Brechung (Physik)
z. B. Licht
Basiswissen
Strahlen oder Wellen können beim Durchtritt durch eine Grenze zwischen zwei Medien, z. B. von Luft in Wasser, ihre Richtung ändern[1]. Dieses Phänomen nennt man Brechung[2] oder auch Refraktion[8]. Diese Brechung tritt auch bei Wasserwellen auf[10]. Das wird hier kurz vorgestellt.
Die Brechung von Licht
Ohne den Einfluß von äußerer Materie breitet sich Licht wie auf einer geraden Linie aus. In durchsichtigen Stoffen wird Licht aber langsamer[11]. Beim Wechsel von einem zu einem anderen Stoff kann Licht also seine Geschwindigkeit ändern. Oft ändert es dabei auch seine "Flugrichtung". Wie stark und in welche Richtung das Licht seine Richtung ändert, sich als bricht, berechnet man über das Snelliussche Gesetz[12]. Den gesamten Effekt bezeichnet man auch als Lichtbrechung ↗
Die Brechung von Wasserwellen
So wie Licht seine Richtung ändern kann, wenn es zwischen zwei optisch unterschiedlich dichten Medien wechselt, so können ganz ähnlich Wasserwellen ihre Richtung ändern, wenn sie zwischen flachen und tieferen Bereichen wechseln. Eine Welle schwenkt dabei immer hin zum flacheren Uferbereich. Das lässt sich sehr gut an flachen Küstenstreifen, etwa der Nordseeküste, beobachten.
Wellen werden langsamer, wenn sie in flacherere Bereich von Wasser kommen. Dadurch ändern sie in Übereinstimmung mit dem Huygensschen Prinzip[14] auch ihre Richtung.[15]
Das Phänomen dafür hängt damit zusammen, dass Wellen dort, wo das Wasser weniger tief ist, langsamer werden. Damit kann man auch erklären, dass selbst bei kleineren Inseln die Wellen in Nähe des Ufers stets in Richtung Strand zu laufen scheinen, und zwar auch dann, wenn die Wellen auf dem offenen Meer eine ganz andere Richtung haben.
Ein gutes Gedankenmodell: Tretboot, Panzer und eingehakte Menschen
Man stelle sich vor, man sitze in einem kleinen Tretboot und bewege sich durch Wasser. Nun wird das Wasser auf der rechten Seite aus irgendeinem Grund sehr viel zäher, das heißt klebriger. es könnte dort zum Beispiel etwas sumpfig sein oder es wachsen dort viele Pflanzen. Es erscheint logisch, dass das Boot auf dieser Seite abgremst wird, und zwar mehr als vom normalen Wasser auf der linken Seite des Bootes. Entsprechend würde sich das Boot hin zu dieser Seite mit dem zäheren Wasser bewegen. Andere Metaphern verwenden mit demselben Ergebnis Panzer, deren Ketten auf einer Seite durch schweren Schlamm und auf der anderen auf festem Boden laufen. Ebenfalls gut vorstellbar sind 10 Menschen die nebeinander und fest untereinander verhakt über die Arme marschieren. Geraten die rechten dieser Menschen plötzlich in schlammigen Grund werden sie sofort langsamer. Die linken Personen laufen aber noch weiter auf festem Grund und behalten ihre alte Geschwindigkeit bei. Dann wird diese Menschenwand von links nach rechts hin zum Schlamm einschwenken. Solche Denkbilder [] nennt man auch Metapher ↗
Etwas anderes: das Wellenbrechen
Von einer Brechung der Welle als Änderung ihrer Richtung unterscheidet man bei Wasserwellen das Brechen dieser Welle. Das Brechen bezeichnet das Aufbäumen und den anschließenden Zusammensturz einer Welle. Auch dieses Phänomen hat etwas damit zu tun, dass Wellen in flachem Wasser langsamer werden, kann aber auch auftreten, ohne dass die Welle dabei ihre Richtung ändert. Siehe dazu auch Wellenbrechen ↗
Fußnoten
- [1] 1730, Isaac Newton defniniert die Brechung von Licht: "Refrangibility of the Rays of Light, is their Disposition to be refracted or turned out of their Way in passing out of one transparent Body or Medium into another. And a greater or less Refrangibility of Rays, is their Disposition to be turned more or less out of their Way in like Incidences on the same Medium. Mathematicians usually consider the Rays of Light to be Lines reaching from the luminous Body to the Body illuminated, and the refraction of those Rays to be the bending or breaking of those lines in their passing out of one Medium into another. And thus may Rays and Refractions be considered, if Light be propagated in an instant. But by an Argument taken from the Æquations of the times of the Eclipses of Jupiter's Satellites, it seems that Light is propagated in time, spending in its passage from the Sun to us about seven Minutes of time: And therefore I have chosen to define Rays and Refractions in such general terms as may agree to Light in both cases." In: Isaac Newton: OPTICKS: OR, A TREATISE OF THE Reflections, Refractions, Inflections and colours OF LIGHT. The_ FOURTH EDITION, corrected. By Sir ISAAC NEWTON, Knt. LONDON: Printed for WILLIAM INNYS at the West-End of St. Paul's. MDCCXXX (1730).
- [2] 1837, Brechung von Strahlen: "Strahlenbrechung, Brechung des Lichtes oder Refraction nennt man die Erscheinung, daß ein Lichtstrahl, welcher aus einem durchsichtigen Körper (Mittel) in einen andern übergeht, bei diesem Übergange in den meisten Fällen seine frühere Richtung verändert. Dabei kommt es namentlich auf die Dichtigkeit der Mittel an und auf die Richtung, in welcher der Strahl auf die Oberfläche des Mittels, in welches er dringt, gerichtet ist. Fällt nämlich der Strahl senkrecht auf die Oberfläche des zweiten Mittels ein, so erleidet er in diesem gar keine Brechung." Der Artikel "Strahlenbrechung" geht dann noch sehr ausführlich spezielle Phänomen ein. In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 312. Online: http://www.zeno.org/nid/20000867217
- [3] 1854, Brechung von Lichtstrahlen: "Brechung der Lichtstrahlen, s. Licht." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 657. Online: http://www.zeno.org/nid/20003246329
- [4] 1857, verschiedene Bedeutungen, auch von Lichtstrahlen: "Brechung, 1) (Kriegsw.), so v.w. Brisure 1). 2) B. der Bewegung, die Ablenkung eines Körpers aus seiner Richtung, wenn er durch einen andern undurchdringlichen Körper Widerstand findet (wie bei einer gegen die Wand geworfenen Kugel, s. Stoß); od. wenn er (wie z. V. eine abgeschossene Flintenkugel) aus einem Medium (wie Luft) in ein anderes (wie Wasser) kommt. Fällt der Körper dann nicht senkrecht, sondern schief auf, so geht er in einer von seiner anfänglichen abweichenden Richtung weiter. Die Größe dieser Ablenkung von der vorigen Richtung hängt von Geschwindigkeit, Gestalt u. Masse des festen Körpers ab. 3) B. des Lichts, die Ablenkung eines Lichtstrahls von seiner Richtung beim Übertritt in ein anderes Mittel. Errichtet man aus dem Punkte der Grenzfläche beider Mittel, wo die Brechung erfolgt, eine Senkrechte zu dieser Fläche, so ist der Winkel, welchen der gebrochene Strahlenantheil mit den Senkrechten einschließt, der Brechungswinkel u. die durch diesen Winkel bestimmte Ebene die Brechungsebene, in ihr liegt auch der ursprüngliche Strahl vor der Brechung. Der Punkt, wo der Strahl seine Richtung verändert, ist der Brechungspunkt." Und so weiter. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 255. Online: http://www.zeno.org/nid/20009583211
- [5] 1904, Refraktion als Synonym: "Brechung (Refraktion) des Lichtes, s. Licht." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 254. Online: http://www.zeno.org/nid/20005980437
- [6] 1905, auch Teilchen: "Brechung (Refraktion), die Richtungsänderung, welche Lichtstrahlen, dunkle Wärmestrahlen, chemische und elektrische Strahlen beim Übergang aus einem durchsichtigen Mittel in ein andres erleiden. Fällt z. B. ein Lichtstrahl [...] aus der Luft schräg auf eine ruhige Wasseroberfläche, so wird er daselbst z. T. zurückgeworfen; zum größern Teil aber dringt er in das Wasser ein und geht auch als geradliniger Lichtstrahl weiter, aber in einer andern, weniger schrägen Richtung" Und sehr ausführlich noch weiter. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 366-368. Online: http://www.zeno.org/nid/20006365280
- [7] 1911, auch nach Snellius: "Brechung der Lichtstrahlen, Refraktion, die Ablenkung der Lichtstrahlen von ihrer anfänglichen Richtung bei ihrem Übergang aus einem durchsichtigen Stoff (Mittel, Medium) in einen andern. Der Holländer Snellius fand (1621) das Brechungsgesetz, dass der Sinus des Einfalls- zum Sinus des Brechungswinkels bei zwei bestimmten Stoffen immer in demselben Verhältnis (Brechungsexponent) steht. Dabei versteht man unter Einfallswinkel den Winkel α [Abb. 266], den der einfallende Strahl mit dem auf die Trennungsebene der Medien gefällten Lote bildet, unter Brechungswinkel den Winkel β, den der gebrochene Strahl mit diesem Lote bildet. Die Lehre von der B. heißt Dioptrik. (S. auch Doppelbrechung und Spezifisches Brechungsvermögen.)" In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 261-262. Online: http://www.zeno.org/nid/20000980676
- [8] 2000, Brechung nur für Wellen: "Brechung, Refraktion, die Änderung der Ausbreitungsrichtung einer Welle beim Übergang von einem Medium in ein zweites, in dem die Welle eine andere Ausbreitungsgeschwindigkeit besitzt. Dabei findet im Normalfall auch eine Reflexion eines Teils der Welle statt. Nur bei zur Grenzfläche senkrechtem Übergang erfährt die Welle keine Änderung der Ausbreitungsrichtung [...] Die Brechung läßt sich recht einfach anhand des Huygensschen Prinzips verstehen." In: Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 18. Januar 2024. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/brechung/1954
- [9] 2022, das Metzler Lehrbuch Physik definiert indirekt Brechung als eine Vorgang, den den Übergang des Lichts von einem Medium in ein anderes verlangt. Zum "Brechungsgesetz" schreibt das Buch: "Das Verhältnis vom Sinus des Winfallswinkels α zum Sinus des Brechungswinkels β ist nur abhängig von den beiden Meidien, zwischen denen der Übergang stattfindet, und unabhängig vom einfalls- und Brechungswinkel". Das Brechungsgesetz lautet dann: sin(α) durch sin(β) = n₂/n₁. In: Metzler Physik. 5. Auflage. 592 Seiten. Westermann Verlag. 2022. ISBN: 978-3-14-100100-6. Dort die Seite 308 im Kapitel 7.3.5 Modellvorstellungen von Licht.
- [10] J. Grehn: Wellen und Licht. In: PSSC Physik. Vieweg+Teubner Verlag. 1968. Dort zum Beispiel die Abbildungen 7.16 und 7.17. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83538-3_7.
- [11] Der Effekt ist sehr stark: im Vakuum kommt Licht in jeder Sekunde rund 300 tausend Kilometer voran. In Diamant sinkt diese Lichtgeschwindigkeit um mehr als die Hälfte auf dann nur noch etwa 125 tausend Kilometer in jeder Sekunde. Siehe mehr dazu unter Lichtgeschwindigkeiten ↗
- [12] Das Snelliussche Gesetz aus dem Jahr 1621 gibt eine Formel an, wie man für einen gedachten Lichtstrahl oder eine gedachte Lichtwelle berechnen kann, wohin und wie stark sich die Richtung ändert. Eine typische Schreibweise des Gesetzes ist n₁ · sinus(d₁) = n₂ · sinus(d₂). Siehe dazu unter Snelliussches Gesetz ↗
- [13] Ein Buch mit sehr gut ausgewählten Denkbildern zur Physik ist: Walter R. Fuchs: Titel: Moderne Physik. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching. Erstauflage 1965 oder früher. Siehe auch Moderne Physik ↗
- [14] Dem Niederländer Christiaan Huygens zufolge kann man die Fortpflanzung dadurch verstehen, dass jeder Punkt einer Wellenfront selbst wiederum Ausgangspunkt einer neuen Kreiswelle ist. Wendet man dieses Prinzip auf die Änderung der Geschwindigkeit c einer Fortpflanzung von Wellen in einem Medium, so folgt daraus die Änderung der Richtung der Wellenfront. Siehe auch Huygenssches Prinzip ↗
- [15] Das Video zur Brechung von Wasserwellen im flachen Uferbereich des Wattenmeers entstand im Juli 2024 auf der Nordseeinsel Wangerooge. Es ist näher beschrieben auf: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3e/Strandwellenbrechung_(Quellerwiese).webm