Solaris-Welten
Belebte Himmelskörper
Basiswissen
Solaris-Welten ist ein Sammelbegriff für verschiedene Zukunftsszenarien oder generell auch kosmische Szenarien, bei denen Himmelskörper wie Planeten, Gasnebel, Sonnen oder ganze Galaxien lebende Wesen sind. Einige solche fiktiven Welten sind hier kurz aufgelistet.
Solaris-Welten als lebende Himmelskörper
- Ein lebender Planet liest menschliche Gedanken aus Solaris ↗
- Die Erde als funktionales Lebewesen (ohne Psyche) Gaia-Theorie ↗
- Planetare Nebel als empfindsame Lebewesen Nebula Maker ↗
- Sterne als lebende Wesen? Ist das messbar? Gregory Matloff ↗
- Eine lebende Erdrinde wird angebohrt als die Erde schrie ↗
Solaris-Welten als Zukunftsszenarien
- Der Mensch verschmilzt mit seiner Technologie zu Überwesen Metaman-Welten ↗
- Das spezifisch menschliche ist und bleibt Endpunkt der Evolution Star-Trek-Welten ↗
- Der Mensch ist Teil einer sich vergeistigenden Weltmaterie Chardin-Welten ↗
- Für eine große Übersicht siehe auch Futurologisches Tableau ↗
Drei Varianten hin zu einer Solaris-Welt
Rein theoretisch sind mindestens drei Wege denkbar, die zu einer Solaris-Welt führen könnten. Zum ersten ist es denkbar, dass eine Art nicht-biologischer aber dennoch möglicherweise darwinistischer Evolution innerhalb von Himmelskörpern abläuft. Der englische Philosoph Olaf Stapledon hat einen solchen Prozess an beseelten Sternen dargestellt. Bei den Sternen sind die inneren Gas- und Plasmaströme die materiellen Träger der Evolution. Dass Flüssigkeiten Träger von Rechen- und damit alogrithmischen Denkoperationen sein können, wurde mehrfach am Beispiel flüssiger Computer gezeigt[3], was dem Szenario einer nicht-biologischen Evolution eine gewisse Plausiblität verleiht. Zum zweiten sollte das Konzept einer metaphysischen Beseelung im klassisch theologischen Sinn nicht übersehen werden. Zum dritten ist es denkbar, dass auf Himmelskörpern zunächst eine biologische Evolution beginnt, vielleicht ausgelöst durch Panspermie oder klassische Abiogenese. Die biologischen Lebensformen entwickeln dann eine Technologie, die letztendlich von der gesamten Materie des Himmelskörpers Besitz ergreift und diesen in ein lebendes Wesen umwandelt.
Fußnoten
- [1] Stanislaw Lem: Solaris. 1961.
- [2] Olaf Stapledon: Nebula Maker. Geschrieben um 1932/1933. Erstausgabe im Jahr 1976.
- [3] Adamatzky Andrew 2019A brief history of liquid computers. In: Phil. Trans. R. Soc. B3742018037220180372. http://doi.org/10.1098/rstb.2018.0372
- [4] Karl Freiher du Prel: Der Kampf ums Dasein am Himmel: Die Darwin'sche Formel nachgewiesen in der Mechanik der Sternenwelt von Karl Freiherr du Prel. Denicke's Verlag. Berlin. 1874. 110 Seiten. Auf Seite 9 wird der Darwinismus auch auf den Himmel übertragen: "Die Biologie in ihrer neueren Gestalt, für welche Darwins Untersuchungen grundlegend geworden sind, zeigt uns, daß wir alle Anpassung der Organismen an ihre respektiven Lebensverhältnisse, alle Zweckmäßigkeit in der leiblichen Verfassung der Individuen als das natürliche Resultat langer Entwicklungszustände zu erachten haben, daß aber keine Entwicklung ohne die Inkonvenienz begleitender Kämpfe auftritt. Daß aber dieses Gesetz keineswegs auf die biologischen Veränderungen beschränkt sei, sondern vielmehr in modifizierter Form nach Maßgabe der Verschiedenheit der von den Spezialwissenschaften behandelten Objekte auf alle übertragen werden kann, möchte schon daraus erhellen, daß alle Zeige der empirischen Forschung dem Erklärungsprinzip der Entwicklung zutreiben. Wenn wir nun in Bewunderung der zweckmäßigen Anordnung der Gestirne auch an sie den gleichen Maßstab legen und nach Analogien suchen wollen zwischen den biologischen und den kosmischen Vorgängen, so erscheint das bei der totalen Verschiedenheit der Objekte vorerst allerdings unthunlich; wir werden aber gleichwohl sehen, daß in allgemeiner Hinsicht sehr mekrwürdige Analogien vorhanden sind, und dies erfüllt uns mit dem Vertrauen, daß auch für die Astronomie etwas Ähnliches geleistet werden kann, wie es durch Darwin für die Biologie geleistet ist." Auf Seite 95 geht du Prel von einem Bewusstsein der evolvierten Himmelskörper aus: "Und wenn wir in diesen Specialentwicklungen überhaupt eine Absicht walten sehen wollten, so könnte dieselbe nur darin liegen, daß mit Hülfe jenes Kampfes um's Dasein auf den Sternen eine hochgesteigerte Stufe des Bewußtseins erzielt werde, mit welcher das Gestirn seine Aufgabe erfüllt hätte und abtreten müßte , um anderen Plaß zu machen."
- [5] Dass auch nicht-biologische Systeme (stars, minerals, atmospheres) evoluieren, wird betrachtet von: Michael L. Wong, Carol E. Cleland, Daniel Arend Jr., Robert M. Hazen: On the roles of function and selection in evolving systems. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS). 2023. 120 (43) e2310223120. Online: https://doi.org/10.1073/pnas.2310223120