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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Vogelzug

Ornithologie

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Definition


Als Vogelzug bezeichnet man jährlich wiederkehrende, vorhersehbare Muster von Pendelbewegungen, zwischen denen Vögel ihre Aufenthaltsräume wechseln.[1]

Non-stop Flüge


  • Zugvögel fliegen oft non-stop in Etappen von etwa 3 bis 5 Tagen.[1, Seite 17]
  • Dabei legen sie im Durschnitt über mehrere Arten oft 4000 bis 5000 Kilometer zurück.[1, Seite 17]
  • Ihre durchschnittliche Geschwindigkeit beträgt dabei oft bis zu 70 km/h.[1, Seite 17]

Zum Beispiel der Knutt


Der Knutt ist ein kleiner Zugvogel, den man fast weltweit (Pazifik, Atlantik) antrifft. Ein Zugstrecke führt dabei vom Wattenmeer der Nordsee, wo die Vögel überwintern, bis zu Ellesmere Island in Kanada, auf einer Höhe mit dem Norden von Grönland. Mit einem Satellitensender konnte man den Weg eines einzelnen Vogels, Paula genannt[1, Seite 46], erfassen:

  • 17. Mai: Start im niederländischen Wattenmeer.
  • 18. Mai: Ankunft auf Island, Rast bis Anfang Juni
  • Anfang Juni: Weiterflug nach Ellesmere Island in insgesamt 4 Tagen
  • Mitte Juli: Rückflug von Ellesmere Island zur Boschplaat auf Terschelling
  • Der Rückflug (4000 Kilometer) erfolgte non-stop in 60 Stunden, quer über die Mitte von Grönland

Zum Beispiel eine Pfuhlschnepfe


Eine Pfuhlschnepfe, ebenfalls ausgestattet mit einem kleinen Satellitensender, flog in rund 10 Tagen non-stop 11 tausend Kilometer von Alaska über den offenen Pazifik bis nach Neuseeland. Auf dem Rückweg flog sie über die Küste in China. So legte der Vogel in einem Jahr eine Strecke von gut 30 tausend Kilometern zurück.[1, Seite 47]

Der Streckenrekord: die Küstenseeschwalbe


Der Rekordhalter ist die Küstenseeschwalbe. Sie fliegt vom Wattenmeer der Nordsee, zum Beispiel von der Mündung der Ems oder im Banter See von Wilhelmshaven, wo z. B. sie brütet, entlang der Küsten Afrikas (in Tagesetappen von 400 bis 800 km) über den Indischen Ozean, zwischen Australien und Tasmanien hindurch an der Südspitze Neuseelands vorbei in den Osten der Antarktis, nach Wilkesland. In der Antarktis fliegen sie an deren Küste westwärts und treten dann den Rückflug über den offenen Atlantik nach Norden an. Während des nördlichen Winters sind die Tiere in der Antarktis, während des nördlichen Sommers in der Nordsee oder auch im Nordpolarmeer um Grönland. Der Grund ist das Nahrungsverhalten der Küstenseeschwalbe: sie frisst Krill, kleine Krebstiere in den polaren Gewässern. Um ihn zu finden, muss es hell sein. Durch ihren jährlichen Vogelzug hält sich die Küstenseeschwalbe also langen Zeiten im Hellen auf und kann so jagen. Küstenseeschwalben werden bis zu 30 Jahre alt und legen so in einem Leben bis zu 2,7 Millionen Kilometer zurück.

Fußnoten


  • [1] Als Vogelzug bezeichnet man "die regelmäßigen Wanderungen von Vögeln zwischen unterschiedlichen Aufenthaltsgebieten im Laufe eines Jahres". Dabei ist der Vogelzug "immer zyklisch, d. h. er ist im Jahreslauf eingetaktet, und er ist vorhersehbar, d. h. wir erkennen wiederkehrende Muster von Brut-, Wander-, Rast- und Winteraufenthaltsräumen, zwischen denen die Vögeln pendeln." In: Peter Südbeck, Franz Bairlein, Reno Lottmann (Herausgeber): Zugvögel im Wattenmeer. Faszination und Verantwortung. Brune-Mettcker Druck- und Verlags-GmbH. Wilhelmshaven, Wittmund. 2018. Dort das Kapitel 1 "Aufschlag", verfasst von Peter Südbeck und Franz Bairlein. Seite 11. Mehr dazu unter Vogelschwarm ↗