘ultrasociality’. Today, eusociality has a loose and restricted definition. The loose definition requires: (1) multigenerational care of young, (2) cooperative care of young, (3) a division of labor, and (4) defense of communal locales, often containing foodstuff. The more restricted definition requires that in (3) one component of the division of labor involves a nonreproducing caste." In: Jay R. Feierman: Religion’s Possible Role in Facilitating Eusocial Human Societies. A Behavioral Biology (Ethological) Perspective. In: Studia Humana. Band 5 (2016): Hefft 4 (Dezember 2016).
- [20] Dass Eusozialität ein Indiz für eine sogenannte evolutionäre Transition der Menschen sein könnte betrachten die Autoren Carmel Yohay, Shavit Ayelet, Lamm Ehud and Szathmáry Eörs: Human socio-cultural evolution in light of evolutionary transitions: introduction to the theme issue. Phil. Trans. R. Soc. Veröffentlicht im Jahr 2023. DOI: http://doi.org/10.1098/rstb.2021.0397
- [21] Eusozialität von Krustentieren: "Synalpheus regalis is a species of eusocial marine snapping shrimp that lives in sponges in coral reefs. They live in colonies of about 300 individuals with one reproductive female. Other colony members defend the colony against intruders, forage, and care for the young." In: Duffy, J. E.: Eusociality in a Coral-Reef Shrimp. Nature, 381 (6 June), 1996, pp. 512–514.
- [22] Am Beispiel der Kugelalge Volvox wird die Entstehung von Eusozialität betrachtet: "Although reproductive altruism is central to the evolution of multicellularity and eusociality, the mechanistic basis for the evolution of this behaviour is yet to be deciphered." Aurora M. Nedelcu: Environmentally induced responses co-opted for reproductive altruism." Der Kerngedanke des Artikels ist ein Gen, das individuell lebende Zellen bei Stress die Reproduktion einstellen lässt. Dasselbe Gen dient in der Zellkolonie als Mechanismus zur Unterdrückung der Zellvermehrung fast aller Zellen. In: Biol Lett. 2009 Dec 23; 5(6): 805–808. Veröffentlicht am 3. Juli 2009. DOI: 10.1098/rsbl.2009.0334. Siehe auch reproduktiver Altruismus ↗
- [23] Der US-amerikanische Autor Howard Bloom (geboren 1943) deutet sowohl den biologisch eindeutig belegten freiwilligen Tod von Zellen in einem Organismus in enger Analogie zu den selbstmörderischen Symptomen einer psychischen Depression. Beide Phänomene deutet er als Selbstaufgabe des Individuums zum Wohl der Gemeinschaft. Es verwundert, dass dieses Phänomen bei keiner der doch recht zahlreichen von mir gesichteten Artikel zur Eusozialität auftauchte. Siehe mehr dazu unter Apoptose ↗
- [24] Ein schönes Gedankenbild für den hohen Grad menschlicher Sozialität ist die Bus-Metapher von Jay R. Feierman: "Fifty non-related stranger human males can sit on a city bus together peacefully, which would be an impossible task for fifty, non-related adult male chimpanzees." In: Religion’s Possible Role in Facilitating Eusocial Human Societies. A Behavioral Biology (Ethological) Perspective. In: Studia Humana. Band 5 (2016): Hefft 4 (Dezember 2016).
- [25] Als Quaestiones (Mehrzahl von Quaestio), bezeichnete man ungeklärte Fragen oder kontroverse Aussagen, die mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden geklärt werden sollen. Siehe auch Quaestio ↗
- [26] Von Molekülen, über Zellen, zu Organismen und dann individualisierten Gruppen von Organismen: bei einer Metasystem-Transition entsteht aus ehemals eigenständigen Individuen ein Superorganismus, der dann eine starke Kontrolle über die ursprünglich autonomen Individuen ausübt. Eine Metasystem-Transition ist ein Sonderfall einer evolutionären Transition. Für Beispiele dazu siehe unter Metasystem-Transitionen ↗
- [27] Insbesondere Insektenstaaten werden oft als Superorganismus bezeichnet, aber auch die enge Gemeinschaft von Grünalgen als Volvox-Kugelalge. Verschiedene Autoren übertragen das Konzept auch auf eine hypothetische zukünftige menschliche Lebensform. Siehe mehr unter Superorganismus ↗
- [28] 31 ausführlich dargelegte Fragen, die Quaestiones, in der englischen Übersetzung des lateinisches Originals auch Queries genannt, finden sich am Ende von Isaac Newtons: OPTICKS: OR, A TREATISE OF THE Reflections, Refractions, Inflections and Colours OF LIGHT. The Fourth Edition, corrected. By Sir ISAAC NEWTON, Knt. LONDON: Printed for William Innys at the West-End of St. Paul's. Mdccxxx. Die Queries finden sich dort ab Seite 339. Siehe auch Quaestio ↗
- [29] Die Ausbildung unfruchtbarer Kasten ist eine notwendige Voraussetzung für eine evolutionäre Transition: "The evolution of eusociality in social insects, such as termites, ants, and some bees and wasps, has been regarded as a major evolutionary transition (MET). Yet, there is some debate whether all species qualify. Here, we argue that worker sterility is a decisive criterion to determine whether species have passed a MET (= superorganisms), or not." In: Abel Bernadou, Boris H. Kramer, Judith Korb: Major Evolutionary Transitions in Social Insects, the Importance of Worker Sterility and Life History. In: Front. Ecol. Evol., 26 October 2021. Sec. Social Evolution. Volume 9 - 2021. DOI: https://doi.org/10.3389/fevo.2021.732907
- [30] Die mögliche evolutionäre Transition der Menschheit ist eng verbunden mit der Idee einer technologischen Singularität: "Many major transitions are currently underway in demography, energy use, environment, economic convergence, and global interdependence. With so much rapid change, often timescales for decisions are limited to about five years in the future. It is somewhat paradoxical then that this current rapid change is guiding us to look at very long time-scales." Und: "To place the accelerating trend of complexity in the context of Big History, we need to distinguish the two forms (arms) of megaevolution so far in the Universe. The first arm of megaevolution is the decelerating development of physical matter and energy into galaxies, stars, and planets from the initial Big Bang. The second arm of megaevolution is the accelerating rate of complexity evolution in the form of life, humans, and civilizations." Die Evolution hin zu Komplexität erfolgt jedoch in Sprüngen: "A complex system cannot arise ‘from scratch’; such a system is always the result of combinations of systems of the previous level of evolution." Doch die angedeutete Metasystem-Transition kündigt sich eher durch eine Verlangsamung als eine Beschleunigung der weiteren Ereignisse an: "the end of the second evolutionary arm is the final singular point at which the speed of evolution should formally turn into infinity that is why the point of singularity is unattainable." In: Alexander Panov, Alexander, David LePoire, Andrey Korotayev, Leonid Grinin. Evolution and Singularity. In: Social Studies. Abgerufen am 29. Februar 2024. Eurasian Center for Big History & System Forecasting. Russian Academy of Sciences. Online: https://www.sociostudies.org/almanac/articles/introduction-_evolution_and_singularity/
- [31] Eine enge Verbindung zwischen Soziologie und der Vorstellung von evolutionären Transitionen behandelt unter anderem der Eurasian Center for Big History & System Forecasting. Russian Academy of Sciences. Online: https://www.sociostudies.org/almanac/articles/introduction-_evolution_and_singularity/
- [32] Eusoziale Insekten können einen altruistischen Selbstmord zum Wohl des Superorganismus begehen: "Eusocial insect colonies form superorganisms, in which nestmates cooperate and use social immunity to combat parasites." Sowie: "Altruistic suicide of immature bees constitutes a social analogue of apoptosis, as it prevents the spread of infections by sacrificing parts of the whole organism, and unveils a novel form of transgenerational social immunity in honey bees.". Page P, Lin Z, Buawangpong N, Zheng H, Hu F, Neumann P, Chantawannakul P, Dietemann V.: Social apoptosis in honey bee superorganisms. Sci Rep. 2016 Jun 6;6:27210. doi: 10.1038/srep27210. PMID: 27264643; PMCID: PMC4893659.
- [33] Um den fließenden Übergängen zwischen einsam-solitär lebenden Lebewesen und den voll ausgebildeten eusozialen Formen in einem Superorganismus gerecht zu werden, wurden verschiedene Zwischenstufen definiert: 1) subsocial or solitary behavior, in which parents care for their young but die before they reach maturity; (2) colonial or communal behavior, when several females share a nest, but each constructs, provisions and oviposits in her own cells; (3) semisocial behavior, when groups of females of the same generation (sisters or unrelated) share a nest, with division of labor; (4) eusocial behavior, in which the nest- founding parent survives to cooperate with a group of her mature daughters, with division of labor." In: Batra, Suzanne W. T. (1 September 1966). "Nests and Social Behavior of Halictine bees of India (Hymenoptera: Halictidae)". The Indian Journal of Entomology. 28 (3): 375–393.
- [34] In Ländern mit einer gut ausbildeten und preiswerten außerfamiliären Fürsorge für Kinder steigt die Fruchtbarkeit an: "Cheap and easily available childcare frees up women’s time and allows them to combine motherhood with a career, which ultimately increases fertility. In countries such as Sweden and Denmark, where public childcare is widely available for children of all ages, female employment and fertility rates today are higher than in countries where childcare is sparse. Not surprisingly, these countries also spend a larger fraction of their GDP [gross domestic product, Bruttosozialprodukt] on public early childhood education." Fehlende Gelegenheiten für ein stabiles und gutes Einkommen hingegen verringern die landesweite Fruchtbarkeit: "labor market conditions also affect career-family compatibility. In Spain, for example, a country with a two-tier labor market where jobs are either temporary or for a lifetime, women tend to postpone childbearing in hopes of landing a stable job first. Such labor market conditions naturally dampen fertility." In: Anne Hannusch, Fabian Kindermann, Michele Tertilt: The New Economics of Fertility. Herausgegeben vom Internationalen Währungsfond. September 2022. Online: https://www.imf.org/en/Publications/fandd/issues/Series/Analytical-Series/new-economics-of-fertility-doepke-hannusch-kindermann-tertilt
- [35] Wer sich Fürsorge für seine Kinder kaufen kann, hat mehr Kinder. Menschen ohne Einkommen rutschen dann eher in die Rolle die Fürsorge für andere zu leisten und gleichzeitig selbst weniger Kinder zu haben: "a yawning inequality gap may help explain why fertility rates among highly educated women are rising. They argue that the growing divide between rich and poor in American society has created two groups of women: those who can afford to buy help to raise their children and run their homes and those who are willing to supply such services at affordable prices." Dies sei das Ergebnis von empirischen Untersuchungen der Wirtschaftswissenschaflter Moshe Hazan and Hosny Zoabi. In: Jamie Doward and Gaby Bissett: High-fliers have more babies, according to study. In: The Guardian. 26. Oktober 2014. Online: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2014/oct/25/women-wealth-childcare-family-babies-study
- [36] Reiche Frauen investieren mehr Geld in die Fürsorge ihrer Kinder. Eine wachsende Schere zwischen Armen und Reichen, wie in den USA zu beobachten, fördert diesen Trend: "Highly educated women substitute a significant part of their own time for market services to raise children and run their households, which enables them to have more children and work longer hours. Finally, we use our model to shed light on differences between the U.S. and Western Europe in fertility and women's time allocated to labor supply and home production. We argue that higher inequality in the U.S. lowers the cost of baby-sitting and housekeeping services and enables U.S. women to have more children, spend less time on home production and work more than their European counterparts." In: Hazan, Moshe and Zoabi, Hosny, Do Highly Educated Women Choose Smaller Families? (September 22, 2011). Available at SSRN: http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.1932835" target="_new">https://ssrn.com/abstract=1932835 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.1932835
- [37] In der Einleitung seines Buches spricht der Franzose Joël de Rosnay (geboren 1937) von der Entstehung eines menschlichen Superorganismus: Homo symbioticus. Einblicke in das 3. Jahrtausend, Gerling Akademie Verlag, München 1997, ISBN: 3-9803352-4-0. Französisches Original: Le Cerveau planétaire. 1986. Siehe auch Homo symbioticus ↗
- [38] Dass der entstehende Überorganismus mit Menschen in einer Rolle wie Zellen in einem Vielzeller, tatsächlich ein eigenständige Lebewesen sein könnte ist Gegenstand von Gregory Stocks Theorie vom sogenannten Metaman. Siehe auch Metaman ↗