Fatum
Schicksal
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Basiswissen
Das Fatum, Mehrzahl Fata[7][8] ist eine unpersönliche[8] Macht oder auch ein göttlicher[2][4] Weltplan, die nicht nur unabänderlich den Gang der irdischen Welt[1] mit den Menschen[3] umfassen, sondern auch die Geschickte der Götter selbst bestimmten[1][2][3] können. Das Wort Fatum bezieht sich dabei meist auf antik-römische[3][5][7] und auch griechische[3][4] Gedankenwelten. Selbst wenn der Mensch im Kleinen etwas abändern könnte, sind die Großen Züge seines Schicksals doch fest gefügt.[10] Lässt man als wirkende Macht alles gelten, was das Schicksal letzten Endes auswegslos vorher bestimmt, dann kann man auch das Weltbild der klassischen Physik, des Mechanismus oder Determinismus darunter fassen. Zu dieser physikalistischen Variante des Fatalismus siehe zum Beispiel mechanistisches Weltbild ↗
Fußnoten
- [1] 1809, Götter und Menschen: "Das Fatum, a. d. Lat. ist nach der Vorstellungsart der Alten ein unabänderliches, von Ewigkeit her bestimmtes Gesetz, nach welchem alles was in der Welt geschieht nothwendig erfolgt. Die Götter und selbst Jupiter, der Vater der Götter, waren diesem Gesetze unterworfen. Mehrere Secten unter den Philosophen, in den ältern und neuern Zeiten, haben ähnliche Grundsätze vorgetragen; man nennt sie daher Fatalisten. Die Anhänger Muhameds sind noch jetzt dieser Lehre von einem unabänderlichen Schicksale, dem Niemand entgehen könne, zugethan." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 9-10. Online: http://www.zeno.org/nid/20000750824
- [2] 1835, als furchtbare Gottheit: "Fatum. Das mächtige Geschick, eine furchtbare Gottheit, die Tochter der alten chaotischen Nacht, älter und mächtiger als alle Götter. Dem unabwendbar waltenden Schicksal waren auch die Unsterblichen unterworfen; unabänderlich waren seine Beschlüsse und seine Gebote, die Parzen, welche den Lebensfaden der Menschen in ihren Händen halten, müssen seinem Wink gehorsamen. Mit ehernem Fußtritte wandelt es über den Erdkreis, unaufhaltsam rollt die Kugel, worauf es steht, ähnlich abgebildet, wie das Glück, aber statt des Irisschleiers der Hoffnung halt es die Urne des Todes in seinen Händen. Der Glaube an ein blindwaltendes Fatum ist nicht vertilgt worden mit den alten Göttern, doch es ist in ihm, wenn auch eine täuschende Beruhigung, ein dumpfes Ergeben in das Unabänderliche, niemals Beseligung zu finden, und die Anhänger des Fatalismus werden selten die erheuchelte Ruhe bis zum Sterbebette festzuhalten im Stande sein." In: Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 81. Online: http://www.zeno.org/nid/20001729748
- [3] 1838, überwunden durch christlichen Gott: "Fatum (das) war nach dem Glauben der alten Griechen und Römer die unerforschliche, Alles überwältigende Macht des Schicksals, dem Götter und Menschen mit unvermeidlicher Nothwendigkeit unterworfen waren. Während die griech. Götter menschliche Schwächen und Leidenschaften hatten, war das Fatum mit einem heiligen, unabwendbaren Ernste bekleidet, sodaß es den Anschein hat, als läge in der Lehre vom Fatum bei jenen heidnischen Völkern die erste Ahnung des wahren, freien, selbständigen Gottes, welchen das Christenthum lehrt. Die Verklärung zur Freiheit fehlte aber dem Fatum. Je weiter daher die Erkenntniß der Freiheit des Geistes bei den Philosophen der Griechen gedieh, desto mehr verschwand die Schicksalsidee und der Mensch lernte als freies Wesen sein richtiges Verhältniß zur Gottheit erkennen. Nur die Trauerspieldichter bedienten sich noch der Vorstellung eines unabwendbaren Fatums, da nichts die geistige Kraft des Menschen erhabener herausstellt als das Andringen menschlicher Willenskraft gegen große, unüberwindliche Hindernisse. – Der Fatalismus (Glaube an ein Fatum) ist entweder ein irreligiöser oder ein religiöser, je nachdem die Nothwendigkeit, die das Vermögen der Selbstbestimmung der Handlungen aufhebt, ihren Grund in der Natur oder in Gott hat. Der erstere (wozu auch die Meinung, die des Menschen Glück und Unglück von dem Einflusse der Gestirne u.s.w. abhängig macht, gerechnet werden kann) betrachtet den Menschen als eine bloße Erscheinung der Natur und unterwirft auch seine Geistesthätigkeit den in der Natur wirkenden Gesetzen. Ist aber das geistige Leben des Menschen an die in der Sinnenwelt herrschende Nothwendigkeit gebunden, so wird auch jeder Zustand, jede Richtung seines Lebens ein Werk der Nothwendigkeit, an seinen Tugenden und Lastern hat er keinen Antheil und sein Dasein hat keine höhere Bedeutung als das der Pflanzen und Thiere. Der religiöse Fatalismus, der durch Augustin in die christliche Glaubenslehre aufgenommen und durch Luther und Calvin erneuert wurde, stützt sich auf die Nothwendigkeit der göttlichen Allwissenheit. Da sie nämlich nichts zufällig, sondern Alles nothwendig voraussetze, so sei der Mensch auch im Voraus von Gott zur Seligkeit oder zur Verdammniß bestimmt. (S. Vorherbestimmung.) Die Nothwendigkeit auf Gott bezogen, wird aber zur Freiheit des Geistes, von der auch der Menschengeist seinen Ursprung ableitet, und die Vorstellung des Fatums geht so über in die einer allmächtig waltenden, weisen Vorsehung, welche der Wille Gottes ist. Gegen solche Nothwendigkeit ewiger Weisheit ist die der Natur, sobald sie nicht auch als Äußerung göttlicher Weisheit betrachtet wird, eine blinde. Der türk. Fatalismus behauptet neben der Nothwendigkeit einer göttlichen Vorherbestimmung, was freilich unbegreiflich ist, die Freiheit des Willens und äußert seinen verderblichen Einfluß auf das Leben seiner Bekenner am meisten dadurch, daß man sich Übeln, die in dem Zusammenwirken natürlicher Ursachen ihren Grund haben, wie Pest und Feuersbrunst, nicht entzieht und sich gegen sie verwahrt, weil Gott sie gewollt. Läßt auch diese Art des Fatalismus die Religion und den Glauben an die persönliche Fortdauer nach dem Tode unangetastet, so beugt sie doch den Menschen nieder und raubt ihm die Glückseligkeit, die ihm seine eigne Tugend gewähren soll." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 14-15. Online: http://www.zeno.org/nid/20000826324
- [4] 1854, göttlicher Weltplan: "Fatum, lat., das Schicksal, Geschick, Verhängniß. Im christl. Sinne, namentlich in dem des hl. Augustin u. Thomas von Aquin, ist F. die Nothwendigkeit, womit der göttliche Weltplan trotz allem Mißbrauche der menschl. Freiheit durchgeführt wird. Gemeiniglich jedoch versteht man unter F. die äußerl. absolute Nothwendigkeit, wodurch alle Weltbegebenheiten, Handlungen und Schicksale des Menschen von vornherein unabänderlich bestimmt sein sollen. Der Fatalismus wurde um so mehr herrschend, je mehr die wahre Gottesidee allmälig entstellt und das Wesen des Menschen verkannt wurde; er macht Gott zum Tyrannen oder zum unbegreifl. blinden Naturgesetze und den Menschen zu einer Maschine, deren wahrstes Gefühl das ihres Nichts und ihres Unglückes ist. Bei Homer erscheint das F. noch mit Eigenschaften einer Person, der selbst der Vater der Götter und Menschen, Zeus, unterworfen ist; in der griech. Tragödie als schonungsloses Verhängniß oder Schicksalsidee, welche die Tugend nicht belohnt sondern untergehen läßt; in morgenländ. Religionen als die Macht, welche den Sternenhimmel als Schicksalsbuch schuf, in welchem man zu lesen aber nichts abzuändern vermag. Die Unterschiede von astralischem, physikalischem, sittlichem, theistischem u.s.f. Fatalismus sind unwesentlich, weil Ursprung und Folgen: vorherrschend pantheistische Weltanschauung u. Vernichtung der menschl. Freiheit, überall dieselben bleiben. Weder Platon noch Aristoteles oder die Stoiker wußten die »fatalem vim et necessitatem rerum futurarum« mit Freiheit, Zufall u.s.f. zu vereinbaren, das F. hing wie ein beständiges Gewitter immer trostloser über der alten Welt, bis das Christenthum den Himmel wie der öffnete. In der nachchristl. Zeit spielt das F. vor allem im Mohammedanismus, in der Kirchengeschichte durch den gall. Priester Lucidus im 5., den Mönch Gottschalk im 9., dann durch Luther, Zwingli und vor allem durch Calvin und Beza, in der Philosophie durch Spinoza, Hobbes, Bayle, die frz. Encyklopädisten und Hegel eine entscheidende Rolle." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 670. Online: http://www.zeno.org/nid/2000333113X
- [5] 1874: " Fatum (Röm. M.), das Schicksal, eigentlich das Gesprochene, d.h. der göttliche Ausspruch und Beschluss." In: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 201. Online: http://www.zeno.org/nid/2001148117X
- [7] 1906, bei den Römern: Fatum (lat., »Spruch«), bei den Römern der von der Gottheit ausgesprochene Wille, das unwiderrufliche Geschick, dann auch soviel wie Verhängnis, Tod. Die Mehrzahl Fata bezeichnet die Schicksalsgottheiten (Parzen), welche die Lebenslose der Menschen bei ihrer Geburt niederschreiben, daher auch Fata Scribunda genannt. Auch ein Fatus und eine Fata sowie in der Mehrzahl Fati und Fatae waren Gegenstand des Volksglaubens. Aus letztern gingen die Feen hervor." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 351. Online: http://www.zeno.org/nid/20006592678
- [8] 1911: "Fātum (lat., Mehrzahl Fata), Schicksal, Verhängnis, die geheimnisvolle Macht des Geschicks, die unvermeidliche Vorherbestimmtheit aller Ereignisse." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 561. Online: http://www.zeno.org/nid/20001099191
- [9] 1999: Der Fatalismus ist die "Erfahrung des Ausgeliefertseins an das Fatum, d. h. an eine unpersönliche, geistige, die Welt des Mesnchen umfassende und bestimmte Macht. Es wird keine Selbstbestimmung wahrgenommen, das Fatum bzw. Schicksal ist unbeeinflussbar." In: der Artikel "Fatalismus". Metzler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X.
- [10] Filmisch eindrucksvoll dargestellt ist die Idee von einem Fatum in der Verfilmung von H. G. Wells Roman "Die Zeitmaschine" aus dem Jahr 2002. Ein zerstreuter junger Professor trifft sich mit seiner Verlobten in einem Park, um ihr dort einen Heiratsantrag zu machen. Dort werden die beiden Gegenstand eines Raubüberfalls, den die Verlobte, Emma nicht überlebt. Mit einer selbst gebauten Zeitmaschine reist der Professur nun mehrmals in die Vergangenheit, um den Vorfall abzuändern, sodass Emma am Ende überlebt. Doch jedes Mal denkt sich das Schicksal, das Fatum, eine andere Variante der Geschichte aus, die auf kreative Weise immer mit dem Tod Emmas endet.