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Robert Grosseteste


Scholastiker


Basiswissen


Robert Grosseteste (1170 bis 1253) war ein englischer Geistlicher und Scholastiker. Außer mit religiösen Themen beschäftigte er sich intenstiv mit Optik, Klima und Bewegungung. Er verband Naturbeobachtung mit geometrischen Überlegungen. Das ist hier kurz vorgestellt.

Die Optik von Grosseteste


Die optischen Studien Grosstestes profitierten sehr von den Schriften islamischer Wissenschaftler, die infolge der Kreuzzüge in Westeuropa langsam bekannt wurden sowie dem Studien antiker Denker, allen voran Aristoteles. Zu seiner Zeit waren Linsen bekannte, beobachtet wurde bereits die vergrößernde und verkleinernde Wirkung dieser Gläser. Grosses Interesse weckte auch das Phänomen des Regenbogens. Grosseteste schlug eine experimentelle Überprüfung von Vermutungen vor[2, Seite 633] und deutete damit bereits früh die Methode des Empirismus an, also einer Überprüfung von Theorien an der Naturbeobachtung. Die optischen Arbeiten Grossetestes wurden fortgesetzt von seinem Schüler Roger Bacon ↗

Das zentrale Interesse ist: Gott


Während moderne Naturwissenschaftler in ihrer Tätigkeit entweder einen praktischen Nutzen sehen (Technik, Medizin, Militär) oder einen Sinn in sich (Neugier, Faszination, Philosophie), standen für Denker des Mittelalters oft religiöse Fragen im Mittelpunkt. So heißt es von Grosseteste, dass er die Welt der Physik, das heißt alles Irdische, als korrupt (sündeanfällig, fehlerhaft) empfand. Die Mathematik vermittelte zwischen dieser unperfekten Welt des Diesseits und der unvergänglichen, perfekten Welt Gottes[2, Seite 634]. Die geistige Strömung, die christliche Theologie mit Logik und Vernunft zu einer in sich stimmtigen Weltsicht zu verbinden nennt man Scholastik ↗

Eine Philosophie der Physik


Das mittelalterlich-scholatische Denkten bemühte sich, alle Teile der Welt und alle Aspekte des menschlichen Lebens und Erlebens als Ausdruck einer wohlgemeinten Ordnung zu verstehen. Die Physik, die Naturwissenschaften und die Mathematik wurden als Zeichen und Anleitung genutzt und verstanden, die Weltordnung besser verstehen zu können. Noch Goethe dachte mit seiner Farbenlehre in dieser Tradition, wenn er sinnegemäß sagte, dass die Natur über die Farben zu uns spräche, um ihren Sinn zu offenbaren. Der modernen Physik ab dem 18ten Jahrhundert ist dieser Anspruch weitgehend verloren gegangen. Die heutige Physik beschreibt nur jene Aspekte der Welt, die sich in mathematischen Regeln formulieren lassen. Wenn aber etwa Quantenphysiker fordern, dass die Physik heute einen neuen Immanuel Kant benötigt[4], so kommt darin vielleicht auch zum Ausdruck, dass die Physik erst dann sinnvoll gedeutet werden kann, wenn sie als Teil einer höheren Wirklichkeit verstanden wird. Siehe dazu auch Philosophie der Physik ↗

Fußnoten