Klimawandel
Geowissenschaftlich
Definition
Langfristige Änderungen des Wettergeschehens über große Gebiete der Biosphäre hinweg nennt man Klimawandel. Das Klima hat sich über die vergangenen 4,54 Milliarden Jahre der Erdgeschichte oft gewandelt, aber wahrscheinlich noch nie so schnell wie zurzeit.
Was ist Klima?
Als Klima bezeichnet man den Zustand der Atmosphäre über ein einen langen Zeitraum betrachtet. Man bildet Mittelwerte von Temperaturen, Windgeschwindigkeiten, Luftfeuchtigkeiten und vielen anderen Messwerten über einen Zeitraum von zum Beispiel 30 Jahren. Solche Durchschnittswerte von vielen Jahren bis Jahrzehten beschreiben das zu dieser Zeit herrschende Klima. Siehe auch klimatologische Referenzperiode ↗
Was heißt Klimawandel?
Wenn sich die Mittelwerte der Atmosphärenzustände von einer 30-Jahr-Periode zur nächsten deutlich ändern, dann spircht man von einem Klimawandel. Das Klima hat sich über die lange Geschichte der Erde sehr oft und auch sehr stark geändert. So lag Deutschland einmal fast vollständig unter Gletschern, zu anderen Zeiten war es hier tropisch warm. Siehe auch Eiszeiten ↗
Aktueller Klimawandel
Als "den Klimawandel", auch "die Klimakatastrophe" oder "globale Erderwärmung" bezeichnet man den vom Menschen aktuell, also jetzt, verursachten Wandel hin zu einer (drastisch) wärmeren Welt. Lies mehr dazu unter Erderwärmung ↗
Der Klimawandel als Wissenssoziologie
Die sogenannte Wissenssoziologie beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Gruppe von Menschen, zum Beispiel eine ganze Gesellschaft gemeinsam Wissen herstellt und damit umgeht. Die Geschichte des politischen Umgangs mit dem Klimawandel fokussiert hier in dramatischer Weise verschiedene Phänomene: Lobbyismus, Echoraumeffekte, der Dunning-Kruger-Effekt, soziale Trägheit und Antiintellektualismus sind nur einige Beispiele. Eine Sammlung historischer Zitate zum Klimawandel findet sich auf der Seite Erderwärmung (Zitate) ↗
Fußnoten
- [1] Joseph Fourier: Mémoire sur les températures du globe terrestre et des espaces planétaires. 57 Seiten. Erste Veröffentlichung im Jahr 1827.
- [2] Eunice Newton Foote: Circumstances Affecting the Heat of the Sun's Rays. In: The American Journal of Science and Arts. New York, New York: G. P. Putnam & Company. 22 (65): 382–383. ISSN 0099-5363. OCLC 1280516952. 1856.
- [3] John Tyndall: The Bakerian Lecture: On the Absorption and Radiation of Heat by Gases and Vapours, and on the Physical Connexion of Radiation, Absorption, and Conduction. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Vol. 151 (1861), pp. 1-36 (37 pages). 1861.
- [4] Svante Arrhenius: On the Influence of Carbonic Acid in the Air upon the Temperature of the Ground. In: Philosophical Magazine and Journal of Science Series 5, Volume 41, April 1896, pages 237-276. Online unter: https://www.rsc.org/images/Arrhenius1896_tcm18-173546.pdf
- [5] Francis Molena: Remarkable Weather of 1911. The Effect of the Combustion of Coal on the Climate. What Scientists Predict for the Future. In: Popular Mechanics. March, 1912.
- [6] Charles Fitzhugh Talman: Is our Climate Chaning? In: Popular Mechanics. May, 1930.
- [7] Agostino Semprebello, Salvatore Magazu, Maria Teresa Caccamo: Joseph Fourer: A Didactic Path Crossing Life and Works. In: AAPP | Physical, Mathematical & Natural Sciences / Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti - Classe di Scienze Fisiche, Matematiche e Naturali. 2021 Supplement, Vol. 99, p1-28. 28p.
- [8] Bekannt seit spätestens 1838: "Das Klima einzelner Länder erleidet in Jahrhunderten keine Veränderung. Eine Menge von Thatsachen bezeugen aber, daß in noch längern Zeiträumen allerdings sehr bedeutende Veränderungen in dem Klima der meisten, wahrscheinlich aller Gegenden der Erde vorgegangen sein müssen. Man hat in kalten Gegenden Versteinerungen von Pflanzen und Thieren gefunden, welche einst hier gelebt haben müssen, die aber ihrer natürlichen Beschaffenheit nach nur in warmen, ja heißen Gegenden existiren können. Diese großartigen Veränderungen haben unstreitig darin ihren Grund, daß die Erde ihre Stellung auf ihrer Bahn verändert. Deutschland muß nach der Erzählung der Alten einst ein weit rauheres Land gewesen sein als gegenwärtig, und man sieht den Grund dieser Veränderung in dem Anbau des Bodens und der Ausrottung der Wälder." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 615-617. http://www.zeno.org/nid/20000838055
- [9] Angst herrschte bezüglich einer Abkühlung der Erde (1860): "Was die Veränderungen des K-s anlangt; so kann man dieselben eintheilen in solche, welches die ganze Erde gleichmäßig betreffen, u. solche; welche nur in gewissen beschränkten Strecken auftreten. Wenn man sagt, die Erde kühle sich nicht mehr ab, so meint man damit jedenfalls nur, daß dies um ein kaum Merkbares geschehe; denn abkühlen muß sie sich, so lange sich noch eine Temperaturabnahme nach Innen wahrnehmen läßt. Und wenn sich auch nach Fouriers Berechnungen die Erdoberfläche in 2000 Jahren um weniger als, 1/160° u. nach Bischoffs Versuchen mit einer 2 F. im Durchmesser enthaltenden erhitzten Basaltkugel die Erde in 2000 Jahren nur um 1/236° abkühlt; so ist doch nach Studers Berechnung diese durch die Erdoberfläche abfließende Wärme hinreichend, um jährlich eine Eisrinde von 7 Millimeter Dicke um die Erde zu schmelzen. Im Laufe von Millionen von Jahren kann daher die Erde sich immer noch um viele Grade abkühlen, u. so die Existenz des Menschengeschlechts unmöglich gemacht werden." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 577-580. Online: http://www.zeno.org/nid/20010248048
- [10] Dass das Klima in geologischen Zeiten stark schwankte, war um 1911 Allgemeinwissen: "Die Frage, ob das K. einer Gegend zu allen Zeiten dasselbe war oder nicht, ist von geologischer Seite dahin beantwortet worden, daß in vorgeschichtlichen Zeiten große Klimaänderungen eingetreten sind, wofür einerseits zahlreiche fossile Reste, anderseits die Spuren der Eiszeit (s. d.) zeugen. Innerhalb der historischen Zeiten hat sich aber eine Änderung des Klimas in guter oder schlechter Richtung nicht nachweisen lassen." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 137-139. Online: http://www.zeno.org/nid/2000690257X