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Populismus


Soziologie


Definition


Der Große Brockhaus[1] definiert Populismus als „eine um »Volksnähe« bemühte Politik, die Stimmungen der Unzufriedenheit und der akuten Notlage aufgreift.“ Kurz vorgestellt wird hier die Idee, dass die leichte Verführbarkeit von Menschen durch Populismus evolutionäre Wurzeln haben könnte.

Der Mensch wie das Tier: die Soziobiologie


Der menschliche Körper zeigt noch Spuren unserer fernen stammesgeschichtlichen Vergangenheit. Als Embryo bilden Menschen den Ansatz eines Schwanzes aus, der aber später rückentwickelt wird[3]. Und Verhaltensbiologen deuten das Aufreissen des Mundes bei aggressiven Handlungen (z. B. schreiend-drohende Fussballfans) als ein Fletschen der Zähne als mögliche Beisswaffen, so wie es auch Hunde oder Affen tun, die ihre Zähne tatsächlich als Waffe einsetzen[4]. Die Idee, dass der Körperbau und die Verhaltensweisen vor allem durch die Geschichte ihrer stammesbiologischen Evolution erklärt werden können, wird ausgearbeitet von der Forschungsrichtung der Soziobiologie ↗

Der Mensch als Ergebnis der Evolution?


Während die Soziobiologie soziales Verhalten von Tieren und Menschen insgesamt betrachtet, beschränkt sich die evolutionäre Psychologie mehr auf das menschliche Sozialverhalten. Dort wurde herausgearbeitet, das ein roter Faden durch fast alle populistischen Strömungen der Appell an Gruppenreflexe ist. Als Auslöser dient dabei meist weniger ein offensichtlicher Egoismus oder Eroberungswille (wie etwa beim politischen Sozialdarwinismus), sondern vorallem Angst vor einem Auflösen der eigenen Gruppe von außen. Abgelehnt werden Ausländer, Fremde, Andersdenkende etc. Der evolutionäre Nutzung wird darin gesehen, dass kampfstarke Gruppen entstehen, die sich im Wettkampf um Ressourcen erfolgreicher als andere durchsetzen können. Siehe auch evolutionäre Psychologie ↗

Populismus als Motor der Evolution?


Populistische Strömungen greifen Themen und Gefühle auf, die in Menschen besonders leicht erregbar zu sein scheinen. Sie handeln oft von "Konflikten zur Ressourcenverteilung, die Verteidigung der Gruppe, die Diskriminierung des Fremden sowie von Versuchen die Fortpflanzung zu regulieren.[2]" Diese Eigenschaften lassen sich möglicherweise einfügen in die Idee, dass eine darwinistische Evolution auf Gruppenebene a) überhaupt erst einmal Gruppen benötigt. Was in der klassischen Biologie die Artenbildung wäre, wäre in der sozialen Realität dann die Gruppenbildung. Desweiteren müssen die Gruppen b) gegeneinander konkurrieren. Sie müssen im Wettbewerb um begrenzte Ressourcen (Land, Nahrung, kulturelle Symbole, Geld) stehen. Das ist in einem darwinstischen Denkuniversum offensichtlich. Weniger offensichtlich ist, dass Gruppen ein solches Interesse an der Regulation der Fortpflanzung haben sollten (Familie als Kerninstitution, Verbote sexueller Selbstbestimmung). Hier greift vielleicht die Idee, dass Gruppen in ihrem Inneren schädliche Konkurrenz möglichst ausschalten müssen. Eine Quelle schädlicher Konkurrenz ist der Zwang der Gruppenmitglieder, ihre eigenen Gene gegen die Gene anderer Gruppenmitglieder zu fördern. Dieser Genegoismus liegt oft im Widerstreit mit dem Gruppennutzen. Der Genegoismus kann aber abgemildert werden, wenn die Fortpflanzung nach starren Regeln erfolgt, auf die individuelles Konkurrenzverhalten keinen Einfluss hat. Und der Genegoismus kann ganz ausgeschaltet werden, wenn alle Nachkommen einer Gruppe eine gemeinsame, kanalisierte Keimbahn haben. Das ist zum Beispiel der Fall bei vielen sozialen Insekten (Insektenstaaten) sowie beim Nacktmull als einzigem Säugetier. Bei Affenherden und Menschen tendieren das dominante Alpha-Tier und der Gruppenführer mit Harem zu diesem Zustand. Kurz: Populismus könnte so gedeutet werden, dass er dazu beiträgt, kampfeswillige und effiziente Gruppen für eine darwinistische Evolution zu fördern. Ein biologischer Fortschritt geht dann über von der Höherentwicklung einzelner Menschen auf die Höherentwicklung sozialer Gruppen mit Hilfe einer Gruppenselektion ↗

Fußnoten