Überakademisierung
Didaktik
Grundidee
„Alle wollen Abi“[7]: verschiedene Autoren sprechen von einem „Akademisierungswahnsinn“[8] oder einer Überakademisierung unserer Bildung. Sie meinen damit meist, dass zu viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eine Bildung Richtung Hochschulstudium einschlagen[10]. Seltener wird die Akademisierung des Schulstoffes selbst betrachtet. Dass der Schulstoff selbst zu akademisch vermittelt werden könnte betrachtet der Artikel Überakademisierung (Didaktik) ↗
Fußnoten
- [1] 1854, akademisch "bezeichnet alles, was sich auf Universität bezieht; es gibt z.B. akademische Freiheiten, Bürger, Lehrer, Grade u.s.w." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 85-86. Online: http://www.zeno.org/nid/20003187586
- [2] 1857, akademisch nennt man, "was Bezug auf eine Akademie (s.d. 6)–8), bes. aber auf eine Universität hat, so Akademischer Senat, die aus dem Rector (Prorector) u. den ordentlichen Professoren od. im engern Sinne den Decanen der Universität zusammengesetzte Verwaltungsbehörde einer Universität". Und so weiter. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 241. Online: http://www.zeno.org/nid/20009322124
- [3] 1904, akademisch auch abwertend: "Akademisch, in den bildenden Künsten Bezeichnung für das Hergebrachte, Regelrechte, häufig mit dem Nebensinne des Pedantischen; in der Technik das Schulgemäße, aus Büchern Erlernte, im Gegensatz zum Wissen aus Erfahrung." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 107. Online: http://www.zeno.org/nid/20005950708
- [4] 1905, mit Bezug auf eine Universität, auch pedantisch: "Akadēmisch, auf eine Akademie (Universität) bezüglich; z. B. akademischer Senat, akademischer Bürger, akademische Studien, Würden, akademische Freiheit, akademische Gerichtsbarkeit (s. Universitäten). Auch allgemein: gelehrt, schulmäßig. Daher parlamentarisch Gegensatz von praktisch oder aktuell. In der Kunstkritik: schulgerecht, regelmäßig, mit dem Nebensinn: steif, pedantisch." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 221. Online: http://www.zeno.org/nid/20006203418
- [5] 1911, in Bezug auf Universtiäten, in Tradition erstarrt: "Akadēmisch, was sich auf die Akademie bezieht; gewöhnlich aber von Universitäten gebraucht, so akademische Bürger, die Studierenden, weil sie unter den akademischen Gesetzen und der akademischen Gerichtsbarkeit (jetzt auf Handhabung der Disziplin beschränkt) stehen. Akademische Freiheit, der Inbegriff der besondern Rechte und Immunitäten der Studierenden, sowie die Lehr- und Lernfreiheit. In der bildenden Kunst heißt A., oft mit dem Nebenbegriff des Pedantischen, diejenige Richtung, welche das Hauptgewicht mehr auf die Beobachtung der überlieferten Kunstformen und Regeln legt, als auf eine selbständige Weiterbildung derselben." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 28. Online: http://www.zeno.org/nid/20000890642
- [6] 2024: mit Bezug zu Hochschulen, lebensfern: "2) Universitäts-, Hochschul- ⟨das akademische Viertel⟩ 2) [übertragen] allzu gelehrt, lebensfern". Der Artikel "akademisch". In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 6. Januar 2024. Online: https://www.dwds.de/wb/akademisch
- [7] Rainer Dollase: Alle wollen „ABI“ und „UNI“. Über tabuisierte Ursachen von Bildungshysterie und Bildungsdünkel. In: Paula Bodensteiner, Josef Kraus (Hrsg.): Akademikerschwemme versus Fachkräftemangel. Hanns-Seidel-Stiftung. 2016, S. 21–54.
- [8] Julian Nida-Rümelin: Der Akademisierungswahn. Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung. Körber-Stiftung, 2014, ISBN 978-3-89684-161-2.
- [9] P. J. Sloane: Much ado about Nothing? What does the Overeducation Literature Really Tell us? In: F. Büchel, A. de Grip, A. Mertens (Hrsg.): Overeducation in Europe. Cheltenham 2004, ISBN 1-84376-361-3, S. 11–45.
- [10] Im Jahr 2013 gab es mit 500 Tausend Einschreibungen an Hoschulen und nur 482 Tausend begonnen Ausbildungen in Deutschland erstmals mehr neue Studenten als Auszubildende. In: Eva Hertzfeldt: DPhV warnt vor den Folgen einer Überakademisierung. TeachersNews. Artikel vom 4. November 2013. Online: https://web.archive.org/web/20141105153319/http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/bildungspolitik/029266.php
- [11] "Verschulung des Kindergartens, ein fixer Blick auf Noten sowie der Trend zur Akademisierung – eine Eskalationsspirale höherer Bildung setzt Kinder und Eltern unter enormen Erfolgsdruck": die emeritierte Professorin Margrit Stamm (Universität Freiburg) sieht eine allgemeine "Optimierungs- und Hochleistungskultur", die aber letztendlich zu "ausgepressten Leistungspotenzialen" führe. In: Margrit Stamm: Überleister und Langsamlerner – die auf Erfolg getrimmte Konkurrenzgesellschaft droht unsere Kinder mehr und mehr zu überfordern. Gastkommentar in der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) vom 21. Mai 2021. Online: https://www.nzz.ch/meinung/ueberleister-und-langsamlerner-kinder-und-konkurrenzgesellschaft-ld.1625751
- [12] "Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Personen mit einer starkenAusprägung des Merkmals Introversion tendenziell besser im Studium abschneiden als extravertierte Personen." In: Mario Fabianek: Welche Merkmale beeinflussen den Erfolg im Studium? Diplomarbeit. Diplomica Verlag GmbH. 2004. ISBN: 9783832480738. Dort die Seite 16.
- [13] Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Ersterscheinung bei Benno Schwabe & Co. in Basel. 1935. Seite 130. Siehe auch Ludwik Fleck ↗