Parabase (Goethe)
Definition
Basiswissen
Parabase[1] ist der Titel eines Gedichtes des Naturphilosophen Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832). Wie an vielen anderen Stellen auch, drückt Goethe dort seine Idee aus, dass die Welt Ausdruck einer alles durchziehenden Polarität ist.
Parabase
Freudig war, vor vielen Jahren,
Eifrig so der Geist bestrebt,
Zu erforschen, zu erfahren,
Wie Natur im Schaffen lebt,
Das sich vielfach offenbart;
Klein das Große, groß das Kleine,
Alles nach der eignen Art.
Immer wechselnd, fest sich haltend.
Nah und fern, und fern und nah;
So gestaltend, umgestaltend -
Zum Erstaunen bin ich da.
Polarität als Kernmotiv Goethes
Das Gedicht drückt eines der Kernmotive von Goethes (1749 bis 1832) Weltsicht aus: alles Lebendige spielt sich ständig schwankend zwischen zwei Extremen, zwei Polen ab. So lässt Goethe in seinem Faust den teuflischen Mephistoles auf die Frage wer er sei antworten: "Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft". Gerne verwebt Goehte Gegensatzpaare wie Gut und Böse, Nah und Fern, Groß und Klein oder auch Hell und Dunkel zu scheinbar paradoxen Vorstellungen (Klein das Große, groß das Kleine) und zeigt damit, wie sie untrennbar zum Weltganzen gehören. Insbesondere in seiner Farbenlehre [2] drückt Goethe diese Idee immer wieder neu und ausdrücklich aus. Siehe dazu auch den Artikel zu Goethes Polarität ↗
Fußnoten
- [1] "Parabāse (Parabăsis, grch.), in der alten attischen Komödie ein gewöhnlich vor der Mitte des Stücks eingeschalteter Teil, in dem der Chorführer im Namen des Dichters die Zuschauer anredete." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 351. Siehe auch Parabase ↗
- [2] Johann Wolfgang von Goethe: Zur Farbenlehre. Cotta'sche Verlagsbuchhandlung. 1810. Siehe auch Goethes Farbenlehre ↗