Wasserstofffusion
Physik
Basiswissen
Bei der Verschmelzung von Kernen von Wasserstoffatomen wird sehr viel Energie frei gesetzt. Der Prozess findet natürlich zum Beispiel im Inneren von Sonnen statt[1]. In technischen Fusionsreaktoren gibt es verschiedene Reaktionsarten, die zumindest theoretisch denkbar sind. Diese sind hier kurz vorgestellt.
Verschiedene Fusionen von Wasserstoff
Die ersten drei Reaktionen können ablaufen. Da sie aber einen geringen Wirkungsquerschnitt haben, das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass sie stattfinden ist eher gering, spielen sie für die technische Nutzung praktisch keine Rolle. Damit spielt auch das häufigste natürliche vorkommende Wasserstoffisotop ¹H kaum eine Rolle bei der technisch nutzbaren Fusion:
- a) ¹H + ¹H -> ²D + ein Elektron + ein Gammateilchen[4]
- b) ¹H + ²D -> ³He + Gammateilchen
- c) ¹H + ³T -> ⁴He + Gammateilchen
Bei den sogenannten D-D-Reaktionen liegen die Verhältnisse günstiger. Diese Reaktionen haben einen günstigeren Wirkungsquerschnitt, treten also auch sehr viel öfters auf. Diese beiden Vorgänge haben in etwa dieselbe Wahrscheinlichkeit:
- d) ²D + ²D -> ³T + ¹p + 4,03 MeV
- e) ²D + ²D -> ³He + ¹n + 3,27 MeV
Nun können die Produkte, die Tritonen (³T) und die Heliumkerne (³He) erneut mit Deuterium verschmelzen, was dann Reaktionen mit einer noch sehr viel höheren Energie ergibt:
- f) ²D + ³T -> ⁴He + ¹n + 17,6 MeV[3]
- g) ²D + ³He -> ⁴He + ¹p + 18,3 MeV
Die frei werdenen Neutronen kann man mit dem Lithium-Isotop ⁶L, welche mit etwa 7,4 % im natürlichen Lithium vorhanden ist, verschmelzen. Dabei werden neue Tritonen frei:
- ⁶Li + ¹n -> ⁴He + ³T + 4,6 MeV
Diese Zusammenhängen führen zu Idee, dass ein Fusionsreaktion als Brennstoff vor allem Deuterium und Lithium benötigt. Die für die energetisch interessanten Prozesse nötige Tritium (Triton als Kern) ensteht dabei fortlaufend neu aus den Reaktionsprodukten. Das Tritium ist nur in kleinen Mengen am Anfang nötig.
Legende
- Die vorne am Buchstaben hochgestellten Zahlen sind die sogenannte Massenzahl ↗
- Das ¹H steht hier für ein Wasserstoffatom ohne Neutronen, das sogenannte Protium ↗
- Das ²D steht für Wasserstoffatom mit einem Neutron, das sogenannte Deuterium ↗
- Das ³T steht für ein Wasserstoffatom mit zwei Neutronen, das sogenannte Tritium ↗
- Das ¹p steht für ein Proton ↗
- Das ¹n steht für ein Neutron ↗
- Das ⁴He steht für einen Heliumkern mit zwei Neutronen Heliumisotope ↗
- Das ³He steht für einen Heliumkern mit einem Neutron Heliumisotope ↗
- MeV eine Energiemenge, siehe unter Megaelektronenvolt ↗
Fußnoten
- [1] Die Verschmelzung (Fusion) von Wasserstoffkernen in Sonnen nennt man Wasserstoffbrennen ↗
- [2] Eine sehr gute und ausführlich erklärte Übersicht zu verschiedenen technisch nutzbaren Fusionsreaktionen steht in: Oskar Höfling: Physik. Lehrbuch für Unterricht und Selbststudium. Fünfzehnte Auflage. 1994. ISBN: 3-427-41045-5. Dort ab Seite 944.
- [3] Den Prozess f nennt man auch die sogenannte Deuterium-Tritium-Reaktion ↗
- [4] Die p-p-Reaktion spielt aber im Inneren von Sonnen eine Rolle. Siehe dazu Proton-Proton-Reaktion ↗