Mondabstand
Etwa: 384 Tausend Kilometer
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- 2025
Basiswissen|
Definition|
Bestimmung (historisch)|
Aristarchus von Samos|
Der Mondabstand des Hipparchos|
Wie stark schwankt der Mondabstand?|
Hatte der Mond immer denselben Abstand zur Erde?|
Was ist die Methode der Monddistanz?|
Persönliche Anmerkung|
Fußnoten
Basiswissen
Der Abstand des Mondes von der Erde wird oft mit 384.400 km, ausgesprochen als dreihundertvierundachtzigtausendvierhundert Kilometer.[5] Der Abstand des Mondes von der Erde ist aber nicht die direkte Sichtstrecke von Oberfläche zu Oberfläche sondern von Mittelpunkt zu Mittelpunkt.
Definition
- Der Mond bewegt sich auf einer ellipsenartigen Bahn um die Erde.
- Ellipsenartig meint hier: wie ein leicht zusammengedrückter Kreis.
- Manchmal ist der Mond näher an der Erde, manchmal weiter entfernt.
- Die kleinste Abstand heißt Perigäumsabstand: 356 400 km Perigäum ↗
- Der größte Abstand heißt Apogäum: 404 000 km Apogäum ↗
- Das sind die zwei extremsten möglichen Wert.
- Dazwischen schwankt der Mondabstand ständig.
- Im zeitlichen Mittel liegt der Abstand bei etwa:
- 384 400 Kilometern.[6]
Bestimmung (historisch)
Aristarchus von Samos
Eine Idee zur Bestimmung des Abstandes des Mondes von der Erde beruht auf Annahmen dazu, was bei einer Mondfinsternis passiert und einfachster geometrischer Formel zum Kreisumfang. Mit dieser Methode erzielte Aristarchos erstaunlich gute Werte. Wie er vorging, ist beschrieben auf der Seite Mondabstand (Aristarchos) ↗
Der Mondabstand des Hipparchos
Im Jahr 190 vor Christus fand im östlichen Mittelmeer eine Sonnenfinsternis statt. Dabei verdeckte der Mond die Sonne nicht an allen Orten gleich stark. Aus der Annahme einer kugeligen Erde und den durch den Mond verdeckten Teilen der Sonne konnte der griechische Astronom Hipparchus rückwärts berechnen, dass der Mond mindestens 71 und höchstens 81 Erdradien von uns entfernt ist. Tatsächlich sind es etwa 60 Erdradien. Zu der Zeit hatte bereits Eratosthenes (276 bis 190 v. Chr.) den Umfang und damit auch den Radius der Erde näherungsweise korrekt bestimmt[3]. Damit konnte man dann auch in etwa den Abstand des Mondes zumindest von seiner Größenordnung her abschätzen. Siehe auch Eratosthenes ↗
Wie stark schwankt der Mondabstand?
Da die Bahn des Mondes um die Erde kein perfekter Kreis ist, sondern eher auf eine Ellipse, schwankt der Abstand tatssächlich um mehrere Zehntausende Kilometer, maximal um über 50 Tausend Kilometer. Interessante Stichworte sind hier Perigäum (erdnächster Punkt), Apogäum (erdfernster Punkt) und Exzentrizität. Siehe mehr dazu im Artikel zur Mondbahn ↗
Hatte der Mond immer denselben Abstand zur Erde?
Nein, zur Zeit seiner Entstehung, vor über 4 Milliarden Jahren in der fernen Zeit des Hadaikums, lag die Bahn des Mondes sehr viel näher an der Erde. Er sah dann auch von der Erde aus gesehen sehr viel größer als heute. Seit seiner Entstehung bewegt er sich mit jährlich etwa 3,8 Zentimetern von der Erde. Siehe auch Mondentstehung ↗
Was ist die Methode der Monddistanz?
Monddistanz heißt wörtlich übersetzt auch Mondabstand. Damit bezeichnet man aber nicht den Abstand des Mondes zur Erde. Monddistanz in der Navigation (Seefahrt) steht für den Winkelabstand des Mondes zu einem anderen Himmelskörper, etwa zu einem Stern oder der Sonne. Über die Messung eines solchen Abstandes konnten Seefahrer früher ihre geographische Länge bestimmen, also abschätzen wie weit östlich oder westlich sie sich befanden. Zur Monddistanz im Sinne der Navigation siehe mehr unter Monddistanz ↗
Persönliche Anmerkung
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Jugendlicher zum ersten Mal erkannte, dass das Wort Mondabstand mindestens zweideutig sein müsste. War der Abstand von Oberfläche zu Oberfläche gemeint? Oder der Abstand von Mittelpunkt zu Mittelpunkt? Ich kam mir damals vor wie ein kleiner Entdecker. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass ich in den Was-ist-Was Büchern und ähnlichen Werken, zig mal vorher über das Wort hinweggelesen hatte. Dabei kannte ich die Zahl 384.000 Kilometer auswendig. Aber mir ist bis zu meinem "Erweckungserlebnis" niemals in den Sinn gekommen, genauer nachzuhaken was das Wort genau bedeuten könnte. Aber mit diesem Erlebnis war für mich eine Tür aufgestoßen zum kritisch-skeptischen Lesen. Mit kritisch oder skeptisch meine ich dabei nicht, dass man ständig alle möglichen großen Theorien oder allgemein akzeptierten Fakten querulantenhaft hinterfragt. Ich meine damit, dass man sich beim Lesen oder Zuhören ständig wach hält, nach der präzisen Bedeutung von allen Worten zu fragen. Worte mit ihren Bedeutungen im Vagen zu lassen, mahnte etwa der große englische Schriftsteller George Orwell 1946, ist eine der großen Sünden vieler Schriftsteller. Und dabei verlottert das Denken (so Orwell). Wer möchte, kann als kleine Übung einmal die folgenden Worte auf ihre Bedeutung hin abklopfen:- a) Größe: was ist größer, eine lange dünne Stricknadel oder ein kleiner Apfel?
- b) Kreis: was ist ein Kreis: nur die Linie (im Kreis gehen) oder die ganze Scheibe (Kreis anmalen)?
- c) Senkrecht: kann ein waagrechter auf dem Boden liegender Stamm gleichzeitig senkrecht zu einem Gehweg liegen?
Was bei diesen drei einfachen Beispielen aus der Schulmathematik kurz nach der Grundschulzeit harmlos und vielleicht auch bedeutungslos erscheint, kann beim kritiklosen Konsum politisch bedeutsamer Worte schnell andere Folgen haben. Das hat George Orwell mit vielen lebendigen Beispielen aus seiner Zeit der 1930 und 1940er Jahre mehrfach gezeigt.[32] Wer möchte kann beim Lesen oder Sprechen ständig nachhaken. Was genau meinen Worte wie:
- a) Demokratie: geht das auch ohne Minderheitenschutz?
- b) Fortschritt: kann es den auch in eine falsche Richtung geben?
- c) Klimakastrophe: braucht es dafür eine Mindestanzahl Toter?
Das Spiel mit den Bedeutungen von Worten ist für meinen Geschmack in der Werbung und der Außendarstellung von Unternehmen oft besonders perfide. Wenn etwa die Bahn Zugverbindungen ersatzlos streicht wird das oft mit dem Satz verkauft, dass dadurch das Angebot zuverlässiger und stabiler werden. Wörtlich genommen kann das richtig sein. Vollends zuverlässig wäre es in letzter Konsequenz, wenn gar keine Züge mehr fahren. Darauf wäre dann 100-%-ig Verlass. Gerade der Umgang mit den Naturwissenschaften, so meine Meinung, ist eine guter Lehrmeisterin darin, sich kritisch immer wieder selbst zu fragen, was genau denn dieses oder jenes Wort hier bedeuten soll.
Fußnoten
- [1] G. J. Toomer: Hipparchus on the Distances of the Sun and Moon. In: Archives for the History of the Exact Sciences 14: 126–142. 1974.
- [2] Der Große Atlas der Ozeane. Orbis Verlag. Sonderausgabe 1990. ISBN: 3-572-02824-8-X. Seite 39.
- [2] Alan W. Hirschfeld: The Race to Measure the Cosmos, Freeman, New York, 2001.
- [3] Eratosthenes and the Circumference of the Earth. Nature 152, 473 (1943). https://doi.org/10.1038/152473a
- [4] E. Silbernagel: Die Erste Bestimmung Der Größen- Und Entfernungsverhältnisse Des Mondes Und Der Sonne Gegenüber Der Erde. Die Astronomie von ihren Anfängen bis auf den heutigen Tag. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1925, pp. 10-11. https://doi.org/10.1515/9783486751482-006
- [5] "the Earth–Moon distance is defined to be that between the centres of the two bodies" In: Jean Meeus: The mean distance from the Earth to the Moon. British Astronomical Association. January 20th, 2019. Online: https://britastro.org/journal_contents_ite/the-mean-distance-from-the-earth-to-the-moon
- [6] "Die mittlere Entfernung des Mondes beträgt 384 403". In: Der Artikel "Mond". Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 6. November 2025. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/mond/9945