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Homogenität (Soziologie)


Beispiele


Basisiwissen


Soldaten in einer Armee, Mitglieder einer Partei, Anhänger einer Moderichtung: eine soziale Gruppe ist im Hinblick auf ein bestimmtes Merkmal homogen, wenn alle Mitlgieder der Gruppe für dieses Merkmal dieselbe Ausprägung haben. Das Gegenteil von sozialer Homogenität ist die soziale Differenzierung. Das ist hier mit einigen Beispielen weiter vorgestellt.

Karl Marx' soziale Klassen


Der Sozialtheoretiker Karl Marx (1818 bis 1883) sah in Gesellschaften vor allem eine Unterscheidung nach Ausgebeuteten und Ausbeutern[1]. Für ihn war die Gesellschaft unterteilt in Klassen. Das wesentliche Merkmal war die wirtschaftliche Stärke. Menschen innerhalb einer Klasse hatten bezüglich des Merkmals der Wirtschaftskraft eine ähnliche Ausprägung (schwach, stark). Siehe auch soziale Klasse ↗

Ludwik Flecks Denkkollektiv


Der Pole Ludwik Fleck (1896 bis 1961) beschrieb anhand eines hitorischen Beispieles aus der Medizin wie Wissenschaftler auf eine ähnliche Weise denken, gemeinsame Werte und Interessen teilen[2]. Diese Gleichartigkeit im Denken ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit in einer wissenschaftlichen Gruppe[3]. Fleck prägte dazu den Begriff vom Denkkollektiv ↗

Bourdieus soziale Felder


Der Franzose Pierre Bourdieu (1930 bis 2002), ein Pionier der Milieutheorie, entlehnte aus der Physik den Begriff des Feldes (französisch champs) und übertrug ih auf die Soziologie[4]: innerhalb des Feldes der Literatur gelten damit ganz andere Regeln als im Feld der Bildung. Bourdieus zeigte an vielen Beispielen aus Algerien und Frankreich seiner Zeit, wie und durch welche Prozesse sich Menschen innerhalb eines soziales Feldes ähneln und Homogenität ausbilden. Siehe mehr dazu im Artikel soziales Feld ↗

Der Echoraum schafft Homogenität


Einzelne Menschen neigen dazu, die Gemeinschaft anderer Menschen mit ähnlichen Werten und Interessen zu suchen. Das ist eine bemerkenswerte Tatsache, die nicht logisch zwingend ist. Es wäre auch denkbar, dass Menschen vor allem die Nähe zu Andersdenkenden suchen. Das scheint aber nur selten der Fall zu sein. Wo sich Menschen mit ähnlichen Werten treffen, werden diese oft durch sehr wirksame Mechanismen verstärkt bis hin zu einem sogenannten Echoraum ↗

Homogenität in der Provinz


Provinzialismus, oft abwertend gebraucht, steht für eine Lebenseinstellung, die die engen örtlichen Gepflogenheiten und Interessen als Leitwerte betrachtet. In der Provinz entstehen dann oft sehr homogene Gemeinschaften in denen die Menschen einen ähnlichen Dialekt sprechen (z. B. Hessisch), bestimmte Nahrungsmittel bevorzugen (z. B. Apfelwein) und kulturelle Unterscheidbarkeit (Brauchtum) pflegen. Siehe auch Provinzialismus ↗

Homogenität als Präadaptation für ein soziales Überwesen?


Der französische Soziologe Rene Worms (1869 bis 1929) legte im Jahr 1896 ein Buch[4] vor, in dem er die Gesellschaft in enger Analogie zu einem biologischen Körper sah (corps sociale). Worms ging davon aus, dass ganz ähnliche Gesetze für das Zusammenleben von Zellen in einem Organismus gelten wie auch für Menschen in einer Gesellschaft. Worms beschrieb wie Zellen innerhalb von einem Körperorgan ähnliche Aufgaben erfüllen, also diesebezüglich homogen sind und übertrug das auf Gesellschaften. Die Eigenschaft von Menschen, sich äußeren Bedingungen anzupassen, insbesondere die Zielsetzungen ihrer Umgebung zu übernehmen, könnte man als eine Vorabanpassung, eine Präadaption an die Bedürfnisse eines sozialen Überwesens deuten. Siehe mehr zu diesem hypothetischen Gedanken im Artikel zur Ursuppe (Technosphäre) ↗

Fußnoten