Azimut
Astronomie
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Basiswissen ·
Die Grundidee des Azimut ·
Das Azimut mit dem Nordpunkt ·
Azimut und ähnliche Begriffe ·
Das Azimut mit dem Südpunkt ·
Fußnoten
Basiswissen
Das Azimut, auch der Aziumut[9] oder Azimutalwinkel[4] ist ein Horizontalwinkel[6] auf dem Horizont. Er gehört zum sogenannten horizontalen Koordinatensystem der Astronomie, welches die Horizontebene als Bezug benutzt. Das Azimut gibt dann sinngemäß eine Art Längengrad eines Himmelskörpers an der gedachten Himmelskugel an. Das ist hier kurz vorgestellt.
Die Grundidee des Azimut
Um die Lage eine Himmelskörpers an der scheinbaren Himmelskugel für einen Beobachter auf der Erde anzugeben, verwendet man in der Astronomie meist zwei Koordinaten. Diese Koordinaten haben je nach verwendetem Koordinatensystem unterschiedliche Namen. Das Azimut gehört zu dem Koordinaten, bei dem der für Menschen leicht sichtbare Horizont (etwa am Meer) als Bezug dient. Das Azimut gibt dann an, wie weit man den Kopf von einer vereinbaren Startrichtung (Südpunkt, Nordpunkt) aus nach links oder rechts drehen müsste, dass man dann in Richtung des gewünschten Himmelskörpers blickt. Das Azimut ist damit ein Horizontalwinkel[4][6]. Die dazugehörige Höhe, in die man blicken müsste, ist die sogenannte Elevation [Höhenwinkel] ↗
Das Azimut mit dem Nordpunkt
Der Nordpunkt als Ausgangsrichtung ist vor allem nachts wesentlich leichter zu finden als der Südpunkt. Das spricht für die Verwendung des Nordpunktes als Ausgangspunkt[2][10]. Anschaulich gedacht, findet man den Nordpunkt über einen gedachten "Himmelsturz" des Polarsterns: wenn man den Polarstern am Himmel gefunden hat, denkt man ihn sich als senkrecht nach unten herabfallend. Dort wo er dann auf den nördlichen Horizont träfe, liegt der Nordpunkt. Nun geht man mit dem Himmelskörper, für den man das Azimut angeben will, genauso vor: man lässt den Himmelskörper gedanklich senkrecht nach unten auf den den Horizont fallen. Nun kann man den Winkel zwischen diesen beiden gedachten Aufschlagpunkten bestimmen. Alternativ kann man auch einen herabhängenden Faden mit Gewicht unten so halten, dass der Faden sowohl durch den Himmelskörper als auch den Horizont geht. Dabei kann man den Winkel sowohl in östlicher oder westlicher Richtung bestimmen[2], was man dann aber mit angibt (östlicher Azimut, westlicher Azimut). Siehe auch Nordpunkt ↗
Azimut und ähnliche Begriffe
In der Astronomie verwendet man unterschiedliche sphärische (kugelige) Koordinatensysteme. Sie ähneln alle dem geographischen Koordinatensystem mit Längen- und Breitengraden:
- Horizontalwinkel im Bezug auf das äquatoriale System Rektaszension ↗
- Horizontalwinkel im Bezug auf das horizontale System Azimut ↗
- Horizontalwinkel im Bezug auf das ekliptikale System Ekliptikale Breite ↗
- Höhenwinkel im Bezug auf das äquatoriale System Deklination (Astronomie) ↗
- Höhenwinkel im Bezug auf das horizontale System Elevation (Astronomie) ↗
- Höhenwinkel im Bezug auf das ekliptikale System Ekliptikale Länge ↗
In der Hobbyastronomie üblich ist die Verwendung des äquatorialen Systems. Der Himmelsnordpol mit dem Polarstern ist dabei ein leicht auffindbarer Punkt zur Orientierung. Siehe auch äquatoriales Koordinatensystem ↗
Das Azimut mit dem Südpunkt
Der Azimut kann auch im Bezug zum Südpunkt angegeben werden[3]. Jedoch ist der Südpunkt am Nachthimmel nicht leicht zu bestimmen. Bei Sternwarten kann seine Richtung fest angegeben sein, aber in der freien Natur eignet er sich weniger. Siehe mehr dazu unter Südpunkt ↗
Fußnoten
- [1] 1793: "der Vertical-Cirkel, in der Astronomie, ein Zirkel, welcher durch das Zenith und Nadir und einen gegebenen Punct[1159] auf der Fläche der Weltkugel gezogen wird, mit einem arabischen Nahmen, das Azimuth." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1159-1160. Online: http://www.zeno.org/nid/20000503932
- [2] 1841, Nordazimut: "Zur vollkommenen Bestimmung der Lage der Sterne muß man nun noch die Lage seines Scheitelkreises angeben, und dies geschieht, indem man im Horizont den Bogen mißt, um welchen der Durchschnittspunkt des Scheitelkreises mit dem Horizont vom Nordpunkte (dem Punkte, in welchem der Horizont vom Meridian geschnitten wird) östl. oder westl. entfernt ist. Dieser Bogen heißt das Azimuth, ein arab. Wort, welches Gegend des Himmels bedeutet." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 66. Online: http://www.zeno.org/nid/20000862177
- [3] 1854: Südazimut: "Azimuth, nennt man in der Astronomie die Entfernung des Höhenkreises eines Sterns vom Südpunkte des Horizonts. Das A. kann östlich oder westlich sein, je nachdem der Stern östlich oder westlich vom Südpunkte des Horizonts steht. Das A. und die Höhe des Sterns geben genau seine Stelle am Himmel an." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 360. Online: shttp://www.zeno.org/nid/20003218783
- [4] 1857: "Azĭmuth (arab., Astr.), der Winkel (Azimuthalwinkel), den sein Vertical am Zenith mit dem Meridiane macht; das Maß desselben ist ein Bogen des Horizonts. Je nachdem dieser Bogen vom Mittagspunkte ab nach O. od. W. auf dem Horizonte bis 180° fortgezählt wird, hat man einen östlichen od. westlichen A. A. der Magnetnadel, Bogen des Horizonts, zwischen dem magnetischen u.[110] dem eigentlichen Meridian. Daher Azimuthal, den Scheitelwinkel betreffend; Azimuthaldifferenz, der Unterschied zweier Azimuthe; ergibt sich in den Finsternißberechnungen, wenn man die Distanz des Mondes von der Sonne od. vom Stern mit dem Sinus des A-winkels multiplicirt. Azimuthalkreis, 1) so v.w. Almukantharat; 2) jeder in Grade etc. eingetheilte, wagerecht gestellte Kreis an einem astronomischen od. geodätischen Instrument, auf dem Horizontalwinkel gemessen werden. Azimuthallinie, die gerade Linie, welche den Durchschnitt der Verticalebene mit der des Horizonts bildet. Azimuthalquadrant, 1) jeder Quadrant, mit dem horizontale Winkel genommen werden; 2) bes. ein astronomischer Verticalquadrant, der an seiner Drehachse einen horizontalen, in 2 × 180° eingetheilten Kreis hatte, u. der, nachdem die Linie der 180° in die Mittagslinie gebracht worden, eines beobachteten Gestirns Höhe u. Azimuth zugleich angab. Durch die Vollkreise ersetzt." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 110-111. Online: http://www.zeno.org/nid/20009448764
- [5] 1904, Bestimmung in der Geodäsie: "Azimutbestimmung, die Aufgabe, die Meridianlinie in der Ebene des Horizonts des Beobachtungsorts festzulegen zum Zweck der »Orientierung«. Für weniger genaue Bestimmung geht man oft direkt auf diese Nord-Süd-Linie aus" In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 425-428. Online: http://www.zeno.org/nid/20005964326
- [6] 1907: "Horizontalwinkel, auch Azimutalwinkel, nennt man diejenigen Winkel, welche von lotrechten (vertikalen) Richtungsebenen gebildet und demnach unmittelbar bestimmt werden durch die Schnittlinien, welche diese Lotebenen mit der scheinbaren Horizontfläche bilden, oder mit andern Worten, die Projektion beliebig geneigter Winkel auf die Horizontfläche. Zur Messung dieser Winkel dient vornehmlich der Theodolit (auch Astrolabium und eventuell Bussole) mit Horizontal- (Azimutal-) Kreis und Kippfernrohr; zur unmittelbaren Aufzeichnung derselben dient der Meßtisch mit Diopterlineal oder Kippregel (s. Meßtisch). Ueber Horizontalwinkelmessung mit dem Theodoliten s. diesen sowie den Art. Triangulierung." Verfasst von Reinhertz. In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 139. Online: http://www.zeno.org/nid/20006046835
- [7] 1911: "Azimūt (arab.), der Bogen des Horizonts zwischen dem Meridian und dem Höhenkreis des Gestirns; gemessen mit dem Universalinstrument (s.d.)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 134. Online: http://www.zeno.org/nid/20000929565
- [8] 1984, der Südazimut, in: K. Schaifers, G. Traving: Meyers Handbuch Weltall. 6. Auflage. Bibl. Institut, Mannheim 1984, ISBN 3-411-02155-1.
- [9] Um 2020: Grammatisch: "Substantiv (Maskulinum, Neutrum). Astronomie Winkel zwischen der Vertikalebene eines Gestirns und der Südhälfte der Meridianebene, gemessen von Süden über Westen, Norden und Osten" In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 4. November 2023. Online: https://www.dwds.de/wb/Azimut
- [10] Die Software Stellarium scheint den Nordazimut zu verwenden. Positioniert man in einer Simulation die Sonne genau auf den Punkt ihrer höchsten Erhebung, ihre Kulmination, so wird als Azimut 180° angezeigt. Das ist der Azimut zu Nordpunkt. Der Azimut zum Südpunkt wäre dann ansonsten 0° gewesen, was aber in der Software nicht der Fall ist.