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Nordeuropäischer Abschlussdamm


Klimawandel


Basiswissen


Je ein eigener Damm grenzen den Ärmelkanal sowie die Nordsee gegen den Atlantik ab: dieses gigantische Projekt könnte nötig werden, wenn inzwischen immer realistischere worst-case-Szenarien zum Meeresspiegelanstieg Wirklichkeit werden. Dieser Projektvorschlag aus dem Jahr 2019[1] ist hier kurz vorgestellt.

Die Bedrohung: eine drastische Polschmelze


Bereits im Jahr 1981 warnte der australische Geheimdienst vor einem Abrutschen westantarktischer Eismassen. In einem geheimen Bericht[2] war die Rede vom "Weltuntergangsgletscher" (Domesday Glacier). Dasselbe Thema griff im Jahr 1983 eine öffentliche Studie[3] der Kernforschungsanlage Jülich auf. Ein schnelles Abrutschen von Gletschern in der Westantarktis gilt ein ein realistisches worst-case-Szenario für einen schnellen Anstieg des Meeresspiegels um 5 bis 6 Meter. Hinzu kämen die Bedrohungen durch das Abtauen grönländischer Eismassen. Weite Bereiche von Niedersachsen (Emden, Leer, Wilhelmshaven, Cuxhaven etc.), Schleswig-Holstein (Eckernförde, Lübeck, Kiel, Husum etc.), die Stadtstaaten Bremen und Hamburg sowie von Mecklenburg Vorpommern wären genauso betroffen wie viele andere europäische Küstengegenden. Eine Erhöhung klassischer Deiche um deutlich mehr als 2 Meter gilt dabei als technisch und wirtschaftlich nicht mehr machbar. Mehrere Millionen Nordeuropäer würden im schlimmsten Fall zu Klimaflüchtlingen. Niederländische Behörden spielen diesen Fall bereits gedanklich durch[4] und fragen sich, wohin Millionen ihrer Landsleute flüchten sollen. Eine Lösung wäre der Nordeuropäische Abschlussdamm. Siehe auch Polschmelze ↗

Der Nordeuropäische Abschlussdamm in Zahlen



Ewigkeitskosten: Flüsse hochpumpen


Bei einem gestiegenen Meeresspiegel müssen auch die Flüssmündungen der neuen Höhe angepasst werden. Die Wassermassen der nordeupäischen Flüsse müssten am Abschlussdamm nach oben ins höher gelegene Meer gepumpt werden. Solche Pumpwerke gibt es heute schon am niederlädischen Abschlussdamms des Ijsselmeeres und in den USA in New Orleans. Beide Werke haben eine Kapazität von rund 500 Kubikmetern pro Sekunde. Für den nordeuropäischen Abschlussdamm wäre der zu pumpende Volumenstrom rund 40 Tausend Kubikmeter pro Sekunde[5]. In dieser Zahl sind wahrscheinlich die Niederlschlagsmengen auf die Nordsee mit eingerechnet (ist in der Quelle aber nicht explizit angegeben). Die dazu nötigen Maschinenleistung hängt letztendlich vom nötigen Höhenunterschied ab. Läge der Meeresspiegel nach einer Polschmelze rund 70 Meter über dem heutigen Niveau, wären eine reine Hubleistung von 28 Gigawatt zum Hochpumpen der Wassermassen nötig. Zum Vergleich: im Jahr 2022 betrugt gesamte installierte Leistung aller Atomkraftwerke in Frankreich nur 61 Gigawatt. Die physikalischen Grundlagen stehen im Artikel zur Berechnung der Hubleistung ↗

Baukosten eher nicht sehr hoch


Geht man von einer Bauzeit von 20 Jahren aus, lägen die Kosten bei rund 0,07 bis 0,16 % des momentanen (2023) Bruttosozialproduktes der 15 beteiligten Anreinerstaaten.[5]

Was ist der genaue Name des geplanten Dammes?


Im Niederländischen ist meist die Rede vom "Noord-Europese Afsluitdijk"[6], im Englischen spricht man vom "The Northern European Enclosure Dam"[1]. Das wurde hier als Nordeuropäischer Abschlussdamm übersetzt. Während ein Deich nur zeitweise mit Wasser eingestaut ist, ist ein Damm meist dauerhaft mit Wasser eingestaut. Bei dem vorgeschlagenen Bauwerk quer durch Ärmelkanal und Nordsee wären beide Seite ständig von Wasser beaufschlagt, sodass hier das Wort Damm passender erscheint als das Wort Deich ↗

Fußnoten