Soziogenese
Gesellschaftsbildung
Basiswissen
Als Soziogenese bezeichnet man die Entstehung von Gesellschaften, im engeren Sinn Staaten, aus vorher eher lockeren Gruppierungen von einzelnen Menschen. Das Wort wurde von dem Schriftsteller Norbert Elias (1897 bis 1990) vor allem im Bezug auf einen vermuteten Zivilisierungsprozess im Mittelalter genutzt[1]. Die Soziogenese war dann die Herausbildung des modernen Staates über vor allem drei Stadien: Feudalisierung, Monopolisierung von Machtmitteln und der Vergesellschaftung dieser Monopole. Andere Autoren sehen eine andere Entwicklungsreihe hin zum Staat[4]. Eine frühe Rechtfertigung des Staates schrieb der englische Philosophie Thomas Hobbes unter dem Titel Leviathan[1651] ↗
Fußnoten
- [1] Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Hier vor allem: Band 2: Wandlungen der Gesellschaft: Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation (491 Seiten), Basel: Verlag Haus zum Falken, 1939.
- [2] Im südlichen Irak, vor etwa 6000 Jahren entstanden staatliche Strukturen vor allem dort, wo Siedlungen für große Bauprojekte kooperieren mussten, um den ehamaligen Zugang zu Flusswasser zu erhalten. Die Bildung von Staaten war dann vor allem ein Ergebnis von Kooperation. In: Allen, Robert C., Mattia C. Bertazzini, and Leander Heldring. 2023. "The Economic Origins of Government." American Economic Review, 113 (10): 2507-45. DOI: 10.1257/aer.20201919
- [3] Die Soziogenese als evolutionäre Transition: "The emergence of qualitatively new levels of organization has occurred within the human system three times, and has resulted in three broadly defined levels of higher control, producing three broadly defined levels of group selection (e.g. band/tribe, chiefdom/kingdom, and nation-state/international). These group selection levels define the self-organization of ‘Human Metasystem Transitions’ (HMST)." In: C. Last: Human Metasystem Transitions. In: Global Brain Singularity. World-Systems Evolution and Global Futures. Springer, Cham. 2020. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-030-46966-5_4
- [4] Eine Stufenfolge zunehmender Eusozialität definierte Jay R. Feierman: Nepotismus (Vetternwirtschaft), Bandism (Bandendenken), Tribalism (Stammesdenken), City Stateism (Kleinstaaterei), Nationalism (Nationalismus). In: Religion’s Possible Role in Facilitating Eusocial Human Societies. A Behavioral Biology (Ethological) Perspective. In: Studia Humana. Band 5 (2016): Heft 4 (Dezember 2016). Siehe auch Eusozialität ↗