Statisch
Bewegungslos
Basiswissen
Statisch heißt von der reinen Wortbedeutung her so viel wie unveränderlich, immer gleich. Das Wort kann dann verschiedenen Zusammenhängen angepasst werden, je nachdem was man als unveränderlich oder auch unwesentlich betrachten möchte. Das ist hier kurz mit Beispielen vorgestellt.
Statisch im Sinn der Mechanik
Die sogenannte Statik gilt als ein Teilgebiet der Mechanik und wird unterschieden von der Dynamik. Bei der Statik ist die zentrale Frage, welche Kräfte von außen an einem Körper angreifen müssen, sodass dieser in Ruhe bleibt oder seine Bewegung nicht ändern. Insbesondere betrachtet die Statik keine Kräfte, die sich aus Bewegungen selbst ergeben. Siehe auch Statik ↗
Statisch und stationär
Statisch heißt so viel wie bewegungslos. Davon abzugrenzen ist stationär. Bei einem stationären Zustand darf es Bewegung geben, aber bestimmte Größen ändern sich dadurch trotzdem nicht. Zum Vergleich zwischen statisch und stationär im Sinn der Physik lies unter stationär ↗
Statisch im Sinn der Kosmologie
Die Vorstellung des Weltalls war bis ins frühe 20te Jahrhundert eine weitgehende statische. Die Sterne und Planeten bewegten sich auf mehr oder minder festen Bahnen, bis in alle Ewigkeit. Zweifel an einem statischen Kosmos kamen unter anderem mit der Erkenntnis einer geologisch uns ganz fremden Erdgeschichte (um 1830)[2] sowie der biologischen Evolutionstheorie von Charles Darwin (1809 bis 1882), die den göttlich geschaffenen Lebewesen alleine schon durch die Idee einer "Entstehung der Arten" widersprechen musste[3]. In den 1920er Jahren schließlich schloss der belgische Priester Georges Lemaitre (1894 bis 1966) auf eine schnelle und möglicherweise anhaltende Ausdehnung des gesamten Weltraum[4]. Das letztendlich widersprach jeder Vorstellung einer statisch eingerichteten Welt. Aus Sicht der aktuellen Naturwissenschaften ist die weitere Entwicklung und insbesondere das physische Ende der Welt völlig offen. Das klassische, statische Weltbil des christlichen Mittelalters bezeichnet man heute als geozentrisches Weltbild ↗
Statisch im Sinn der Philosophie
Während man in der Physik statisch (bewegungslos) und stationär (ohne wesentliche Änderung) unterscheidet, bezeichnet man in der Philosophie zusammenfassend beide Ideen als statisch. Insbesondere gilt ein Weltbild als statisch, wenn es zwar noch Bewegung und Veränderung in der Welt geben darf, diese aber für die Welt als Ganzes nicht wichtig sind, sondern nur akzidentell (als unwesentlich hinzutretend). Das klassisch statische Weltbild ist jenes der mittelterlichen, christlichen Scholastik: "Jedes Ding war an seinem natürlichen Platz oder strebte dahin, auch die statische Ordnung des theologischen Kosmos paßte dazu[1]". In der katholischen Theologie wurde diese Weltbild ausgearbeitet hin zum heute noch für den Vatikan verbindlichen Thomismus ↗
Fußnoten
- [1] Jürgen Teichmann: Wandel des Weltbildes. Astronomie, Physik und Meßtechnik in der Kulturgeschichte. Mit Beiträgen von Volker Bialas und Felix Schmeidler. Herausgegeben vom Deutschen Museum in München, über die Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt. 1983. Das Zitat stammt aus dem Kapitel 6.2 "Die Verarbeitung der Antike im Mittelalter", dort auf den Seiten 199 und 200.
- [2] James Hutton: Theory of the Earth. With Proofs and Illustrations. Am Ende des Kapitels I (Theory of the Earth; or an Investigation of the Laws observable in the Composition, Dissolution, and Restoration of Land upon the Globe) beschreibt Hutton das Werden und Vergehen von Welten. Er schließt mit den Sätzen: "But if the succession of worlds is established in the system of nature, it is in vain to look for any thing higher in the origin of the earth. The result, therefore, of this physical inquiry is, that we find no vestige of a beginning,—no prospect of an end.” Online: https://www.gutenberg.org/files/12861/12861-h/12861-h.htm
- [3] Charles Darwin: Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe um’s Daseyn. Nach der zweiten [englischen] Auflage mit einer geschichtlichen Vorrede und anderen Zusätzen des Verfassers für diese deutsche Ausgabe aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Dr. H. G. Bronn. E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung und Druckerei, Stuttgart 1860. Siehe auch Darwinismus ↗
- [4] Eine Expansion des Universums war insbesondere wegen der physikalichen Rotverschiebung sehr wahrscheinlich. Die Entdeckung und Deutung des Effekts wird sowohl dem US-Amerikan Edwin Hubble aus auch dem Belgier Georges Lemaitre zugeschrieben. Siehe mehr unter Expansion des Universums ↗