Kosmologische Antithetik
Philosophie
Basiswissen
Der Weltraum kann nicht gleichzeitig endlich und uendlich sein, er kann nicht gleichzeitig geteilt sein oder ein Ganzes, es kann in ihm nicht gleichzeitig Freiheit von Kausalität und strikte Kausalität geben: der Philosoph Immanuel Kant (1724 bis 1804) lotete immer wieder die Grenzen menschlicher Erkenntnis aus. Die Fußnoten behandeln mit einigen älteren Einträgen aus Lexika die kosmologischen Gedanken von Kant.
Fußnoten
- [1] Indem man sich auch bemühte, über den nicht durch Beobachtung, sondern mathematischen Calcül zu erkennenden Zusammenhang, aus bloßer Speculation der Vernunft, Einsicht zu erhalten, wurde sie als Theil der Metaphysik in den philosophischen Schulen, wiewohl fruchtlos, bearbeitet, indem die hier bes. zur Sprache kommenden Kosmologischen Probleme für unser Erkenntnißvermögen ungelöst bleiben u. blos der Phantasie als denkbare Möglichkeiten Stoff darbieten, od. auch, wie sie gewöhnlich gestellt werden, für die philosophische Forschung keinen Sinn haben. Kant stellte insbesondere als Kosmologische Antithetik den Widerstreit auf, in welchen die speculative Vernunft sich verwickelt, wenn sie sich an Lösung jener Probleme wagt u. mittelst der Kategorien Kosmologische Ideen aufzustellen sich beigehen läßt. Es lassen sich hiernach folgende vier Thesen u. Antithesen mit eben so viel Gründen vertheidigen als bestreiten; die Welt hat in der Zeit einen Anfang u. deren Raum eine Grenze; die Welt ist anfangslos der Zeit nach u. grenzenlos im Raume; die Theile eines in seinen Grenzen gegebenen Ganzen endigen mit dem Einfachen; in der Welt ist Alles zusammengesetzt; unter den Ursachen gibt es wenigstens Eine, die absolute Selbstthätigkeit, d.i. Freiheit hat, jede Ursache ist bedingt; hinsichtlich des Daseins veränderlicher Dinge gibt es eine unbedingte Nothwendigkeit der Erscheinungen, Naturnothwendigkeit; jedes Dasein ist zufällig Die Kosmosŏphie will endlich durch Hülfe der Mystik od. innern Beschauung, od. auch durch die Gunst überirdischer Mächte vermeinte Aufschlüsse zur Kenntniß des innern Zusammenhanges des großen Weltganzen erlangen; vgl. Welt." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 740-741. Online: http://www.zeno.org/nid/20010269142
- [2] In einem Lexikon aus dem jahr 1907: "Kosmologische Antithetik nennt Kant die Darstellung des Widerstreits (der Antinomie), in welchen sich die spekulative Vernunft verwickle, wenn sie die kosmologische Idee nach den vier Gesichtspunkten der Quantität, Qualität, Relation und Modalität entwickelt und daraus die vier kosmologischen Probleme ableitet: ob die Welt dem Räume nach endlich oder unendlich sei, ob es in der Welt etwas Einfaches gebe oder ob alles zusammengesetzt sei, ob es in der Welt auch freie oder bloß Naturwesen gebe, und ob die Welt ihrem Dasein nach selbst zufällig oder notwendig sei. (Krit d. rein. Vern., S. 405-567.) Vgl. Antinomie. Kant löst den Widerstreit der Vernunft durch den Gedanken der Idealität von Raum und Zeit." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 312-313. Online: http://www.zeno.org/nid/20003585042