Basiswissen

Ein Lebewesen aus mehreren Zellen oder ein Lebewesen entstanden aus der Koevolution miteinander interagierender Lebewesen: so definiert eine anerkannte englischsprachige Enzykloädie^[5] das Wort Metabiont. In diesem Sinn wurde oder wird es auch im deutschen Sprachraum verwendet^[4]. Sinnvolle Mehrzahlen sind Metabionta sowie auch Metabionten. Wörtlich genommen heißt es soviel wie ein Lebewesen auf einer (Zwischenstufe) einer Entwicklungslinie. In diesem Sinn wird das Wort hier vorgestellt.

Bildbeschreibung und Urheberrecht — In der Biologie ist ein Metabiont ein Vielzeller. Außerhalb der Biologie kann das Wort auch für Verbindungen anderer Lebewesen zu einem Über-Organismus stehen, hier aus einzelnen menschlichen sowie maschinellen Teilen. Das Ganze ist der Metabiont, einzelne Menschen wären Melobionten. © Alexandre de Moura Paz ☛

Meta als Zwischenstufe

Ein Vielzeller als Überwesen seiner Einzelzellen; ein Holobiont als Überwesen von eukaryotischen und kernlosen Einzellern, Bienenstaaten als Überwesen mit seinen einzelnen Bienen und ein globales Gehirn als Überwesen aus biologischen und abiotischen Bauteilen: verschiedene Wissenschaftsdisziplinen betrachten hierarchische Übergangsprozesse, in denen sich Komponenten einer tieferen Ebene auf einer höheren Ebene zu einem scheinbar neuen Überorganismus zusammensetzen. Eine übliche Fachbezeichnung für solche Zwischenstufen einer Entwicklung ist der griechische Wortbaustein Meta ↗

Biont als Lebewesen

Halobiont als ein salzliebendes Lebewesen, Xyolobiont für einen Baumpilz oder Symbiont für ein Lebewesen in einer Gemeinschaft gegenseitigen Nutzens: das Wort Biont für ein irgendwie geartetes Lebewesen ist in der Biologie fest etabliert und anerkannt. Siehe mehr dazu im Artikel Biont ↗

Metabiont als verallgemeinerter Begriff

Von der reinen Bedeutung der Wortbestandteile Meta und Biont kann das zusammengesetzte Wort Metabiont jede Lebensform auf einer (Zwischen)Stufe einer hierarischen Ordnung oder einer Entwicklungslinie bezeichnen. Für diese Bedeutung finden sich in der wissenschaftlichen Fachliteratur (Stand 2023) aber keine Beispiele. Die folgende beispielhafte Liste nennt einige solche Zwischen-Lebensformen im verallgemeinerten Sinn also Metabionten:

Ein Vielzeller, zusammengesetzt aus Einzelzellen Stufenbau der Materie ↗

Ein Überwesen, das sich aus nur einer einzigen Art zusammensetzt Superorganismus ↗

Ein Überwesen aus eukaryotischen Zellen, Bakterien und Viren Holobiont ↗

Ein Bienenvolk oder Bienenstaat als Einzelwesen gesehen Bien ↗

Ein Organismus bestehend aus mehreren Zellen Vielzeller ↗

Ein Lebewesen einverleibt in eine Zelle Endosymbiont ↗

Überwesen aus Technik und Biologie Technosoziobiont ↗

Als Verbindung von Protisten Symbiont ↗

Schwämme, Moostierchen Tierstock ↗

Das hypothetische Global Brain ↗

Hypothetische Metaman-Welten ↗

Eine Schwarmintelligenz ↗

Fußnoten

[1] U. Graefe (IFAB Institut für Angewandte Bodenbiologie GmbH, Hamburg): Metabiotische Steuerung der Diversität im System Bodenbiozönose/Humusform. In: Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, 95, 47–50 (2001).

[2] Henrik Gunnar Lundegardh (1912): Chromosomen, Nukleolen und die Veränderungen im Protoplasma bei der Karyokinese – Beiträge zur Biologie der Pflanzen – 11_3: 373 - 542.

[3] Emil Schmied: Der Ganzheitsbegriff in der Biocoenologie und in der Landschaftskunde, Geographica Helvetica, 10, 153–162, https://doi.org/10.5194/gh-10-153-1955, 1955.

[4] Emil Schmied: Der Stufenbau der Materie und die biologischen Wissenschaften. In: Vierteljahrsschrift ct. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 88. 1943.

[5] Richard Kliman: The Encyclopedia of Evolutionary Biology. Academic Press. 2016. 2132 Seiten. ISBN: 9780128000496 [Definition von Metabiont auf Seite 322]