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Konzentration (Psychologie)


Fokussierung


Definition


Konzentration ist die Ausrichtung von Gedanken und Wahrnehmungen auf ein gemeinsames Ziel hin und das über eine längere Zeit hinweg als Ergebnis eines bewussten, kontrollierten und ermüdenden Prozesses.

Beispiel


Das menschliche Bewußtsein nimmt im wachen Zustand einen ständig sich ändernden Strom an Inhalten wahr. Aus einer kurzen Erinnerung an einen Strandurlaub entsteht das Bild vom Meer. Im nächsten Schritt sind die Gedanken bei Seeräubern, um von dort aus zu der Kinder-Film-Figur Pippi Langstrumpf weiterzuwandern. Pippi Langstrumpf stößt Erinnerungen an Schweden und darüber verbunden die Popgruppe ABBA an. Und so geht es ständig weiter. In diesem Zustand kann man schlecht Aufgaben erfüllen, die unsere bewußte Aufmerksamkeit für längere Zeit (einige Sekunden bis wenige Minuten) erfordern, etwa einen Brief schreiben. Hier kommt die Konzentration ins Spiel. Sie ist die Fähigkeit, die Gedanken willentlich an einem selbst vorgegebenen Ziel auszurichten. Konzentration kostet Energie und wird von vielen Menschen als anstrengend empfunden. Hingegen gibt es auch Zustände lang anhaltender Konzentration, die als enstspannend und angenehm empfunden wird, der sogenannte Flow.

Was ist das Arbeitsgedächtnis?


Das ist der Bereich unseres Bewusstseins, in dem Inhalte gleichzeitig festgehalten und bearbeitet werden können. Ein Beispiel: man versuche sich vorzustellen wie die Schnittfläche aussieht, wenn man einen Würfel quer durch vier Ecken halbiert. Die innere Vorstellung findet dann statt im sogenannten Arbeitsgedächtnis ↗

Was ist der Unterschied zur Aufmerksamkeit?


Die Worte Konzentration und Aufmerksamkeit werden oft synonym verwendet. Tendenziell lassen sich aber in Fachtexten zwei Unterschiede herausarbeiten: a) die Steuerung der Aufmerksamkeit wird oft als unbewusster Prozess dargestellt als dessen Ergebnis Denk- oder Fühlinhalte in unser Bewusstsein gelangen. Konzentration hingegten wird als ein bewusst gesteuerter psychische Leistung aufgefasst, die Denkinhalte über längere Zeiten festhalten kann und normalerweise auch psychische Energie kostet. Und b) während man mit dem Wort Aufmerksamkeit meist die aktive Zuwendung zu Reizen oder Inhalten bezeichnet (ein auf-merken), verbindet man mit Konzentration oft auch das aktive Unterdrücken unerwünschter Inhalte[1]. Siehe auch Aufmerksamkeit ↗

Was fördert die Konzentration?


Interesse, Stille und Zeit sind die wirksamsten Zutaten für einen konzentrierten Zustand. Der englische Schauspieler John Cleese prägte den Begriff von "to stick with a problem", was so viel heißt wie: bei einer Sache bleiben. Bei Menschen mit organischen Ursachen für ADHS kann man noch Psychopharmaka miterwähnen. Aber für alle Menschen gilt: man suche sich Themen, für die man brennt und man schaffe dann sich ausreichend lange Zeiträume (mindestens 90 Minuten) ungestörter Ruhe. Siehe auch unter Kreativität ↗

Welche Rolle spielt das Bewusstsein?


Das ist völlig ungeklärt, und zwar aus mindestens zwei Gründen. Ein erstes Mysterium liefert die sogenannte Introspektin, die Schau nach innen: ist es möglich, dass das eigenen Bewusstsein gezielt seinen nächsten Gedankeninhalt auswählt? Die meisten Menschen verneinen das. Damit kann das Bewusstsein aber auch nicht steuern, was als nächstes in es eindringt. Nach dem Psychologen William James kann das Bewusstsein aber gezielt an einem Gedanken festhalten, das neue Eindringen anderer Gedanken verhindern. Das aber ist nicht experimentiell überprüft. Ein Zweites - und sehr viel tiefergehendes - Mysterium betrifft das Zusammenspiel von Bewusstsein und einer gedachten materiellen Welt überhaupt: erzeugt das Gehirn als Materie Bewusstsein? Kommt Bewusstsein von einer eigenen außenliegenden Instanz? Kann Bewusstsein die materiellen Abläufe, etwa an Synapsen, im Gehirn steuern? Lösungsideen zu diesem Fragenkomplex sind in den Naturwissenschaften behandelt unter dem Stichwort Geist-Materie-Problem ↗

Was heißt Sammlung?


Konzentration bezeichnet meist das Festhalten von Gedanken im Zeitbereich weniger Sekunden bis vielleicht weniger Stunden: jemand arbeitet konzentriert an einem Text. Das Zusammenführen verschiedener Lebensstränge, Wünsche, Handlungen hin auf einen fokussierten Tätigkeitsinhalt nennt man Sammlung. Die Sammlung bezieht sich eher auf Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte. Siehe auch Sammlung (geistige) ↗

Etymologie


Das Wort stammt vom lateinischen concentra ab. Das meint so viel wie: zum Mittelpunkt. Damit wird die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen einzelnen Punkt angedeutet. Siehe auch konzentrisch ↗

Fußnoten