Spülsaum
Meeresküste
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Basiswissen|
Bestandteile|
Natürliche Dinge|
Typischer Müll|
Abgrenzung zu Teek|
Abgrenzung zu Treibsel|
Ökologische Bedeutung|
Was sind Strandinseln?|
Was weiß man über den Müll am Strand?|
Fußnoten
Basiswissen
Als Spülsaum oder auch Flutmarke[5] bezeichnet man von einem Meer angespültes Material entlang der Flutkante, also entlang der Linie, die von der täglichen Flut bei Hochwasser gerade erreicht wird.
Bestandteile
Das angespülte Material wird unterschiedich benannt, zum Beispiel Angespül[1, Seite 24], als Treibsel oder Teek[2]. Häufige Bestandteile sind Algen, Tange, Moostierchen, Holzreste, Muschelschalen, Fischernetze oder auch Plastikmüll[3]. Im Spülsaum selbst leben wiederum Tiere wie Flohkrebse oder die Dünenameise (Formica cinerea), der Seegraskäfer (Macroplea mutical) und viele andere. Hier stehen einige häufige Fundstücke im Spülsaum von deutschen Nordseeinseln.
Natürliche Dinge
Typischer Müll
Der angespülte Müll wird von Tieren, etwa Vögeln nicht als solcher erkannt. So kommt es vor, dass zum Beispiel Möwen weißliches extrudiertes Polystyrol mit natürlichem Schulp verwechseln und in sich aufnehmen. Immer wieder zeigen herzzerreissende Bilder, wie sich Vögel in Seilen, etwa aus Fischereinetzen verstricken und elendig umkommen. Auch Plastik in den Mägen von Vögeln kann zu einem grausamen Tod der Tiere führen.
Abgrenzung zu Teek
Das seeseitige Vorland von Deichen besteht oft aus bewachsenen Salzwiesen. Bei Sturmfluten wird dort oft viel Pflanzenmaterial losgerissen und als Spülsaum auf der Seeseite des Deiches angeschwemmt. Dieses Pflanzenmaterial aus dem Deichvorland heißt Teek ↗
Abgrenzung zu Treibsel
Als Treibsel bezeichnet man die Bestandteile des sogenannten Treibselwalls[5]. Ähnlich wie der Spülsaum zieht sich der Treibselwall parallel zum Ufer entlang. Er liegt aber weiter landwärts, am Fuß der sogenannten Vordünen. Er wird angespült durch seltene Hochwasserereignisse, etwa Sturmfluten. Wie auch der Spülsaum ist auch der Treibselwall ein Nährstoffquelle für die ersten Pionierpflanzen auf den langsam entstehenden Weißdünen.
Ökologische Bedeutung
Der Spülsaum wird von Strandurlaubern einerseits als interessante Fundgrube empfunden, andererseis auch als störend, etwa beim Baden. Viele Urlaubsorte am Meer führen deshalb eine regelmäßige Strandreinigung durch, bei der das Material des Spülsaums aufgesammelt und als Müll entsorgt wird. Das hat ökologische Folgen: der Sand am Nordseestrand ist extrem nährstoffarm. Sollen sich aus ihm bewachsene Dünen bilden, spielen Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff oder Kohlenstoff für den Pflanzenwuchs eine wichtige Rolle. Diese Nährstoffe bringen die organischen Bestandteile des Spülsaums mit. Ein Spülsaum unterstützt so die Ansiedlung von strandnahen Pionierpflanzen wie Salzmiere, Stranddistel, Strandhafer oder Meersenf ↗
Was sind Strandinseln?
Als Strandinseln bezeichnet man im Naturschutz besonders geschützte Bereiche rund um den Spülsaum, etwa durch einfache Holzzäune optisch als geschützt ausgewiesen. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass alleine durch die Tritte von menschlichen Spaziergängen - man spricht von Vertritt - viele Tierarten völlig verschwinden[4], etwa der ansonsten häufige Strandflohkrebs. Durch inselhaft geschützte Bereiche kann man sowohl den bedrohten Arten wieder einen Lebensraum geben als auch Urlaubern die Möglichkeit zum Strandwandern belassen.
Was weiß man über den Müll am Strand?
Müll ist im Spülsaum noch immer nicht selten: Milchtüten, Fetzen von Plastiktüten, Quarkdosen, für Tiere heimtückische Fischernetze und Angelschnüre und vieles mehr: an den deutschen Nordseestränden wird noch immer viel Müll angespült, mehr dazu unter Strandmüll ↗
Fußnoten
- [1] Horst Janus: Das Watt. Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart. 4. Auflage. 1978. ISBN: 3-440-04585-4.
- [2] Maja Kruse & Gregor Seiffahrt: Nährstoffeinträge am Strand- Was schwimmt im Spülsaum an? In: Natur- und Umweltschutz. Zeitschrift der Naturschutz- Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e. V. Band 20 - Heft 1 2021. ISSN: 16198565.
- [3] Jennifer Timrott: ReplacePlastic - mit der Smartphone-App gemeinsam gegen die Plastikflut. In: Natur- und Umweltschutz. Zeitschrift der Naturschutz- Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e. V. Band 20 - Heft 1 2021. ISSN: 16198565.
- [4] Rainer Borcherding: "Strandinseln" zum Schutz der Spülsaumbewohner. In: Natur- und Umweltschutz. Zeitschrift der Naturschutz- Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e. V. Band 20 - Heft 1 2021. ISSN: 16198565.
- [5] In einem schematischen Querschnitt wird der Spülsaum als "Flutmarke" bezeichnet und mit der mittleren Tidehochwasserlinie (MThw) gleichgesetzt. In der Schemaskizze trennt er auch den "nassen Strand" vom "trockenen Strand". Weiter landwärts, am Fuß der sogenannten "Vordünen" ist der "Treibselwall" eingezeichnet und als "Sturmflutgrenze" bezeichnet. In: Hansjörg Streif: Das ostfriesische Küstengebiet. Nordsee, Inseln, Watten und Marschen. Sammlung Geologischer Führer 57. Verlag der Gebrüder Bornträger. Zweite, völlig neubearbeitete Auflage. 1990. ISBN: 3-443-15051-9. Dort im Kapitel "6.2.2.2.2 Vorstrand und Strand der Inseln", Seite 129.