Autoflut
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Basiswissen
Autoflut steht sinnbildlich für eine unerwünscht große Dichte oder Anzahl von Autos. Der Begriff wird meist abwertend verwendet: Und so wie sich die Gezeiten täglich ins Wattemeer ergoßen, nur um sechs Stunden später wieder aus ihm herauszuströmen, so ergoß sich täglich eine Autoflut in unsere Städte und acht Stunden später wieder heraus.
Anstieg der Zulassungszahlen im Jahr 2020
Im Jahr 2020 erhöhte sich die Anzahl der angemeldeten PKW in Berlin und Leipzig um jeweils 1,1 Prozent, in Hannover um 1,2 sowie in Dortmund und Freiburg um 1,7 Prozent. Am stärksten war der Zuwachs mit 2,2 Prozent in Bochum.[1]
Stand der Zulassungszahlen im Jahr 2020
Im bundesweiten Schnitt stieg die Autodichte von Anfang bis Ende 2020 von 575 Autos auf 580 Autos je 1000 Einwohner zu. Die Zahl der in Deutschland registrierten Pkw stieg auf 48,2 Millionen. Das Wort Autoflut steht hier im übertragenen Sinn für einen Anstieg.
Traffic Jam: ein prophetisches Lied
Im Jahr 1974 landete die Popgruppe Sailor mit dem Lied Traffic Jam (Verkehrsstau) einen Hit. Das Lied besingt das Vordringen der Automobilkultur. Beginnend mit dem historischen Model T von Henry Ford (Henry Fords Model T with an engine on wheels) begann das Automobil seinen Siegeszug (a crazy race began with a car for every man). Das Ende der Geschichte wird ein weltweiter Stau sein, bei dem Ampeln unser Leben bestimmen werden:
- We're heading for a great big worldwide traffic jam
- With only red lights, green lights, yellow lights to be our guiding hand
Hier klingen zwei dystopische Aspekte an: die Überfüllung der Welt durch technologische Geräte. Etwa 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung werden Geologen vorschlagn, unsere geologische Gegenwart das Anthropozän zu nennen, die auch geoogisch von Menschen geprägte Zeit. In der zweiten Zeile wird die Technik als Taktgeber und Richtungsweiser unseres Lebens beschrieben. Hier schwingt die Idee mit, dass Menschen die Herrschaft über ihr Tun möglicherweise an Maschinen abgeben. Diese Idee nannte man in einer umfassenden Sicht auch Technologische Singularität. Beide Ideen, der überbordende Flächenverbrauch und der Kontrollverlust, fasst später der Autor Kazem Sadegh-Zadeh zusammen zur Idee einer dystopischen Globalmaschine ↗
Die Idee des Kontrollverslusts wird in der darauffolgenden Strophe unterstrichen. Das Auto emanzipiert sich von einem reizvollen Spielzeug zu einem Selbstläufer:
- It's the twentieth century's technical toy, full of buttons and dials, full of comfort and joy
- But the number's going up, I wonder where it's gonna stop
- The limousine, hot rod, Beetle and the van
- It's gonna go way out of hand
Die Popgruppe bezieht klar Stellung...
- With all the hoots and the toots and the traffic brutes to fill our loving land
... und fragt nach dem Ausgang der Geschichte:
- I wonder who's gonna win this great big race
- Mechanical man or the natural pace?
- For the world's getting smaller and the time's getting shorter every day
Zahlen zum Lied Traffic Jam
Für das Jahr 1970 lag der Fahrzeugbestand im Gebiet der ehemaligen DDR bei 2,979 Millionen, für das Gebiet der damaligen BRD bei rund 16,781 Millionen, zusammen also fast 20 Millionen[3]. Die Anzahl hat sich bis 2020 dann fast verzweieinhalbfacht auf rund 48 Millionen[1]. Und die Tendenz ist weiter ansteigend (I wonder where it's gonna stop).
Fußnoten
- [1] Statistisches Bundesamt, zitiert in: Mehr Verkehr. Autodichte in Großstädten steigt weiter an. Der Spiegel Online. 21. Juni 2021.
- [2] Sailor: Traffic Jam [Text auf dem Cover der gleichnamigen Schallplatte]
- [3] Quelle: Statistisches Bundesamt, Hg., Datenreport 1992. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Bonn, 1992, S. 376-77.