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Antinomien


Beispiele


Basiswissen


Der Barbier von Sevilla rasiert jeden Mann, der sich nicht selbst rasiert: daraus kann man ableiten, dass er a) sich selbst nicht rasiert und b) dass er sich dann selbst rasieren muss, und es auch tut: als Antinomie bezeichnet man zwei Aussagen, die beide gut begründet oder logisch konsistent mit größeren akzeptierten Theorien sind, sich aber gleichzeitig widersprechen. Das ist hier kurz erläutert.

Antinomien nach Kant


Es gibt Fragen, die der Mensch sich unweigerlich stellt, die er aber aus eigener Kraft nicht befriedigend beantworten kann. Der Philosoph Immanuel Kant schrieb dazu kurz und klar: „Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“[1] Kant formulierte seine Antinomien als These und Antithese. Für beide schlug er dann Beweise vor, was letztendlich zu einer Unentscheidbarkeit führt. Die vier Antinomien nach Kant sind:

I Endlichkeit/Unendlichkeit


„Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen.“ Und als Antithese: „Die Welt hat keinen Anfang, und keine Grenzen im Raume, sondern ist, sowohl in Ansehung der Zeit, als des Raumes, unendlich.“ Siehe auch unendlich ↗

II Atomismus/Holismus


„Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts als das Einfache, oder das, was aus diesem zusammengesetzt ist.“ Und als Antithese: „Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts Einfaches in derselben.“ Siehe auch Atomon ↗

III Kausalität/Freiheit


„Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung derselben anzunehmen notwendig.“ Und als Antithese: „Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.“ Siehe auch Kausalität ↗

IV Schöpferwesen/Atheismus


„Zu der Welt gehört etwas, das, entweder als ihr Teil, oder ihre Ursache, ein schlechthin notwendiges Wesen ist.“ Und als Antithese: „Es existiert überall kein schlechthin notwendiges Wesen, weder in der Welt, noch außer der Welt, als ihre Ursache.“ Siehe auch Gott ↗

Fußnoten