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Anthropismus


Philosophie


Basiswissen


Als Anthropismus bezeichnet man eine Lehre, die dem Menschen eine (privilegierte) Sonderstellung in der Natur, das heißt dem Universum zuschreibt oder die ihn als Endziel der Schöpfung betrachtet. Der Begriff wurde ursprünglich in einem abwertenden Sinn benutzt und von dem deutschen Biologen Ernst Häckel geprägt[2].

Kurzzusammenfassung der anthropischen Position


Der Kosmos wurde geschaffen zum Wohle der Menschen: Positionen mit dieser Grundannahme kann man als anthropisch bezeichnen. Christliche, jüdische und islamische Glaubensrichtungen sehen das irdische Sein vor allem als eine Vorstufe für ein nachfolgendes Ewiges Leben. Die Welt ist damit zu dem Zweck geschaffen, dass der Mensch sich in ihr bewähren kann. Die Position lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Siehe auch Vennland-Vortrag 2022 Anthropismus ↗

Die Originaldefinition von Anthropismus nach Ernst Häckel


“Unter diesem Begriffe [Antropismus] verstehe ich »jenen mächtigen und weit verbreiteten Komplex von irrtümlichen Vorstellungen, welcher den menschlichen Organismus in Gegensatz zu der ganzen übrigen Natur stellt, ihn als vorbedachtes Endziel der organischen Schöpfung und als ein prinzipiell von dieser verschiedenes, gottähnliches Wesen auffaßt."[2]. Häckel zufolge kann man den anthropischen Irrtum weiter ausdifferenzieren in drei fundamentale und irrtümliche Dogmen.

1. Das anthropozentrische Dogma


“Das anthropozentrische Dogma gipfelt in der Vorstellung, daß der Mensch der vorbedachte Mittelpunkt und Endzweck alles Erdenlebens [...] oder der ganzen Welt sei”. Siehe auch Anthropozentrismus ↗

2. Das anthropomorphische Dogma


“Das anthropomorphische Dogma [...] vergleicht die Weltschöpfung und Weltregierung Gottes mit den Kunstschöpfungen eines sinnreichen Technikers und mit der Staatsregierung eines weisen Herrschers. »Gott der Herr« als Schöpfer, Erhalter und Regierer der Welt wird dabei in seinem Denken und Handeln durchaus menschenähnlich vorgestellt. Daraus folgt dann wieder umgekehrt, daß der Mensch gottähnlich ist.” Siehe auch Anthropomorphismus ↗

3. Das anthropolatrische Dogma


“Das anthropolatrische Dogma ergibt sich aus dieser Vergleichung der menschlichen und göttlichen Seelentätigkeit von selbst; es führt zu der göttlichen Verehrung des menschlichen Organismus, zum »anthropistischen Größenwahn«. Daraus folgt wieder der hochgeschätzte »Glaube an die persönliche Unsterblichkeit der Seele«, sowie das dualistische Dogma von der Doppelnatur des Menschen, dessen »unsterbliche Seele« den sterblichen Körper nur zeitweise bewohnt.” Siehe auch Anthropolatrie ↗

Fußnoten