Subjekt-Objekt-Spaltung
Physikalisch
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Definition
Wenn der Mensch denkt, so zerlegt er die Welt dabei unbewusst in ein erkennendes Subjekt und die von ihm erkannten Gegenstände, die Objekte. Jaspers bezeichnete diese Trennung als die Subjekt-Objekt-Spaltung[1].
Die Subjekt-Objekt-Spaltung als Kategorie des Intellekts
Karl Jaspers (1883 bis 1969) sah in der Trennung eines erkennenden Subjekts von den betrachten Objekten ein Denkweise, der man sich nicht entziehen kann. Das führt hin zu der Konsequenz, dass dort, woe sich das Subjekt selbst betrachtet, es sich sozusagen auch von sich selbst abtrennt und zum Objekt macht.
ZITAT:
"Allen […] Anschauungen ist eines gemeinsam: sie erfassen das Sein als etwas, das mir als Gegenstand gegenübersteht, auf das ich als auf ein mir gegenüberstehendes Objekt, es meinend, gerichtet bin. Dieses Urphänomen unseres bewußten Daseins ist uns so selbstverständlich, daß wir sein Rätsel kaum spüren, weil wir es gar nicht befragen. Das, was wir denken, von dem wir sprechen, ist stets ein anderes als wir, ist das, worauf wir, die Subjekte, als auf ein gegenüberstehendes, die Objekte, gerichtet sind. Wenn wir uns selbst zum Gegenstand unseres Denkens machen, werden wir selbst gleichsam zum anderen und sind immer zugleich als ein denkendes Ich wieder da, das dieses Denken seiner selbst vollzieht, aber doch selbst nicht angemessen als Objekt gedacht werden kann, weil es immer wieder die Voraussetzung jedes Objektgewordenseins ist. Wir nennen diesen Grundbefund unseres denkenden Daseins die Subjekt-Objekt-Spaltung. Ständig sind wir in ihr, wenn wir wachen und bewußt sind."[1]
"Allen […] Anschauungen ist eines gemeinsam: sie erfassen das Sein als etwas, das mir als Gegenstand gegenübersteht, auf das ich als auf ein mir gegenüberstehendes Objekt, es meinend, gerichtet bin. Dieses Urphänomen unseres bewußten Daseins ist uns so selbstverständlich, daß wir sein Rätsel kaum spüren, weil wir es gar nicht befragen. Das, was wir denken, von dem wir sprechen, ist stets ein anderes als wir, ist das, worauf wir, die Subjekte, als auf ein gegenüberstehendes, die Objekte, gerichtet sind. Wenn wir uns selbst zum Gegenstand unseres Denkens machen, werden wir selbst gleichsam zum anderen und sind immer zugleich als ein denkendes Ich wieder da, das dieses Denken seiner selbst vollzieht, aber doch selbst nicht angemessen als Objekt gedacht werden kann, weil es immer wieder die Voraussetzung jedes Objektgewordenseins ist. Wir nennen diesen Grundbefund unseres denkenden Daseins die Subjekt-Objekt-Spaltung. Ständig sind wir in ihr, wenn wir wachen und bewußt sind."[1]
Dieser Gedanke geht nicht auf Jaspers zurück. Die fundamentale Trennung von Subjekten und Objekten war bereits Allgemeingut in populären Lexika um das Jahre 1900.[2] Bedeutsam ist aber die Wichtigkeit, die Jaspers eben dieser Trennung zugesteht. Im Rahmen der Physik, überhaupt der Philosophie, wird die Trennung weiter diskutiert im Artikel Subjekt-Objekt-Dualismus ↗
Fußnoten
- [1] Karl Jaspers: Einführung in die Philosophie. [1953] 25. Auflage, R. Piper, München 1986, Neuausgabe 1971. ISBN 3-492-10013-9. Dort ab Seite 24.
- [2] Die Trennung von Subjekt und Objekt wird bereits in einem Lexikon aus dem Jahr 1907 deutlich beschrieben: "Objekt (lat. von objicere = entgegenstellen, vorstellig machen), Gegenstand, eigtl. das Dargebotene, bedeutet allgemein dasjenige, womit sich ein Subjekt geistig beschäftigt. Das Verhältnis des Subjektes und Objektes ist also zunächst ein rein innerliches, ein Empfinden, Vorstellen, Wahrnehmen, Denken oder Erkennen. Das Objekt ist eine Kategorie oder Grundform des Erkennens. Von der Existenzweise des Objektes selbst ist dabei noch ganz abgesehen; Gegenstand der subjektiven Betätigung ist alles, was dem Bewußtsein gegeben ist, jedes Gedankending. Ursprünglich von Duns Scotus (1265-1308) ab bis in das 18. Jahrhundert hieß es denn auch das, was »im Vorstelligmachen liegt und hiermit auf Rechnung des Vorstellenden fällt«. Objekt bedeutet aber jetzt, seit Kant (1724-1804), im engeren Sinne den dem Bewußtsein durch die Wirklichkeit gegebenen Gegenstand, mithin das Reale in seinem Verhältnisse zum Subjekte. Ohne das Subjekt ist also auch das Objekt in diesem engeren Sinne nicht vorhanden. Dies haben J. G. Fichte und Schopenhauer richtig hervorgehoben: Gegenstand der Betrachtung ist ein Ding nur unter Voraussetzung von einem Betrachtenden. Daher muß von dem Objekte das Reale an sich geschieden werden, das aber für unser Wissen keine Rolle spielt (vgl. Ding an sich). Vielfach wird jedoch, was nur Verwirrung hervorrufen kann, das Reale unabhängig von unserem Bewußtsein auch Objekt genannt. Es ist empfehlenswert, diesem verwirrenden Sprachgebrauchs nicht zu folgen. – Objekt bezeichnet auch das Ziel unseres Handelns, das, worauf unser Streben und Tun gerichtet ist. Eins der schwierigsten Probleme ist die Existenz der objektiven Welt. Es löst sich durch die Erkenntnis, daß das unserem Bewußtsein in der Empfindung Gegebene ein Ungewolltes und nicht Abzuweisendes ist. – Objektivität heißt Gegenständlichkeit, und zwar, gemäß den obig entwickelten Bedeutungen, sachgemäßes Denken oder Gedachtwerden oder dem Menschen bewußte Realität, oder auch Sachlichkeit der Darstellung, im Gegensatz zur subjektiven, persönlichen Auffassung. Das Objektive steht mithin zwar dem Persönlichen gegenüber, ist deshalb aber keineswegs immer real oder wirklich, da Gegenstand unserer Betrachtung sowohl ein Ding als auch eine Vorstellung sein kann. In der Kunst heißt Objektivität die Darstellung, welche den Gegenstand zur Geltung kommen läßt, während die subjektive Darstellung ihn sich unterordnet. Plastik, Epos und Drama sind objektive, Lyrik und Musik subjektive Künste. Auch die Wissenschaft soll nach Objektivität (sine ira et studio) streben. Objektiv gültig heißt das, was für alle vernünftigen Wesen Gültigkeit hat, objektiv gut, was sie alle als solches anerkennen. Vgl. subjektiv. Eucken, Geistige Strömungen der Gegenwart. 1905. S. 11 ff." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 402-404. Siehe auch unter http://www.zeno.org/nid/20007172982">Objekt ↗
- [3] Karl Raimund Popper: Die Quantentheorie und das Schisma der Physik. Mohr Siebeck, Tübingen. 2001. Zuerst auf Englisch niedergeschrieben im Jahr 1955.