R


Soziobiologie


Evolution


Basiswissen


Verhalten ist evolutionär geprägt: Genvorteile bestimmen tierisches und menschliches Verhalten maßgeblich (oder vollständig): das ist die Arbeitshypothese der wissenschaftlichen Forschungsrichtung der Soziobiologie. Hier werden kurz einige Schlüsselkonzepte vorgestellt.

Beispiel Körperform und Kleidung


Der Biologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt hat in einem Buch[3] eine Reihe von menschlichen Verhaltensweisen beschrieben, die er letztendlich immer auf evolutionär angelegte Muster zurückführt, die man auch bei Affen oder noch älteren Vorfahren beobachten kann. Behandelt werden beispielsweise der militärische Gruß, Tänze mit hohen Sprüngen und militärische Epauletten. Ganz in diesem Sinne könnten zum Beispiel die Formen von bestimmten Militärhelmen in Anlehnung an die Schädelform von Gorillas gedeutet werden. Beim Gorilla diente Schädelauswüchse der Verbesserung der Hebelwirkung der Beißmuskeln. Haben menschliche Helm-Schmiede eine Art genetischer Erinnerung daran umgesetzt, wenn sie Helmen Kämme und Wülste gaben?

Beispiel Kindesmord


Löwenmännchen, die ein fremdes Männchen in einem Kampf töten, gehen dann oft eine Verbindung mit dem Weibchen des getöteten Gegners ein. Hat die Löwin Kinder, so beißt der Löwe die Kinder erst tot. Dieses Bild wird oft als Beispiel zitiert, um den Zweck böser Handlungen aufzuzeigen: der Löwe möchte, das seine neue Partnerin all ihre Ressourcen darauf verwendet, seinen Genen möglichst gute Zukunftschancen zu schaffen. Fremde Kinder würden unnütze Ressourcen abziehen und müssen deshalb getötet werden.

Beispiel Veblen-Effekt


Steigt der Preis für eine bestimmte Weinsorte, kann gerade dadurch die Nachfrage ansteigen: der scheinbar paradoxoxe Effekt, dass eine Verteuerung zu mehr Absatz führt erklärt der US-amerikanische Ökonom Thorstein Veblen darüber, dass Menschen mit dem Anspruch von Reichtum und Macht wahren Reichtum und Macht nach außen als fälschungssicheren Beweis auch darstellen müssen. Der Kauf sehr teurer Dinge ist ein solcher Beweis. Eine Analogie dazu aus der Welt der Vögel ist das prächtig Pfauenkleid: es dient Weibchen als täuschungssicherer Nachweis gesundheitlicher Fitness der Männchen. Siehe mehr zu diesem Gedanken im Artikel zum Veblen-Effekt ↗

Das Böse als Fortschrittsmotor


In Goethes Faust stellt sich Mephistopheles selbst vor als "ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft". So etwa ließe sich eine Grundannahme der Soziobiologie fassen: was wir als Böse empfinden ist ein notwendiger Teil darwinistisch-evolutionärer Entwicklungsprozesse, nämlich als notwendige nicht verzichtbare Selektion (Biologie) ↗

Widerlegung durch Altruiusmus?


Soziobiologische Mechanismen wären außer Kraft gesetzt, wo echter Altruismus auftritt: Altruismus ist definiert als ein Verhalten, das sich vorrangig am Wohl anderer orientiert und dabei das eigene Wohl hinten an stellt. Wie könnte man es soziobiologisch erklären, dass ein Erwachsener in einen eiskalten Wintersee springt, um das Leben eines fremden Kindes zu retten. Soziobiologen suchen hier nach Erklärungen, wie auch solches Verhalten letztendlich den eigenen Genen helfen kann. Das Thema wird ausführlich behandelt in Richard Dawkins Buh "Das egoistische Gen". Siehe auch Altruismus ↗

Die Soziobiologie als Rechtfertigung von Krieg


Als im 19ten Jahrhundert der Darwinismus als Erklärung für viele biologische Phänomene akzeptiert wurde, wurde er bald auch auf das menschliche Zusammenleben übertragen. Der Kampf der Völker - individuelle Ausbeutung und Krieg eingeschlossen - wurde zur individuellen Pflicht im Sinne eines evolutionären Fortschrittsprozesses gesehen. Diese Denkrichtung nennt man heute auch Sozialdarwinismus ↗

Die evolutionäre Psychologie als Teilgebiet


Während die Soziobiologie das soziale Verhalten von Tieren wie auch Menschen gemeinsam biologistisch, meist evolutionsbiologisch, zu deuten versucht, bezeichnet man das auf menschliches Sozialverhalten beschränkte Forschungsgebiet als evolutionäre Psychologie ↗

Fußnoten