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Rote Waldameise

Formica rufa

© 2018 - 2025




Basiswissen


Die rote Waldameise, Latein Formica rufa, ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Mit ihrer Körperlänge von gut einem Zentimeter ist sie ideal für Beobachtungen mit dem bloßen Auge.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Bis gut 10 Millimeter lang: Formica rufa. Das Bild entstand im Sommer 2020 auf der Nordseeinsel Wangerooge. Dieselbe Ameisenstraße war bis mindestens noch 2024 lebendig. 2024 schien sie aber weit weniger belebt gewesen zu sein als die Jahre zuvor.☛


Körperbau


Trotz großer Unterschiede zwischen einzelnen Völkern, kann man verallgemeinern, dass die Körperlänge bei Arbeiterinnen und Männchen von 4,5 bis 11 Millimeter reicht. Der Körper ist wie bei allen Insekten in drei Abschnitte unterteilt: Kopf, Brust (Thorax)[2] und Hinterleib (Gaster) unterteilt. Und ebenso wie alle Insekten hat auch die Rote Waldameise sechs Beine.

MERKSATZ:

1.0 Der Körperbau der Roten Waldameise folgt dem allgemeinen Bauplan aller Insekten.

Auffällig rot gefärbt sind der schmale Mitteilteil des Körpers, die Gelenke der Beine und die Unterseite des Kopfes.

Beobachtung der roten Waldameise


Von der iberischen Halbinsel bis zum Baikalsee in Sibirien kann man die Rote Waldameise gut an sonnigen Waldrändern finden, vor allem in Nadelwäldern[10]. Wegen ihres großen Körpers ist sie leicht zu beobachten. Schon mit einer einfachen Kamera oder einem Handy, lassen sich die Tiere gut filmen[3].



Rote Waldameisen aus der Nähe, hier gefilmt in der Heidelandschaft der Nordseeinsel Wangerooge, Juli 2020.

Es ist faszinierend, einem einzelnen Tier längere Zeit mit dem Blick zu folgen. Man lebt regelrecht mit, wenn eines der Tierchen eine schwierige Aufgabe zu lösen hat, etwa einen schweren Gegenstand eine steile Böschung hochschieben will.

Die Laufgeschwindigkeit der Ameisen


Betrachtet man eine einzelne Ameise bei ihrem Lauf, so stellt man fest, dass sie immer wieder wechselt zwischen einem kurzen und schnellen Lauf von vielleicht einer Sekunde Dauer und einer kurzen Pause.



Achte darauf, wie die Tierchen wechseln zwischen kurzen schnellen Läufen und einem darauffolgenden kurzen Stopp. Hier wird die Durchschnittliche Geschwindigkeit über mehrere Dezimeter abgeschätzt.

Für etwa 70 Zentimeter entlang eines Maßbandes brauchte eines der Tierchen auf diese Weise gut 40 Sekunden. Eine andere Ameise legte in gut 18 Sekunden rund 30 Zentimeter zurück. Damit kommt man auf eine durchschnittliche Geschwindigkeit von fast 2 Zentimetern pro Sekunde (2 cm/s).



Während des kurzen Sprintlaufs sind die Ameisen schneller als im längeren Durchschnitt.

Die Auswertung der Aufnahmen in Zeitlupe führt zu Sprintgeschwindigkeiten von 3 bis vielleicht 5 Zentimetern pro Sekunde oder rund 30 bis 50 Millimetern pro Sekunde.

Die Rote Waldameise als kollektive Intelligenz


Die Rote Waldameise lebt in großen Kolonien. Die Tiere bilden ein hohes Maß an Arbeitsteilung[4] aus. Dabei greifen die vielen verschiedenen Arbeitsschritte der Tiere auf gut abgestimmte Weise ineinander. Dabei sind die Tiere erstaunlich lernfähig[5].

MERKSATZ:

2.0 Rote Waldameisen bilden eine sogenannte kollektive Intelligenz

Man spricht von einer kollektiven, das heißt gemeinschaftlichen Intelligenz, wenn die Gruppe, das Kollektiv, denkerische Leistungen vollbringen kann, die über die Fähigkeiten von jedem einzelnen Tier hinausgehen. Siehe mehr unter kollektive Intelligenz ↗

Die Rote Waldemeise als eusoziales Tier


Eine Rote Waldameise für sich alleine wäre nicht länge überlebensfähig. Nur im Kollektiv, dem Insektenstaat[6], kann sie ihre Rolle erfüllen. Dabei zeigen einzelne Tiere echten Altruismus[7]. Bemerkenswert ist auch, dass viele der Tiere Arbeiterinnen sind, die keine Chance auf eine individuelle Fortpflanzung haben.

MERKSATZ:

3.0 Rote Waldameisen sind ein Beispiel für eine sogenannte Eusozialität.

Die Ausbildung starker sozialer Bande bezeichnet man auch als Eusozialität[8]. Eusozialität ist in der Evolution bei verschiedenen Arten zu verschiedenen Zeiten immer wieder neu entstanden. Eusozialität gilt als eine Vorstufe einer sogenannten Metaysystem-Transition[9], wenn zum Beispiel viele einzelne Individuen zu einem neuen Überkörper verschmelzen, dem Metaorganismus. Siehe auch Eusozialität ↗

Fußnoten


  • [1] Zu den großen Unterschieden im Körperbau der Roten Waldameise siehe zum Beispiel: SKALDINA, O., & SORVARI, J. (2020). Phenotypic diversity in red wood ants (Hymenoptera: Formicidae): Is kinship involved? EJE, 117, Article 27-33. Online: https://doi.org/10.14411/eje.2020.003
  • [2] Da die Brust (Thorax) der Roten Waldameise mit dem ersten Glied des Hinterleibs verwachsen ist, bezeichnet man das schmale Mittelteil der Roten Waldameise Mesosoma (Mittelkörper).
  • [3] Dabei aber bitte darauf achten, dass man nicht versehentlich auf eines der Tiere tritt. Ich habe mich zur Beobachtung oft langsam flach auf den Bauch gelegt und dann längere Zeit den Blick auf einen Ort einer Ameisenstraße gerichtet.
  • [4] Arbeitsteilung ist ein typisches Merkmal komplexer Insektenstaaten, ist aber nicht auf solche beschränkt. Siehe auch Arbeitsteilung ↗
  • [5] Ivan Iakovlev, Zhanna Reznikova: Red Wood Ants Display Natural Aversive Learning Differently Depending on Their Task Specialization. In: Front. Psychol., 29 March 2019. Sec. Comparative Psychology. Volume 10 - 2019. Online: https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00710
  • [6] Bei Insekten spricht man tatsächlich von Völkern und Staaten. Siehe mehr unter Insektenstaat ↗
  • [7] Als Altruismus bezeichnet man eine extreme Form von Selbstlosigkeit, etwa die Selbstopferung für die Gruppe beim Angriff eines Feindes. Siehe auch Altruismus ↗
  • [8] Eusozialität ist nicht auf Insekten beschränkt. Sie kommt auch bei Einzellern, manchen Krustentieren und sogar Säugetieren vor. Siehe mehr unter Eusozialität ↗
  • [9] Die Idee, dass Insektenvölker als Ganzes wie ein Individuum wirken geht mindestens bis ins 19te Jahrhundert zurück. Evolutionsbiologen bezeichnen den Übergang von einer Gesellschaft hin zu neuen Überorganismus als Metasystem-Transitionen ↗
  • [10] Die Rote Waldameise kommt "vorwiegend in Nadelwäldern; die Arbeiterinnen errichten die hohen "Kuppelnester" "vorwiegend aus Fichtennadeln". In: Heiko Bellmann:Welches Insekt ist das? Kosmos Naturführer. Franckh-Kosmos Verlag. Stutgart. 2020. ISBN 978-3-440-16447-1. Dort die Seite 172.