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Retrokausalität

Physik

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Basiswissen


Als Retrokausalität bezeichnet man eine zeitliche Umkehr von Ursache und Wirkung: bei einer Retrokausalität kommt zuerst die Wirkung und erst zeitlich danach die Ursache. Eine solche in der Zeit rückwärts gerichtete Wirkung erwogen zum Beispiel die Physiker Richard Feynman[2] und Gerard 't Hooft[5]. Anders gesagt: Ereignisse der Zukunft beeinflussen Ereignisse der Gegenwart. Das Konzept führt zu ernstzunehmenden logischen Problemen.[3] Ob Retrokausalität physikalisch nachgewiesen werden kann wird unter anderem kontrovers[4] diskutiert am Beispiel des sogenannten Delayed-Choice-Experiment[s] ↗

Fußnoten


  • [1] John Archibald Wheeler: The “past” and the “delayed-choice” double-slit experiment. In: Marlow, R. (ed.) Mathematical Foundations of Quantum Theory, pp. 9–48. Academic Press, New York. 1978. Siehe auch Delayed-Choice-Experiment ↗
  • [2] Dass der Fluss der Zeit auch rückwärts laufen kann, das lässt der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman (1918 bis 1988) am Beispiel der Streuung von Photonen an Elektronen offen. Er beschreibt eine "befremdliche, aber reale Möglichkeit", nämlich "ein Elektron emittiert ein Photon, eilt in der Zeit zurück, um ein Photon zu absorbieren und setzt dann seinen Weg in der Zeit vorwärts fort". In: Richard Feynman: QED: Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie. Piper Verlag. 1. Auflage 1992. ISBN: 3-492-21562-9. Dort, zusammen mit einer Skizze, auf Seite 114, und dann noch einmal ausführlicher auf Seite 116. Siehe auch QED (Feynman) ↗
  • [3] Könnte ein Ereignis in der Zeit rückwärts Abläufe im Weltgeschehen verändern, könnte bei ausreichender Freiheit der Gestaltung, ein Mensch die Geburt seiner eigenen Eltern verhindern und damit auch seine eigene Existenz unmöglich machen. Wenn es also nur einen einzigen zeitlichen Ablauf gibt, der sich nicht mit jeder Einflussnahme in verschiedene parallele Universen aufspaltet, dann muss sicher gestellt sein, dass bei jeder Wirkung in die Vergangenheit hinein der Ablauf der Geschichte ab dort bis zur aktuellen Gegenwart konsistent gehalten wird. Die damit verbundenen logischen Probleme sind gleich denen bei einer Zeitreise ↗
  • [4] Ellerman, David (2012-12-11). "A Common Fallacy in Quantum Mechanics: Why Delayed Choice Experiments do NOT imply Retrocausality
  • [5] Der niederländische Physik Gerard t'Hooft hat ein physikalisches Weltbild entworfen, das nach streng klassisch-deterministischen Naturgesetzen abläuft. Anders als in der Quantenphysik üblich nimmt er an, dass die fundamentalen Prozesse nicht zufällig sind. Als Preis für sein klassisches Weltbild akzeptiert er eine Retrokausalität. Einen fiktiven Kritiker lässt er ausssprechen: "you have used ‘retrocausality’ to establish your laws of nature." Und er selbst antwortet dann: "Well, the view presented in the main body of this paper is, that the laws of nature are usually time-reversal invariant, and this means
that if a complete state of the universe is known at present, it also causes limitations to the allowed states in the past, and that is where our constraints come from." In: Gerard t'Hooft: Time, the arrow of time, and Quantum Mechanics. 2018. Online: https://doi.org/10.48550/arXiv.1804.01383

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