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Wasserwalze (Hoffnungsthal)

Wasserbau

© 2025




Basiswissen


In dem kleinen Örtchen Hoffnungsthal, etwas südöstlich von Köln gelegen[1], überquert die Hauptstraße den Fluss Sülz[2]. Über ein Geländer kann man vom Bürgersteig aus senkrecht nach unten auf das Unterwasser des Wehrs[3] blicken. Dort lassen sich gut die Wirkung horizontaler Wirbel mit Kehrwasser und senkrechter Walzen erkennen, insbesondere wenn Treibgut im tosenden Wasser gefangen ist.

Die Wasserwalze im Video


Am 25. Januar 2025 wurden schwere Stücke von sogenanntem Kurzholz, auf Länge gesägte Stücke von Baumstämmen, gefilmt. Mehrere dieser schweren Holzstücke wurden immer wieder unter Wasser gedrückt und tauchten kurz darauf mit sichtbarer Wucht ein kleines Stückchen weiter flussabwärts wieder auf. Das ist die Wirkung der vertikalen Wasserwalze. Gleichzeitig kann man auch beobachten, dass die schweren Stücke Holz auch eine Kreisbewegung an der Oberfläche machen. Das ist die Wirkung horizontaler Wasserwirbel.



25. Januar 2025, das Wehr im Ort Hoffnungsthal bei Köln

Man beachte auch, dass die Wirkung der Walze bis direkt zum linken Ufer reicht. Interessant ist auch das Verhalten der kleineren Stücke von Treibgut, weiter rechts im Bild. Mit etwas Geduld kann man herausfinden, wie lange die Stücke aus Holz unter Wasser gedrückt bleiben.

Menschen in Wasserwalzen


Wasserwalzen, so wie man sie hier sieht, werden als eine tödliche Gefahr für Schwimmer beschrieben. So sei im Jahr 2009 ein 30-jähriger Mann an einem Wehr an der Isar ertrunken. Der Leichnam wurde erst zwei Wochen später wieder an die Oberfläche gespült.[4] Wer in eine solche Wasserwalze geraten ist, und sie nicht an der Oberfläche schwimmende verlassen kann, sollte sich mit dem Wasser nach unten ziehen lassen und versuchen, nahe am Grund dem Bereich der Walze zu entkommen.[4][5] Aus der Schweiz stammt ein Bericht, dass ein 48 Jahre alter Mann in einer Walze an einem Wehr ertrunken ist, wo die Fallhöhe des Wassers nur 70 Zentimeter betrug.[7]

Weißwasser: ein Loch im Wasser


Als Weißwasser oder auch weißes Wasser[6] bezeichnet man stark aufgeschäumtes Wasser: Luft und Wasser vermengen sich. Das führt dazu, dass das Wasser sehr viel weniger Auftrieb hat. So benötigt man als Schwimmer besonders viel zusätzliche Energie, um sich überhaupt - wenn möglich - an der Oberfläche zu halten. Vielleicht lässt sich der Effekt mit einem Stück Holz in einer Schüssel nachstellen, wenn man unter dem Holz Luftperlen einbläst?

Gefahren durch Treibgut


Am 14. und 15. Juli 2021 ereignete sich in Nordrhein-Westfalen ein Jahrhunderthochwasser durch Dauerregen. Davon war auch Hoffnungsthal betroffen. In einer Mitteilung eines örtlichen Vereins hieß es dazu: "Rekordwerte der Pegelstände in Hommerich u. Hoffnungsthal · Großflächige „Deich“-Überflutungen“ ab ca. 22 Uhr in Hoffnungsthal, mit entsprechenden Schäden an Gebäuden · Enorme Wassermengen über kleinere Zuflüsse aus den Bergen (z.B. Brunsbach-Knipperbach), durch Verklausung zusätzliche Rückstauungen und Überflutungen".[8]

Nun stelle man sich die schweren Stücke aus Holz vor, wenn sie mit der Wucht angeschwollener steiler Bäche auf Schuppen, Häuser oder sogar Personen treffen. Man spricht von einer Gefährdung durch Anprallung.[9] Wo sich Treibgut an Brücken oder anderen Wasserbauwerken oder an engen Stellen ansammelt, kann es zu einer weiteren Anstauung des Gewässers führen. Diesen Effekt bezeichnet man als Verklausung.[10]

Interessant ist hier die Frage, ob und falls ja potentiell gefährliches Treibgut regelmäßig am Wehr in Hoffnungsthal geborgen wird. Oder ist es realistisch, dass bei niedrigem Wasserstand die Wirkung der Walze nachlässt und das Treibgut freigegeben weiter flussabwärts treibt? Aber selbst dann stellt es noch eine Gefahr dar, etwa für Wassersportler - oder bei einem Hochwasser für Gegenstände im überfluteten Bereich.

Quaestiones


  • 1) Saugt sich Holz mit der Zeit mit Wasser fest und sinkt es dann dauerhaft zu Boden?
  • 2) Gilt schweres Treibgut in Flüssen als Gefährdung, etwa für Badende, Boote oder bei Hochwasser?
  • 3) Wird Treibgut an diesem Wehr in Hoffnungsthal aktiv aus dem Wasser geholt?
  • 4) Gibt es Vorkehrungen für einen Unfall? Rettungsringe? Rettungsseile? Ausstiegshilfen am Rand?

Fußnoten


  • [1] Das Wehr ist etwa 16,7 Kilometer Luftlinie vom Kölner Hauptbahnhof entfernt, etwa Richtung Ost-Süd-Ost.
  • [2] Die Sülz ist ein etwa 24,7 Kilometer langer Fluss, der in die Agger mündet. Die Agger wiederum mündet in die Sieg und diese letztendlich bei Mondorf nahe Bonn in den Rhein.
  • [3] Sigrun und Arnulf Stroncik: "Früher diente das Wehr zum Betrieb der unmittelbar daneben gelegenen Volberger Mühle, die schon im 18. Jahrhundert erwähnt wurde. Die Wasserkraft (heute sagt man ja erneuerbare Energie) der Sülz machte man sich beim Mahlen von Getreide zunutze. Anfang des 20. Jahrhunderts kam der Fortschritt ins Tal. Die Gebrüder Blech tauschten das Wasserrad der Mühle gegen eine Turbine aus, die elektrischen Strom erzeugte." Ab 1902 gab es in Hoffnungsthal elektrischen Strom. Mehr dazu in: Band 36 des Geschichtsvereins Rösrath »Hoffnungsthal – ein geschichtliches Bilderbuch«.
  • [4] "Als am Ostersamstag 2009 ein 30-Jähriger in einer Wasserwalze an der Isar ertrank, dauerte es zwei Wochen, bis er wieder an die Oberfläche gespült wurde." In: Thomas Schmidt: Todesfalle Wasserwalze: So entkommt man der tödlichen Strömung. Merkur.de Münchener Zeitungs-Verlag GmbH & Co. KG. Artikel vom 28. Juli 2010. Online: https://www.merkur.de/bayern/entkommt-toedlichen-stroemung-856830.html
  • [5] "Wer in eine außendrehende Walze geraten ist, sollte mit schnellen kräftigen Schwimmstößen den Gefahrenbereich verlassen oder die Sog-Kraft des Wasserfalls ausnutzen und mit der am Grunde des Wasserfalls wegführende Strömung ruhigeres Wasser erreichen. Innendrehende Walzen lassen auch dem geübten Schwimmer fast keine Chance. Sie bedeuten höchste Lebensgefahr." In: Ausbilderhandbuch Rettungsschwimmen der DLRG, Neuauflage 2009, 2. korrigierte Auflage 2012, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (Hrsg.), Bad Nenndorf.
  • [6] Sogenanntes "Weisses Wasser" ist eine besondere Gefahr. Weisses Wasser ist aufgeschäumtes Wasser "das voller Sauerstoff [gemeint ist wohl Luft an sich] ist und den Menschen deshalb nicht mehr trägt. Man hat kaum eine Chance, sich an der Oberfläche zu halten oder an Land zu schwimmen." Und: "Die beste Möglichkeit, jemanden zu retten, sei, ihm ein Seil zuzuwerfen, sagt Binaghi. Wenn die ertrinkende Person es greifen kann, könne man sie herausziehen." Sowie: "Um Menschen besser aus der Walze retten zu können, wird die Stadtpolizei Zürich in den nächsten Tagen am Wehr spezielle, mobile Leitern montieren." In: Marisa Eggli: Die Limmat ist nicht das Alpamare. Züricher Tagesanzeiger. 13. Juli 2020. Online: https://www.tagesanzeiger.ch/die-limmat-ist-nicht-das-alpamare-583719256871
  • [7] Die Glatt, ein kleiner Fluss in der Schweiz, war im Jahr Ort eines tödlichen Unfalls. An einem Wehr, wo das Wasser nur 70 Zentimeter nach unten fällt, wollte ein 48 Jahre alter Mann einem Kollegen helfen, der dort schwimmend in Schwierigkeiten geraten war: "Gemäss ersten Erkenntnissen der Kantonspolizei wollte der 48-Jährige einem Kollegen helfen, der in Schwierigkeiten geraten war, und geriet dabei selber in die Wasserwalze." In: Susanne Anderegg: 48-Jähriger ertrinkt in einer Wasserwalze. Tödlicher Unfall in der Glatt. 9. August 2020. Züricher Tagesanzeiger. Online: https://www.tagesanzeiger.ch/48-jaehriger-ertrinkt-in-einer-wasserwalze-926305775380
  • [9] Gefahren durch Treibgut: Treibgut ist "schwimmfähiges Material, das besonders bei Hochwasser angetrieben wird. Treibgut ist die Hauptursache für Verklausungen. Weiterhin stellen der Anprall an Gebäude und die Ablagerung im überschwemmten Gebiet Gefahren dar." In: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Der Artikel "Treibgut". Stand 30. März 2025. Online: https://www.wasser.sachsen.de/fachbegriffe-13030.html#a-13045
  • [10] Eine Verklausung im Sinne des Wasserbaus ist ein "teilweiser oder vollständiger Verschluss des Gewässerquerschnitts durch Treibgut, auch in Verbindung mit Geschiebe. Besonders gefährdet sind Brücken, Wehranlagen, Rohreinläufe, scharfe Krümmungen und andere Engstellen. Die Verklausung führt zu Rückstau und größeren überschwemmten Flächen. Der Anstieg des Wasserstandes stromauf der Verklausungsstelle erfolgt sehr schnell. Die Beräumung von Treibgut während eines Hochwassers ist teilweise gefährlich bis unmöglich." In: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Der Artikel "Treibgut". Stand 30. März 2025. Online: https://www.wasser.sachsen.de/fachbegriffe-13030.html#a-13049