R


Kollektive Konzentration


Soziologie


Basiswissen


In der Psychologie bezeichnet Konzentration die längere Fokussierung von Wahrnehmungs- und Denkprozessen[1] hin zu inneren oder äußeren Reizen. Die Steuerung der Aufmerksamkeit ist in menschlichen Individuen meist bewusst gesteuert und kostet psychische Energie. Deses Konzept kann auch auf kollektive von Individuen übertragen werden. Das ist hier kurz vorgestellt.

Goethes Weltbild: Konzentration im Individuum


Beschäftigt man sich als einzelner Mensch beispielsweise nur kurz mit Goethes Farbenlehre so wird man kaum Goethes tiefere Aussage (Polarität als Weltprinzip) darin kaum erkennen. Goethe hat verteilt über viele hundert Seiten immer wieder kurz auf diese Kernaussage verwiesen. Auch hat er sie an vielen andere Stellen außerhalb der Farbenlehre formuliert und sie ist auch Gegenstand einiger Gedichte. Aber dass dies die Kernaussage von Goethes Weltsicht sein soll, wird erst überzeugend deutlich, wenn man sich viel mit Goethes Originaltexten beschäftigt hat. Man benötigt dazu ausreichend viel individuelle Konzentration (Psychologie) ↗

Einwanderungspolitik: Konzentration im Kollektiv


Das Konzept einer längere Bündung geistiger Ressourcen auf eine Thema kann man vom Individuum auf Kollektive übertragen. Kollektive können kleine Gruppen, Unternehmen, Behörden oder auch ganze Gesellschaften sein. Manche Themen von zum Beispiel nationaliem gesamtgesellschaftlichen Interesse kann eine Gesellschaft nur dann gut erfassen und bewerten, wenn sie sich ausreichend lange damit beschäftigt. Als Besipeil dazu soll hier die Wahl der besten Einwanderungspolitik skizziert werden. Bevor man als Gesellschaft zu einer guten Antwort kommt, macht es Sinn, mindestens die folgenden Fragen möglichst gut beantwortet zu haben.


Die belastbare Beantwortung solcher Fragen, erfordert aufwändige und langwierige Wissensarbeit. Historiker, Betriebs- und Volkswirte, Demographen, Juristen und Geographen könnten in jahrelangen und aufeinander abgestimmten Studien Teile dieser Fragen beantworten. Statistiker könnten über Befragungen in der Bevölkerung die Stimmung der Bewohner zu erfassen versuchen. Und am Ende müssten alle Teilerkenntnise in einer gemeinsamen Sicht zusammenfließen, die dann wiederum von möglichst allen betroffenen Teilen der Bevölkerung wahrgenommen wird. Es macht Sinn, dass ein solcher Prozess ausreichend lange läuft, um zu verläßlichen Teilergebissen zu kommen. Wenige Jahre erscheinen hier angemessen. Während dieser Zeit müsste das Thema ausreichend präsent in Medien sein, gleichzeitig Gegenstand der Forschungsförderung sein und auf der Agenda von politischen Parteien auftauchen. Nur wenn die Aktiviäten ausreichend synchronisiert sind, kann letztendlich ein stimmiges Gesamtbild enstehen.

Wissenschaft über Jahrhunderte: Konzentration im Kollektiv


Gut Beispiele für sehr lange anhaltende thematische Fokussierungen bietet die Geschichte der Wissenschaft. In der griechischen Antike beschäftigten sich Denker über insgesamt 500 Jahrhunderte mit der Idee eines Atomons. In westeuropäischen Mittelalter bemühten sich Denker in vielen Ländern über gut 400 Jahre hinweg, christliche Theologie mit strenger Logik zu vereinen (Scholastik). Und seit dem 16ten Jahrhundert sind Naturwissenschaftler eng darauf fokussiert, mathematisch fassbare und empirisch üerprüfbare Vorhersagen über de Ablauf der Welt zu machen. In der Wissenschaft spricht man auch von einem Denkkollektiv ↗

Mechanismen zur Steuerung kollektiver Konzentration



Kollektives ADHS oder Bulimie-Lernen als Gegenphänomen?


ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Damit ist gemeint, dass einzelne Menschen ihre Aufmerksamkeit nur schwer an einem Thema halten können. Betroffene Personen neigen zur Impulsivität und können oft Handlungen, die über längere Zeit eine Koordinaten von Tätigkeiten erfordern, nur schlecht mit gutem Ergebnis ausführen. Auf eine gesellschaftliche Ebene übertragen würde das heißen, dass das Kollektiv seine Ressource Aufmerksamkeit schnell wechselnd und ohne sinnvolle Koordination an verschiedene Themen vergibt: heute der Klimawandel, morgen die Rentenpolitik, übermorgen ein Sportereignis und den Tag darauf der Tod einer bekannten Schauspielerin. Wenn jedes Thema nur flüchtig angerissen wird ohne dass dabei bleibende Lern- oder Erkenntniseffekte auftreten, könnte man von einem gesellschaftlichen Bulimie-Interesse oder gesellschaftlichen ADHS sprechen. Siehe auch ADHS ↗

Fußnoten